Samstag, 19. März 2022

18./19. März: Sonne, Mond und ISS

Am Freitag war Vollmond. Der Himmel war klar, eine gute Gelegenheit, mal wieder einen Blick auf die helle Laterne in der Nacht da oben zu werfen. Viele Astronomen mögen den Mond gar nicht. Scheint er doch so hell, dass viel schwache Objekte am Nachthimmel auch im Teleskop kaum oder gar nicht zu erkennen sind. Dann sollte man eben aus der Not eine Tugend machen und sich auf das beschränken, was man tatsächlich beobachten kann - und das ist immer noch mehr als genug.

Zuerst der Mond selbst:

Mond am Freitagabend, 22:48 Uhr, 18. März 2022

Der Mond sieht rund und voll aus. Doch wenn man genau hinschaut, kann man am rechten Rand schon einige Kratersturen recht detailliert erkennen. Dort sind also die Schatten schon wieder deutlich und lang, der helle Mondtag geht zu Ende und es kommt die kalte Mondnacht, wir befinden uns am Terminator zwischen Tag und Nacht. Diese Grenze wird jetzt von Tag zu Tag immer weiter über den Mond ziehen und ihn dadurch scheinbar kleiner werden lassen, der Mond nimmt also ab.

Die exakte Vollmondzeit war um 8:18 Uhr, das Foto entstand gut 14 Stunden später. Zusätzlich kommt am rechten Mondrand hinzu, dass wir heute auch eine starke Libration in Länge haben, das "Mare Crisium" (der große runde, dunkle Fleck rechts oben) ohnehin nah am Rand des Mondes steht.

So wie der Mond abnimmt, geht zur Zeit auch eine Periode von größeren Sonnenflecken zu Ende. Die aktive Gruppe 2965 verabschiedet sich von der Vorderseite der Sonne, oder sollte ich eigentlich richtiger "von der zur Erde gerichteten Seite der Sonne" schreiben, denn wo ist bei der Sonne schon wirklich vorne oder hinten?

Sonne am Samstag, den 19. März

Können sie die Gruppe noch finden? Ganz dicht am rechten Rand ist noch ein kleiner Fleck zu sehen. 

Etwas links von der Mitte ist ein  neuer Fleck zu erkennen, wenn man in der Vergrößerung hinschaut, soger drei Flecken. Aber noch ist diese Region sehr klein und unscheinbar. Sie hat auch noch gar keine Nummer als "aktive Region" bekommen. Mal schauen, ob sie sich noch weiter entwickelt.

Am Freitagabend fand dann auch wieder ein Überflug der ISS statt. Hier ein Foto, das letzte einer kleinen Serie der Bilder des Überflugs, wie die ISS gerade im Erdschatten verschwindet. Das Bild entstand um 20:01 Uhr, vom linken Rand her scheint der Mond schon kräftig und hellt den Himmel auf:

Spur der ISS am Freitagabend um 20:01 Uhr

Ansonsten habe ich den Freitagabend genutzt, um mal wieder visuell den Himmel zu beobachten. "Deep-Sky"-Objekte habe ich ein, zwei probiert, aber die waren kaum (NGC 3242, "Jupiters Geist") oder die Spiralgalaxie NGC 3115, aber die waren kaum oder gar nicht zu erkennen. 

Dafür habe ich mir eine ganze Reihe von Doppelsternen angeschaut. Das ist immer eine spannende Angelegenheit. Bis zu welchem Abstand bekommt mein Teleskop in dieser Nacht Doppelsterne noch gut getrennt? Theoretisch sollte mein Teleskop ja durchaus Doppelsterne mit nur 1'' Bogensekunde Abstand trennen können. Aber dazu braucht es mindestens einen klaren, ruhigen Himmel. Gestern war bei ca. 4'' Bogensekunden Schluss. Aber einige schöne Exemplare konnte ich gut beobachten, z.B. 11(beta) Monoceros, der sogar ein dreifach System ist und 48 Cnc, der einen schönen gelb-blauen Farbkontrast hat. 11 Mon ist sogar eigentlich ein vierfach System, leider liess sich die letzte Komponente nicht mehr sauber trennen. 

Weitere erfolgreich getrennte Doppelsterne waren an diesem Abend: alpha Gem (Kastor), 38 Gem, 43 Gem, 2 Pup, 8 Mon, 16 Cnc, 23 Cnc, 55 Cnc. Nicht trennen konnte ich visuell 15 Mon, 5 Pup, 18 CMa und 57 Cnc.

Am Samstag, den 19. März war der Himmel am Nachmittag und Abend lange bedeckt, doch eben gerade gelang mir ein Foto des Mondes:

Mond am Samstagabend, 19. März 2022 kurz nach 22 Uhr.

 Knapp 24 Stunden nach dem Foto gestern kann man heute schnell sehen, das das Mare Crisium jetzt am Rand schon richtig "angeknabbert" ist, der Mond also weiter abgenommen hat. Der Terminator hat sich also langsam weiter in den Mond hinein verschoben. Trotzdem ist der Mond immer noch zu 97 Prozent beleuchtet und scheint immer noch fast genauso hell wie der richtige Vollmond.

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