Seit langer Zeit bin ich Abonnent eines Newsletters der Sternwarte des Vatikan. Dieser erscheint recht regelmäßig in englischer Sprache, enthält Hinweise auf besondere astronomische Ereignisse, berichtet aber auch immer wieder über die Arbeit der Sternwarte. Eine der Aktivitäten ist eine regelmäßige "Sommerschule" für junge Nachwuchsforscher der Astronomie.
Kürzlich wollte der Papst persönlich diesen Sommerkurs besuchen, erkrankte jedoch und musste daher den Besuch absagen. Aber er schrieb einen Brief an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Kurses, den ich hier gerne wiedergebe. Denn er beschreibt doch sehr schön die Aufgabe (nicht nur) der Astronomen: natürlich solle man forschen und seine Instrumente beherrschen, aber wichtig ist es auch, sich weiterhin das Stauen und Freuen, also durchaus emotionale Faktoren, nicht zu vergessen, um letztlich wirklich mit viel "Weisheit" mit den Forschungsergebnissen umzugehen. Egal ob junger oder älterer (Hobby-)Astronom, egal ob katholisch Christ oder frei und anders denkender, ich meine, das sollten wir alle unterschreiben können: Offen zu sein für immer wieder neue, unerwartete Ergebnisse und Erkenntnisse.
Liebe Brüder und Schwestern,
ich grüße Sie alle und wünsche Ihnen von Herzen alles Gute für Ihre Teilnahme an der Sommerschule der Vatikanischen Sternwarte. Mein Dank gilt auch den hervorragenden Dozenten, die Sie bei dieser Erfahrung begleiten.
Wir alle sind fasziniert von den großartigen Entdeckungen über das Universum, die uns die Astronomen in diesen Tagen bieten. Wir sind erstaunt über die wunderbaren Bilder, die vom neuen James-Webb-Weltraumteleskop gesendet werden, und sobald das Vera-Rubin-Observatorium in Betrieb ist, werden wir sehen, wie sich das Universum weiter ausdehnt und vor unseren Augen verändert. Vor allem sind wir beeindruckt von der Weite des Universums, seiner enormen Ausdehnung und der erstaunlichen Anzahl von Galaxien, Sternen und Planeten, die wir entdeckt haben.
Vor mehr als zwei Jahrtausenden schrieb der Psalmist: "Wenn ich den Himmel sehe, das Werk deiner Hände, den Mond und die Sterne, die du gemacht hast, was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, der sterbliche Mensch, dass du dich seiner annimmst?" (Ps 8,5). Die Unermesslichkeit des Universums hat die Menschheit schon immer in Erstaunen versetzt. Seine schiere Größe kann überwältigend, ja sogar beängstigend sein. Als junge Wissenschaftler an der Schwelle zum 21. Jahrhundert versuchen Sie im Rahmen dieser Sommerschule, etwas von dieser unermesslichen Weite zu erfassen und Methoden zu entwickeln, die es ermöglichen, den ständigen Strom neuer Daten besser zu verarbeiten und zu verstehen.
Sie sind also dabei, sich Werkzeuge anzueignen, die Ihnen helfen können, das Universum zu verstehen. Doch wir alle wissen, dass selbst bei den besten Werkzeugen die Qualität ihrer Ergebnisse von der Weisheit und dem Fachwissen derjenigen abhängt, die sie einsetzen. Sowohl in der Wissenschaft als auch in der Philosophie können wir versucht sein, nur die Antworten zu erhalten, die wir bereits erwartet haben, und uns nicht von neuen und unvorhergesehenen Entdeckungen überraschen zu lassen. Ich hoffe, dass Sie sich erst dann mit den Ergebnissen Ihrer Forschung zufrieden geben, wenn Sie auch die Erfahrung gemacht haben, überrascht zu werden. Und auch wenn Sie die Realität durch das Fenster der Astronomie betrachten, sollten Sie die anderen Fenster nicht vernachlässigen, die Ihnen andere wichtige Realitäten zeigen können, wie Mitgefühl und Liebe, Realitäten, denen Sie zweifellos auch in den Freundschaften begegnen, die Sie in diesen Tagen schließen.
Das Erstaunlichste an diesem Universum ist vielleicht, dass es Geschöpfe wie uns gibt, Männer und Frauen, die die Fähigkeit besitzen, es mit Staunen zu betrachten und zu "befragen". Wenn der Psalmist fragt: "Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, der sterbliche Mensch, dass du dich seiner annimmst?", dann sagt er gleich darauf: "Und doch hast du ihn nicht geringer gemacht als einen Gott; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt" (Ps 8,5-6).
Mögen Sie diesen Sinn für das Staunen nie verlieren, weder in Ihrer Forschung noch in Ihrem Leben. Mögen Sie stets von der Liebe zur Wahrheit beseelt sein und sich von all dem beeindrucken lassen, was Ihnen jedes Fragment des Universums vor Augen führt.
Ich wünsche Ihnen angenehme und fruchtbare Tage des Studiums und der Freundschaft. Ich segne Euch herzlich auf allen Wegen, die Euch Eure Arbeit führt, und bitte Euch, für mich zu beten.
Rom, Gemelli Hospital, 15. Juni 2023
(Übersetzt mit deepL, das Original des Newsletters findet man hier.)
Möge uns die Freude über die Größe des Universums und die Liebe zur Wahrheit und das Stauen über immer wieder neue Forschungsergebnisse noch lange erhalten bleiben!
Und ein bisschen freue ich mich auch, dass seitens des Vatikan nun anscheinend doch ein ganz zeitgemäßes und aufgeklärtes Verhältnis zur Wissenschaft besteht. Ich würde mich freuen, wenn dies auch für andere Verhältnisse gelten würde.
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