Mittwoch, 11. Mai 2022

11. Mai 2022: Sonne, Mond und ein Schwarzes Loch in M 87

 In den letzten Tagen gab es wieder eine Reihe schöner Abende, die man gut zur Himmelsbeobachtung nutzen konnte. Doch hier zunächst ein aktuelles Bild der Sonne von heute, Mittwoch 11. Mai 2022:

Sonne mit Flecken am 11. Mai 2022

Die Flecken sind nicht besonders spektakulär, aber wenn man sich die beiden Gruppen etwas genauer anschaut, dann sind da doch jeweils mehrere kleine Einzelflecken zu erkennen. So sind die Gruppen dann auch magnetisch recht aktiv, so dass wieder mehrere Flares gemeldet wurden.

Noch aktueller ist das Foto vom Mond, hier musste ich jedoch schon etwas Glück haben, um ihn zwischen zwei Wolkenlücken zu erwischen.

Mond am Abend des 11. Mai gegen 21:30 MESZ

Der Mond jetzt schon zu 77 Prozent beleuchtet ist. Etwas unterhalb des Sinus Iridum"fallen zwei helle Punkte auf, Bergspitzen, die aus dem Mare Imbrium hervorragen und bis zu 2500 Meter hoch sind. Sie gehören zu den "Montes Harbinger". Der Begriff "harbinger" stammt aus dem englischen und bedeutet in etwa "Vorbote der Morgendämmerung". Ein schöner passender Name für diese auffällige Erscheinung.

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Für Donnerstag, 15 Uhr MESZ hat die ESA wieder zu einer großen weltumspannenden Pressekonferenz eingeladen. Angekündigt ist:

Event Horizon Telescope collaboration to announce groundbreaking Milky Way results

Ich vermute, dem Team um das EHT ist es tatsächlich gelungen ein Bild des Schattens des Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Galaxie, der Milchstrasse zu entwickeln.

Das Team hatte vor drei Jahren zum ersten Mal weltweit Aufsehen erregt, weil sie ein erstes Photo des Schatten eines Schwarzen Lochs fotografiert hatte.  Damals war man noch nicht so weit, eine Abbildung aus dem Zentrum der eigenen Milchstrasse zu erzeugen, so dass man für ein erstes Bild das Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie M 87 in der Jungfrau auswählte. Diese Galaxie ist zwar 55 Millionen Lichtjahre von uns entfernt, das Schwarze Loch dort ist aber ca. 6,5 Milliarden Mal schwerer als unsere Sonne. Das schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstrasse dagegen soll ,nur ca. 4 Millionen mal die Masse unserer Sonne haben.

Aus diesem Grund habe ich mir gedacht, mal einen Blick auf M 87 zu werfen. Die Galaxie hat eine Helligkeit von ca. 8,6mag. Sie zählt zu den elliptischen Galaxien, zeigt also keine besonderen Spiralarme wie andere Galaxien am Himmel.

Hier zunächst ein Bild, das mit meinem neuen kleinen Vespera-Teleskop entstanden ist:

M 87, aufgenommen mit Vaonis Vespera am 9. Mai 2022

Das Bild wurde 33 Minuten belichtet. Neben der Galaxie M 87 in der Mitte sind einige weitere "verwaschene" Flecken zu erkennen, das sind ebenfalls ferne Galaxien.

Ein Upload bei "astrometry.net" schafft hier etwas Klarheit:

Die Objekte mit den Bezeichnungen "IC xxxx" oder "NGC xxxx" sind ferne Galaxien, Objekte mit "HD xxxxxx" sind Sterne im Vordergund aus unser eigenen Milchstrasse.

Und weil ich schon einmal dabei war, habe ich mit meinem größeren Teleskop (Celestron C8) ebenfalls M 87 abgelichtet. Hier das Ergebnis:

M 87 mit einem Celestron C8 Teleskop fotografiert am 9.5.2022

Auch dieses Bild ist etwas über eine halbe Stunde belichtet, 17 Einzelbilder zu je 2 Minuten wurden gestacked. Dazu habe ich dann natürlich auch noch Darks und Flats gemacht. Die Bilder entstanden mit einer Canon RP Kamera, also einer "spiegellosen" Vollformat-DSLR-Kamera bei ISO 800.

Da das C8 2000mm Brennweite hat, ist der Bildausschnitt natürlich deutlich kleiner. Dafür ist die Auflösung auch besser, was man vielleicht am einfachsten am Abstand der beiden Komponenten des "Doppelsterns" links unterhalb von M 87 erkennen kann. Und wenn man sich die Bilder ganz genau anschaut und mit einem Sternenatlas vergleicht, dann zeigt das Bild vom C8 auch etwas mehr Sterne, da es selbst Sterne mit nur 16mag noch abbildet.

Das Schwarze Loch, oder genauer sein Schatten, kann ich mit meinem Equipment natürlich nicht abbilden. Aber ist es nicht faszinierend, abends in den Himmel zu schauen, ein Teleskop zur Hilfe zu nehmen und dann tatsächlich auch die Objekte am Himmel zu finden, mit den sich die professionellen Astronomen zur Zeit beschäftigen?

Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, was morgen die Forscherinnen und Forscher vom EHT zu berichten haben.


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