Sonntag, 24. Mai 2020

Merkur und Venus am Abendhimmel

Hier einmal eine kleine Übersicht meiner Beobachtungen von Merkur und Venus in den letzten Tagen im Mai. Um insbesondere den lichtschwachen Merkur besser auffindbar zu machen, habe ich diesmal die beiden Planeten in meinen Bildern immer gekennzeichnet. Die genannten Untergangszeiten der Planeten beziehen sich immer auf den mathematischen Horizont. Dieser liegt etwas tiefer als die Hausdächer oder Bäume in meiner Nachbarschaft.

Am 18. Mai war für mich Merkur das erste Mal zu sehen:

Merkur und Venus am 18. Mai um 22:12 Uhr


Merkur war erst in der späteren Dämmerung, kurz vor seinem Untergang zu erkennen. Die Venus stand noch weit über ihm. Sie ging an diesem Tag erst um 23:35 Uhr unter, Merkur schon um 22:46 Uhr.

Dann folgte am 20. Mai wieder ein Foto:

Venus und Merkur am 20. Mai um 22:27 Uhr


Die Aufnahme entstand nur eine Viertelstunde später als zwei Tage zuvor. Der Abstand der beiden Planeten zueinander ist schon deutlich geringer geworden. Merkur hat etwa die gleiche Höhe über dem Horizont, aber die Venus steht schon deutlich tiefer, ihre Untergangszeit liegt bei 23:22 Uhr, die von Merkur bei 22:58 Uhr.


Hier ein Bild vom 21. Mai:


Merkur und Venus am 21. Mai um 21:54 Uhr
Der Abstand der beiden Planeten ist noch einmal kleiner geworden. Venus wird 23:15 Uhr untergehen, Merkur um 23:03 Uhr.


Am 22. Mai sollte dann die engste Begegnung von Merkur und Venus stattfinden, doch leider war der  Himmel am Abend bedeckt:

Bewölkter Abendhimmel am 22. Mai
Auch ein bewölkter Himmel kann spannend aussehen. Doch das wollte ich an diesem Abend natürlich gar nicht sehen. Beide Planeten wären heute um 23:08 Uhr untergegangen, sie hätten heute nur in einem Grad Abstand nebeneinander gestanden (das sind zwei Vollmondbreiten).

Würde es am 23. Mai besser sein? Auch hier war abends der Himmel zunächst stark bewölkt. Um 22 Uhr schauerte es sogar. Doch dann wurde es am Horizont noch einmal etwas heller. Und - Hurra! - noch während es aus den Wolken über mir regnete, konnte ich doch schon die Venus erkennen. Und kurz danach war es auch möglich, noch ein paar schnelle Fotos zu schießen:

Merkur und Venus am 23. Mai um 22:27 Uhr

Merkur ist jetzt schon deutlich an der Venus vorbei gezogen. Der Abstand beträgt heute schon wieder gut drei Grad. Jetzt geht die Venus vor Merkur unter, um 23:01 uhr, während Merkur noch bis 23:13 Uhr über dem mathematischen Horizont steht. Diese Tendenz setzt sich in den nächsten Tagen fort, dDie Untergänge der Venus finden immer früher statt. War sie im April noch bis nach Mitternacht am Himmel, so geht sie jetzt vor 23:00 Uhr unter, jeden Tag rund acht Minuten früher. Zwische Einbruch der Dunkelheit und ihrem Untergang liegt also eine immer kürzer werdende Zeitspanne, bis sie bald gar nicht mehr am Abendhimmel zu sehen sein wird. Merkur dagegen wird in den nächsten Tagen jeden Abend noch etwas höher am Himmel zu finden sein.

Hier noch ein Foto, dass den Planeten Merkur kurz vor seinem tatsächlichen Untergang von meinem Beobachtungsstandort zeigt.

Merkuruntergang um 22:51 Uhr
Zum Zeitpunkt des Fotos befand sich der Planet tatsächlich noch zweieinhalb Grad über dem mathematischen Horizont.

Da fällt mir gerade ein, ich habe in der letzten Zeit noch gar kein größeres Bild der Venus gezeigt. Diese zeigte sich zuletzt sogar schon im kleinen Fernglas  als wunderschöne Sichelgestalt. Ihre Sichel ist in den letzten Tagen immer schmaler geworden:

Sichelgestalt der Venus am 21. Mai

 "Das sieht doch aus wie der Mond!" werden sie wahrscheinlich denken. Wieso zeigt die Venus denn  eine solche Phase?

Das ist zum Glück einfach zu erklären. Als Galileo Galilei mit seinem Fernrohr diese Phasen der Venus entdeckte, war dies für ihn ein weiterer Beweis, das nicht die Sonne und die Planeten die ruhende Erde umkreisen, wie es vor Jahrhunderten Aristoteles und Ptolomäus behauptet hatten, sondern dass alle Planeten die Sonne umlaufen.

Hier einmal "von oben betrachtet" die Positionen der sogenannten "inneren" Planeten unseres Sonnensystems ((c)heavens-above.com):

18. Mai 2020

23. Mai 2020

In dieser Darstellung ist die Sonne der helle gelbe Punkt in der Mitte der Bilder, Planet Merkur ist grün gezeichnet, die Venus in weiß und die Erde in blau. Mars ist der rote Planet. Wenn man die beiden Bilder genau vergleicht (am besten in der größeren Darstellung, dafür auf das Bild klicken), kann man erkennen, das sich die Planeten auf ihrer Bahn um die Sonne vom 18. zum 23. Mai ein wenig gegen den Uhrzeigersinn bewegt haben. Dies fällt am besten beim schnellsten Planeten, dem Götterboten Merkur auf.

Die Venus steht schon fast genau zwischen der Erde und der Sonne. Da sie uns gerade besonders nah ist, erscheint sie uns auch besonders groß. Wir blicken jedoch (ähnlich wie bei einer schmalen Mondsichel) zur Zeit mehr auf ihre von der Sonne nicht beleuchtete Rückseite, daher die ausgeprägte Phasengestalt. Schon am dritte Juni wird die Venus genau zwischen Erde und Sonne stehen, die Astronomen nennen das dann "untere Konjunktion". Dann haben wir praktisch "Neu-Venus". An diesem Tag wechselt dann übrigens die Venus auch vom "Abendstern" zum "Morgenstern". Zur Zeit steht sie - von der Erde aus gesehen - noch links von der Sonne, also weiter östlich. Sie folgt am Himmel der Sonne nach, geht also später als die Sonne unter und ist dadurch Abendstern. Nach dem 3. Juni wird sie, von der Erde aus gesehen, rechts von der Sonne stehen. Sie wird also vor der Sonne aufgehen, wird also Morgenstern. Doch bis wir das gut beobachten können werden noch ein paar Tage vergehen, etwa ab Mitte Juni wird das möglich sein. Zunächst zeigt die Venus dann wieder eine wunderschöne große Sichelgestalt. Später im Jahr wandert sie dann immer weiter neben bzw. sogar hinter die Sonne. Sie wird dann kleiner und dabei immer runder. Bis zu Beginn des nächsten Jahres wird sie uns als Morgenstern erfreuen.

Merkur steht zur Zeit von der Erde aus gesehen noch eher hinter der Sonne, also von der Erde recht weit entfernt. Im Fernrohr zeigt er sich daher nur als unscheinbarer kleiner runder Punkt. Er rückt jedoch auch in den kommenden Tagen immer weiter nach vorne und wird ebenfalls eine Sichel entwickeln. Da er jedoch kleiner ist als die Venus und der Erde auch lange nicht so nahe kommt wie diese, wird diese Entwicklung längst nicht so spektakulär und ist auch viel schwieriger zu beobachten. Seine nächste untere Konjunktion erreicht er übrigens am 1. Juli 2020.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen