Am Donnerstagabend, den 7. August 2025, gelang es mir, Messier 7 zu fotografieren. Dies ist das letzte Messier-Objekt aus seiner 110 Objekte umfassenden Liste, das mir noch fehlte. Von allen anderen 109 Messierobjekten Unter "normalen" Umständen ist dieses Objekt für mich von meinem Wohnort Bad Lippspringe aus praktisch gar nicht zu erreichen. Denn es steht so südlich, dass er bei uns nur knappe 3° Grad über dem Horizont steigt. Da muss man schon eine wirklich klare Sicht und ideale Bedingungen in Richtung Süden haben, wenn man dieses Objekt fotografieren will. Messier hat seine Objekte ja von Paris aus beobachtet, da steigt M 7 doch etwas höher über den Horizont.
Ich hatte an diesem Tag jedoch eine nette Hilfe und eine großartige technische Unterstützung, die durch viele, viele Menschen möglich gemacht wurde.
Ich bin seit Jahren Mitglied in der "Vereinigung der Sternfreunde" (VdS) Deutschland. Dies ist DER Verein, in dem die deutschen Amateurastronomen organisiert sind, er hat rund 4000 Mitglieder. Und gemeinsam mit anderen, organisiert in einem Verein, kann man vieles erreichen.
So betreibt die VdS nicht nur in Deutschland eine eigene Sternwarte, sondern auch in Namibia auf der Hakos-Farm im südlichen Afrika. Diese Sternwarte kann von den Mitgliedern der VdS kostenlos genutzt werden. Und das beste daran ist, um diese zu nutzen brauche ich überhaupt nicht vor Ort in Namibia zu sein! Die komplette Sternwarte lässt sich heute "remote", also über das Internet steuern. Vom Öffnen des Dachs der Sternwarte, die Ausrichtung des Teleskopes, die Wahl von passenden Filtern für die Kamera am Teleskop, vom Sichern der Bilder bis hin zum Schließen des Sternwartendachs - alles geht automatisch über das Internet. Und der Standort in Namibia hat den großen Vorteil, dass dort an beinahe jedem Tag im Jahr die Sonne scheint, bzw. der Nachthimmel klar ist. (Okay, es gibt auch einzelne bewölkte oder sogar Regentage, aber doch viel, viel weniger als in Deutschland.)
Natürlich gibt es ein gewisses Regelwerk, an das sich alle halten müssen, die dort beobachten wollen. Es muss ja irgendwie koordiniert werden, das alle Interessierten gerecht Beobachtungszeit zugeteilt bekommen. Und wer tatsächlich die Geräte bedienen darf, muss eine gründliche Ausbildung haben, es soll ja auch nichts schief gehen. Deshalb durfte ich auch nicht allein beobachten, sondern musste dies mit einem sog. "Power-User" zusammen tun. Aber so etwas ist nur hilfreich! In meiner Session waren sogar gleich zwei Power-User dabei, Rainer und Yves, die sich auch untereinander gut verstanden und gegenseitig unterstützten. Es müssen ja auch eine ganze Menge an Details beachtet werden. Auf der Montierung sind übrigens gleich zwei unterschiedliche Teleskope montiert, welches ist dann zum Beispiel bestimmend für die Steuerung der Montierung? Und ist man auch auf einen "Notfall" wie zum Beispiel doch einsetzenden Regen vorbereitet? In welcher Reihenfolge muss welches einzelne Gerät eingeschaltet / abgeschaltet werden? Es wird zum Beispiel eine tiefgekühlte Kamera verwendet, diese braucht natürlich eine gewisse Zeit, um ihre Solltemperatur zu erreichen.
Um 19 Uhr haben wir mit dem Einrichten der Geräte begonnen. Dort ist jetzt Winter, es wird viel früher dunkel als bei uns. Und natürlich gab es ein paar "Überraschungen", eine Zeitlang zum Beispiel "zitterte" die Bildübertragung recht heftig, dann lies sich nicht alles auf Anhieb starten, aber der Fehler war auch nicht sofort offensichtlich. Also hieß es "zurück auf Start" und noch einmal alles neu probieren... Dadurch hat sich jedoch niemand von uns aus der Ruhe bringen lassen und schließlich, nach einer guten Dreiviertelstunde, war auch alles wie gewünscht am Laufen.
Eigentlich hätte ich mich dann verabschieden können, denn wenn es läuft, dann läuft es auch wirklich automatisch immer weiter. Für den richtigen "Abschluss" ist allein der Power-User verantwortlich, aber ich war doch trotzdem neugierig. Gegen 21:30 Uhr sollte die Montierung einen sog. "Meridian-Flip" durchführen (ein Fachausdruck für einen großen Schwenk der Montierung, wenn quasi das Fernrohr von einer Rechtsauslage in die Linksauslage geschwenkt werden muss.) Und so habe ich dann auch gleich noch gelernt, dass die Steuerung (N.I.N.A. heißt die Software) nach jedem Filterwechsel zunächst einmal wieder prüft, ob der Fokus auch immer noch richtig scharf eingeschaltet ist. Ist ja auch sinnvoll und daher logisch.
Am nächsten Tag kann man dann die vielen entstandenen Einzelbilder (und das sind so einige Gigabyte) und auch sog. "Kalibrierungsbilder" aus einer Cloud auf den eigenen PC herunterladen und mit der Bildverarbeitung beginnen.
Viel Erfahrung habe ich mit dem Thema "Bildverarbeitung" nicht. Meine Vespera-Systeme machen ja auch das alles automatisch. Bis ich so richtig "gute" Ergebnisbilder erstellt habe, wird also sicherlich noch so einiges Wasser aus der Lippequelle fließen.
Doch ein wenig möchte ich hier schon mal zeigen:
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Messier 7 am 7. August 2025 ((c)VdS-Remote-Sternwarte-Hakosfarm, Kleibrink/Dzieran) |
Für dieses Bild habe ich einfach nur die "lights", also die Einzelbilder, die an einem Takahashi ED160 Teleskop entstanden sind mit Hilfe der Software "Deep Sky Stacker" (Version 5.1.10) verarbeitet. Der offene Sternhaufen Messier 7 ist mit vielen seiner angeblich rund 100 Einzelsternen gut zu erkennen. Im "Hintergrund" fallen jedoch noch tausende weitere Sterne unserer Milchstraße ins Auge. Mit meinen Geräten wären diese an unserem Sternenhimmel über Bad Lippspringe sicherlich gar nicht sichtbar gewesen. Der Himmel über der Hakosfarm macht dies selbst in einer Nacht, zwei Tage vor Vollmond möglich.
Mein Sternfreund und Poweruser Rainer Kleibrink hat mir heute Nachmittag auch gleich eine erste schnelle Verabeitung des Bildes geschickt. Er hat dafür die Software "PixInsight" verwendet. Auf seinem Bild kommen sogar die unterschiedlichen Sternfarben zur Geltung:
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Messier 7 am 7. August 2025 ((c)VdS-Remote-Sternwarte-Hakosfarm, Kleibrink) |
Ich bin jedenfalls ganz begeistert von dieser Möglichkeit der Himmelsbeobachtung. Ganz herzlichen Dank an meine beiden "Poweruser" Reiner und Yves, aber auch alle anderen in der VdS, die dieses Projekt bislang realisiert haben. Diese erste Beobachtung an der Remote-Sternwarte wird sicherlich nicht meine letzte sein.