Das neue Jahr hat gleich gut angefangen. Den Jahreswechsel selbst habe ich in Brandenburg, an der Stadtgrenze zu Berlin verbracht. Dort war in der Silvesternacht natürlich nicht an astronomische Himmelsbeobachtung zu denken. Doch am Morgen des ersten Tages konnte ich auch gleich den ersten Sonnenaufgang des Jahres genießen.
Sonnenaufgang an Neujahr, 1. Januar 2024 |
An meinem Übernachtungsort, südlich von Berlin, war die exakte Zeit des Sonnenaufgangs um 8:17 Uhr. Dieser Ort liegt auf 13,45° östlicher Länge. In Bad Lippspringe auf 8,83° östlicher Länge geht die Sonne erst um 8:32 Uhr auf, also rund 15 Minuten später
Und am Abend - dann wieder zuhause - gab es sogar ein paar Wolkenlücken, die ich gleich für ein paar erste Beobachtungen nutzen konnte. Mein erster Blick galt dem Kometen 12P/Pons-Brooks:
Komet 12P/Pons-Brooks am 1.1.24 um 19:06 Uhr MEZ |
Der Komet stand heute dicht beim Stern HD 185620, der 7,5mag hell ist. Bei heavens-above wird die Helligkeit des Kometen zur Zeit mit 9,6mag angegeben. So hätte ich ihn auch eingeschätzt. Diese Helligkeit hat auch der von mir markierte Stern links oberhalb des Kometen.
Von der Wettervorhersage war es nur schwer einzuschätzen, wie lange der Himmel frei sein würde. Eigentlich sollten immer wieder Wolken über Bad Lippspringe hinweg ziehen, doch bis nach 21 Uhr kam es dann überraschend anders, so dass mir einige weitere Aufnahmen von Planeten und Asteroiden (Kleinplaneten) gelangen.
Kleinplanet (48) Doris |
Der Kleinplanet (48) Doris (11,3mag) sollte sich heute gegen 19 Uhr nur 5 Bogenminuten entfernt vom Stern HIP29371 (6,0mag)befinden. Und das tat er dann auch.
(37) Fides und (562) Salome |
Als nächstes hatte ich mir den Kleinplaneten (37) Fides (10,1mag) als Ziel gesucht, da er sich in den kommenden Tagen dem hellen Stern Elnath (beta Tauri,( 1,6mag)) nähern wird. Als ich mein Bild mit der Software "ASTAP" untersuchte, wurde mir auch noch der Kleinplanet (562) Salome (14,6mag) angezeigt. Ein hübscher "Beifang"!
Kleinplanet (485) Genua |
Das Bild vom Kleinplaneten (485) Genua wurde - wie die meisten Bilder heute - circa 10 Minuten belichtet. Auch hier gab es wieder einen kleinen "Beifang": NGC 1642 ist eine gut 200 Millionen Lichtjahre entfernte Spiralgalaxie im Sternbild Stier. NGC 1642 hatte ich bereits am 13. Februar des letzten Jahres aufgenommen, da sich dort eine Supernova befinden sollte. Für mich war diese Supernova (2023bhm) damals jedoch nicht identifizierbar, da sie sich zu dicht am Kern der Galaxie befand.
(319) Leona |
Wenn man schon in der Nähe des Sternbilds Orion beobachtet, dann darf natürlich auch nicht der Blick zu (319) Leona vergessen werden. Im letzten Monat hat dieser kleine Asteroid ja die Beteigeuze bedeckt. Inzwischen ist sie natürlich ein ganzes Stück weiter gezogen am Himmel.
(9) Metis |
(9)Metis ist zur Zeit der zweithellste Kleinplanet am Nachthimmel. Sie ist 8,7mag hell und ist im Sternbild Stier zu finden.
(4) Vesta |
Hellster Kleinplanet ist (4)Vesta, ebenfalls im Stier, gar nicht weit vom (9)Metis entfernt. Vesta ist mit 6,8mag deutlich heller als Metis und damit ein leichtes Fernglas-Objekt, allerdings in einer recht sternenreichen Gegend zwischen Orion und Stier.
(5) Astraea |
Das in der Reihe der Asteroiden als nächstes entdeckte Objekt, die (5) Astraea, befindet sich zur Zeit im Sternbild Orion, schon nahe an den Zwillingen. Dieser Kleinplanet hat zur Zeit eine Helligkeit von 9,5mag.
Uranus mit zwei Monden |
Beim Planeten Uranus waren heute die Monde Titania und Oberon zu erkennen. Uranus selbst hat eine Helligkeit von 5,7mag, wäre also unter wirklich dunklem Himmel gerade noch mit bloßem Auge zu sehen. Titania ist der größte Mond des Uranus und hat eine Helligkeit von 13,9mag. Oberon ist der zweitgrößte Uranusmond mit einer Helligkeit von 14,1mag.
Jupiter mit Ganymed und Kallisto um 19:43 MEZ |
Jupiter habe ich an diesem Abend zweimal fotografiert. Um 19:43 Uhr waren bei ihm nur zwei Monde zu sehen, Ganymed und Kallisto. Io und Europa befanden sich zu diesem Zeitpunkt beide hinter Jupiter in seinem Schatten, so dass sie nicht zu erkennen waren. Beim zweiten Foto, das um 21:28 Uhr MEZ entstand, waren sie beide jedoch aus dem Jupiterschatten herausgetreten und wieder von der Sonne beleuchtet:
Jupiter mit allen (?) vier galiläischen Monden |
Um die Monde so dicht an Jupiter sichtbar zu machen, habe ich die Belichtungszeit und die Verstärkung des Sensors stark zurück genommen. Überraschenderweise taucht neben Jupiter jedoch nur ein heller Mond auf. Wo ist der zweite? Betrachtet man das Jupitersystem in der Planetariumssoftware Stellarium, findet man auch hier zunächst nur einen hellen Mond, allerdings beide Mondbezeichnungen. Offensichtlich stehen beide so eng nebeneinander, dass vielleicht der vordere (Io) tatsächlich noch eine ganze Zeitlang den hinteren (Europa) bedeckt hat? Dieses Ereignis wäre es sicherlich Wert gewesen, es mal mit einer größeren Öffnung und Vergrößerung zu beobachten.
Ich hatte jedoch nur mein kleines Vespera aufgebaut. Und dabei auch nicht bedacht, dass zum Zeitpunkt des zweiten Fotos Jupiter schon hinter den Zweigen eines Baumes auf dem Nachbargrundstück stand. Dadurch zeigt das Bild diese "Strahlen". Doch um das große Fernrohr aufzubauen war es schon zu spät. Inzwischen war der Himmel schon wieder stark bewölkt und laut Wettervorhersage sollte es bald zu regnen anfangen. Also holte ich mein Vespera wieder ins Haus und fing an, diesen Beobachtungsbericht zu verfassen.
Es war wirklich ein schöner astronomischer Jahresanfang, zwei gute Stunden, die es wirklich in sich hatten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen