Freitag, 27. Januar 2023

28. Januar - endlich wieder klarer Himmel

 Überraschenderweise klarte es am Nachmittag des Samstag, 28. Januar 2023 auf und der klare Himmel hielt, nur von wenigen Wolken durchzogen, bis kurz vor 22 Uhr an. Endlich mal wieder eine Möglichkeit, den Himmel zu beobachten.

Als erstes habe ich mal wieder ein Foto der Sonne und ihrer Flecken gemacht. Es sind viele kleine Fleckengruppen zu sehen, einige davon waren, nach Vergleich meines Bildes mit den Daten bei spaceweather, gerade heute erst entstanden (Nr. 3204 und 3205). Hier mein Foto, gleich nummeriert mit den Bezeichnungen der aktiven Regionen:

Sonne mit Sonnenfleckengruppe am 28.1.2023


Danach habe ich dann zum Mond geschaut, um 16:19 Uhr sollte er exakt das Erste Viertel erreicht haben. Mein Foto entstand einige Minuten später:

Der Mond am 28. Januar 2023 um 16:41 Uhr

Die Sonne stand zu diesem Zeitpunkt noch über dem Horizont, daher auch der hohe Blauanteil in diesem Foto.

Plötzlich tauchte auch noch ein Flieger am Himmel auf:

Ein Flugzeug am Himmel, so etwa sah es mit bloßem Auge aus

Fotografiert mit Supertele von 2000mm Brennweite

Es handelte sich um eine Cargo-Maschine der Fluggesellschaft von Katar, eine Boeing 747 auf dem Flug von Doha nach Amsterdam. Laut der App "Flightradar24" würde sie von mir bis zum Zielflughafen in Holland in 252 km Entfernung nur noch 26 Minuten brauchen.

Dann erfolgte der Sonnenuntergang:

Ein letztes Foto der Sonne um kurz vor 17 Uhr

Um 16:58 Uhr gelang mir ein letztes Foto durch die Bäume und Nachbarhäuser hindurch Richtung Südwesten, ungefähr zehn Minuten vor dem mathematischen Sonnenuntergang.

Danach begann ich am Himmel mit dem Fernglas nach der Venus zu suchen. Wobei letzteres aber gar nicht nötig war, so hell strahlte sie. Doch hinter dem Baum war sie nicht einfach zu entdecken, deshalb hab eich die Stelle auf dem Foto auch gleich markiert.

Venus hinter einem Baum versteckt

Wie schön, dass die meisten Bäume jetzt im Winter kein Laub tragen und man quasi durch sie hindurch gucken kann. Deutlich wird auf dem Bild auch ein kräftiges Abendrot. Ich war gespannt, was der Abend noch bringen würde und vor allem, wie lange der Himmel noch klar bleiben würde, von Nordwesten waren neue Wolken schon angekündigt.

Als erstes habe ich dann nach dem Kometen Ausschau gehalten. Mit bloßem Auge habe ich ihn nicht gefunden. Da konnte ich heute vielleicht Sterne bis zur 4. Größenklasse erkennen, so hell war der Komet jedoch nicht. Im Fernglas war er jedoch einfach zu entdecken. Zum Auffinden konnte man sich gut am Sternbild "Kleiner Wagen" (eigentlich "Kleine Bärin", "Ursa minor") orientieren. 

Das Sternbild "Kleiner Wagen" und der Komet

Der Polarstern ist die Spitze der Deichsel des kleinen Wagens, die beiden hinteren Kastensterne sind die nächst hellsten dort, besonders der Stern Kochab (2,1mag) fällt auf. Und etwa in der Verlängerung dieser beiden Kastensterne war dann auch der Komet im Fernglas sofort als etwas verwaschener Fleck ("Stern") zu erkennen. Die grünliche Farbe war jedoch für das bloße Auge nicht sichtbar, sie erscheint nur auf Fotografien wie dieser hier. Dieses Bild entstand mit meiner Canon RP mit einem 50mm Objektiv, f/2.0 und 15 Sekunden Belichtungszeit bei ISO400.

Hier jetzt ein Bild meiner Vespera-Beobachtungsstation, genauer gesagt, ein gestacktes Bild aus 12 Einzelbelichtungen a 10 Sekunden, also genau zwei Minuten belichtet:

Komet C/2022 E3 ZTF gegen 18:48 Uhr, zwei Minuten belichtet.

 Wenn man den Komet länger belichtet, wird er durch das Überlagern der Bilder natürlich noch heller, aber man erkennt auch, wie sein Kern schon zu einer richtigen Strichspur langgezogen:

Der Komet, jetzt gut zehn Minuten belichtet

Ein Komet steht ja nicht still am Himmel wie die Fixsterne, sondern zeigt jetzt, wo er in zwei Tagen die größte Annäherung an die Erde erreicht, natürlich schon eine große Eigenbewegung. Das macht richtig gute Kometenfotografien auch zu einer schwierigen Angelegenheit. Meine Beobachtungsstation kann automatisch die Bewegung der Sterne nachführen, dadurch "verwischt" sich jedoch das Bild des Kometen und feinere Details werden unsichtbar. Wenn man dagegen auf den Kern des Kometen das Stacking ausrichtet, dann werden natürlich die Sterne langgezogen. Detailreiche Kometenbilder vor punktförmigen Sternen sind daher immer auch ein Ergebnis von intensiver Photobearbeitung.

Ich habe jedoch nicht nur den Kometen fotografiert. Es gab heute Abend noch ein paar weitere interessante Objekte am Himmel:

M 79 im Sternbild Hase (32 Minuten belichtet)

 Endlich konnte ich ein Foto des Kugelsternhaufens Messier 79 im Sternbild Lepus ("Hase") unterhalb des Orions aufnehmen. Dieser Kugelsternhaufen stand nur wenige Grad über dem Südhorizont. Mehr Informationen über diesen interessanten, aber weit entfernten Kugelsternhaufen (ca. 40000 Lichtjahre) kann man bei Wikipedia nachlesen.

Danach habe ich einen offenen Sternhaufen im Sternbild Orion fotografiert, die sog. "kleinen Plejaden".

NGC 2169 ("kleine Plejaden") im Sternbild Orion

Die Bezeichnung "kleine Plejaden" ist im deutschen Sprachraum allerdings nur wenig verbreitet. Er wird manchmal auch die "kosmische 37" genannt, weil die Sterne - bei höherer Vergrößerung als mein Foto - dann der Zahl 37 sehr ähnlich aussehen. Auch dieses Bild wurde 30 Minuten belichtet.

Und dann gelang mir noch ein schönes Bild von NGC 2174:

NGC 2174, 60min belichtet, der "Monkey-Head-Nebula"

Dieses Bild entstand mit meiner Vaonis Vespera und einem zusätzlichen Dualband-Filter, dadurch werden die H-alpha Anteil dieser interessanten Gaswolke stärker betont und die einzelnen Sterne in der Helligkeit eher reduziert. Dieser Nebel trägt nicht ganz zu unrecht auch den Namen "Affenkopfnebel", weil er den Makake-Affen sehr ähnlich sein soll. Dieser Nebel ist am Himmel recht groß, etwas größer als der Vollmond. Für das bloße Auge ist er jedoch nicht sichtbar, da die meiste Strahlung im infraroten Licht abgegeben wird.

Weiterhin konnte ich an diesem Abend auch noch die Planeten Jupiter, Mars und Uranus beobachten und manch andere Objekte mit meinem Fernglas überfliegen.

Um 22 Uhr ging der Beobachtungsabend zu Ende. Er hatte sich heute wirklich wieder einmal sehr gelohnt.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen