Mittwoch, 4. Mai 2022

Eine neue Beobachtungsstation (Folge 4/4)

 Das Foto von NGC 4647 mit der Supernova 2022hrs war für mich ein erster voller Erfolg. So etwas macht natürlich gleich Lust auf mehr. Und so steuerte ich über das iPad in den Nächten vom 27. auf den 28. April und vom 28. auf den 29. April gleich ein paar weitere Objekt an. Nicht nur aus Spaß an der Freude, sondern auch um weitere Erfahrungen mit Vespera und der zugehörigen App zu sammeln.

In der ersten Nacht habe ich mich anschließend gleich an der Zigarrengalaxie, M 82, versucht. Hier ein erstes Bild nach nur 1min20sec Belichtungszeit, also aus nur 8 Einzelbildern gestackt:

M82 (Mitte) mit M81 (links)

Und hier das gleiche Objekt, nach 30 Einzelbildern, also 5 Minuten Belichtungszeit:

M 82 mit 5 Minuten Belichtungszeit

Etwas später entdeckte ich eine nette kleine Funktion, die es erlaubt, den zu belichtenden Ausschnitt am Himmel etwas zu verschieben. Dadurch wird das Bild nicht mehr exakt auf M82 zentriert, so dass ich das schöne Paar, M 81 und M 82, viel besser nebeneinander fotografieren konnte.

M81 und M82, 20 Minuten belichtet

Hier eine andere Galaxie, M 64:

M 64 - 30 Minuten belichtet (180 Einzelbilder a 10 Sekunden)

 M 64 ist die Galaxie mit dem "schwarzen Auge". Dieses war auf dem allerersten Einzelbild viel besser und leichter zu erkennen als jetzt auf diesem lange belichteten Bild.

Und weiter geht es:

M 104 - die Sombrero Galaxie, ebenfalls 30 Minuten belichtet

Und hier wieder ein schönes kosmisches Paar:

NGC 4631 (Mitte) und NGC 4651 (links)

NGC 4631 wird auch die Walfisch- oder die Herings-Galaxie genannt. NGC 4651 ist auch unter den Namen "Brecheisen- oder Hockeyschläger-Galaxie bekannt. Das Bild wurde 11 Minuten lang belichtet.7min 10sec)

Und hier noch zwei Kugelsternhaufen:

M 3 - mit 43 Einzelbelichtungen (7m10s)

M 5 - 46 Einzelbelichtungen, 7m40s)

Soweit erstmal an dieser Stelle mit den gelungenen Bildern. Einmal aufgebaut und initialisiert ist es wirklich einfach, mit Vespera schnell zu ganz akzeptablen Bildern zu kommen.

Voraussetzung ist natürlich immer, das auch der Himmel klar ist. Ein Objekt ist mir nicht gelungen, M 51, die berühmte "Strudel-Galaxie". Dies kann an zwei Dingen gescheitert sein: Ich hatte diese Galaxie versucht, am 29 April irgendwann zwischen 0 und 1 Uhr zu fotografieren, genau habe ich es mir nicht aufgeschrieben. Da stand die Galaxie bei mir ziemlich im Zenit. Als ich selbst nach oben blickt, entdeckte ich dort Wolken, die wohl aus Richtung Norden (also hinter meinem Rücken) aufgezogen waren. Etwas später las ich jedoch auch, das Vespera Objekte im Zenit gar nicht fotografieren kann, wohl weil das für die azimutale Steuerung des Systems zu schwierig sei. Was von beiden am Ende ursächlich war, werden weitere Erfahrungen mit Vespera sicherlich zeigen.

Es ist klar, dass jedes System "seinen Himmel", aber auch seine Grenzen hat. Vespera ist im Prinzip ein kleines Fernrohr mit einem 50mm Objektiv und einer Brennweite von 200mm, also einem f/4 Öffnungsverhältnis. Das ist vergleichbar mit einer Kamera mit einem kleinem Teleobjektiv oder einem 2-Zoll-Refraktor. Da mag mancher denken, das ist doch nicht mehr optische Leistung als mein Fernglas hergibt. Zusammen mit dem Sony-Chip IMX462 kann diese Kombination ein Feld am Himmel in einer Größe von 1,6° x 0,9° erfassen, was in etwa der Fläche von 6 Vollmonden entspricht. 

Es ist daher gut für etwas größere, flächige Objekte am Himmel geeignet. Planeten werden in diesem kleinen Fernrohr auch immer nur klein bleiben.

Etwa 500 Objekte sollen in der Datenbank der App gespeichert sein. Davon sind etliche auf dem Südhimmel, also für unsere Breiten in Europa nicht erreichbar. Ich vermute, für uns sind davon also vielleicht 300 Objekte ansteuerbar. Vespera bietet jedoch auch die Möglichkeit, ganz dediziert bestimmte Orte am Himmel anzufahren, wenn man die entsprechenden Koordinaten eingibt. Das setzt natürlich schon etwas mehr als astronomische Grundkenntnisse voraus, macht das Gerät aber auch für mich längerfristig sehr interessant.

Und wer möchte, kann sich auch alle Einzelbilder, die in einem Belichtungsprozeß entstehen einzeln im tiff- oder fits-Format herunterladen und sich selbst mit anderer Software am Stacken und Optimieren der Bilddarstellung versuchen. Hier muss man jedoch etwas aufpassen. Das Vespera hat intern einen Speicher von 10 Gigabyte. Eine 30-Minütige Aufnahmenserie erzeugt dann schon schnell 1 Gigabyte an Daten. Man sollte sich diese Einzelbilder, wenn sie selbst weiter bearbeiten will, also schnell auf seinen PC überspielen, bevor der 10 GB-Speicher voll wird. Dann werden nämlich intern die alten Dateien einfach durch die neuen überschrieben.

In den FAQs zu Stellina, dem ersten ähnlichen Produkt von Vaonis habe ich schon gesehen, das es auch eine Möglichkeit gibt, Darks und Flats zu erzeugen. Auch das muss ich natürlich erst noch ausprobieren.

Weiterhin soll es auch die Möglichkeit geben, einzelne Parameter der Chipsteuerung zu ändern, aber das habe ich alles noch nicht ausprobiert. Vielleicht schaffe ich das in der nächsten Schönwetterperiode.

Damit ist meine erste kleine Blogserie zu meiner neuen Vespera beendet, sicherlich werden später weitere Bilder und Beiträge folgen. 

Ich bedanke mich bei meinen Lesern, schön, dass Sie mir bis hierhin gefolgt sind. Vielen Dank auch für das Verständnis, das ich nicht alle ersten Erfahrungen in einem einzigen Blogbeitrag reingequetscht habe.

Viele weitere Informationen zu Vespera und vergleichbaren Beobachtungsstationen (Vaonis Stellina, eVscope usw.) findet man auf den hervorragenden Webseiten von Gerd Waloszek.

Wenn Sie weitere Fragen zu Vespera haben, schreiben Sie mir gerne eine Mail. Vielleicht kann ich die ja beantworten.


3 Kommentare:

  1. Hallo, klasse Beitrag. Man kann sich ein gutes Bild von diesem kleinen Teleskop machen.
    Was hat denn das System für einen Gewindeanschluss? Kann man es auch mit einem sehr stabilen Fotostativ betreiben?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Hans, das System hat einen 3/8 Zoll Gewindeanschluß. Also nicht den etwas kleineren 1/4 Zoll, wie er in den meisten Kameras eingebaut ist, sondern den etwas stärkeren, wie ich ihn z.B. bei meinem Berlebach "Report" als Verbindung zwischen Stativ und Stativkopf verwende. Allerdings wiegt das Vespera schon eine ganze Menge, von daher habe ich mich noch nicht getraut, es hoch auf das Stativ zu setzen (auch wenn ich dann besser über die Gartensträucher hinweg auch horizontnahe Objekte beobachten könnte).

      Löschen
  2. Hi! I read every single article you wrote about your Vespera : it was great to read how you discover your instrument :) Thank you for sharing these and don't hesitate to contact us if you have any questions. Clear skies!

    AntwortenLöschen