Sonntag, 9. April 2023

9. April 2023: Ein langer Tag, aber mit Sonne, Mond, Sternen und fernen Galaxien

 Ostersonntag. Das bedeutete für mich heute früh am Morgen aufzustehen. Um 6:00 Uhr in der Frühe begann unser Osternachtgottesdienst. Immer ein wunderschönes Erlebnis, wenn man in der ganz dunklen Kirche einen Gottesdienst mit viel Stille beginnt und dann das Osterlicht in die Kirche getragen wird....

Doch dies ist hier ja ein Astronomieblog, aber auch da begann der Tag für mich mit einer netten hellen Überraschung. Eigentlich waren für die Nacht Wolken vorhergesagt, und am Abend zuvor war auch wirklich nicht an Himmelsbeobachtung zu denken. Doch als ich vor die Tür trat sah ich das helle Licht des Mondes vom klaren Himmel scheinen. Also schnell einen Fotoapparat geholt und ein Bild gemacht:

Der Mond am Ostersonntag gegen 5:40 Uhr.

Upps! Da hat der Autofokus doch nicht auf den Mond, sondern die Birkenzweige davor scharf gestellt. Also gleich noch ein Foto gemacht - aus der freien Hand, daher leider nicht wirklich scharf:

Der Mond gegen 5:42 Uhr am Ostersonntag, 9.4.23

 Schöner konnte für mich dieser Tag eigentlich gar nicht beginnen!

Tagsüber, besonders am Vormittag, schickte dann auch die Sonne ein paar wärmende Strahlen vomHimmel und ich konnte endlich mal wieder Sonnenflecken fotografieren. Auch dieses Foto nicht ganz perfekt, da sicherlich der Himmel doch dunstig war und auch immer wieder ein paar Schleierwolken durchzogen.

Sonne mit Flecken am 9.4.2023


Auf meinem Photo sind deutlich die beiden aktiven Regionen AR3272 und AR3273 zu erkennen, beide sind angeblich noch am anwachsen und rotieren jetzt soweit in die Sonne hinein, das eventuelle Flares durchaus Auswirkungenauf das Magnetfeld der Erde haben und vielleicht sogar Polarlichter auslösen könnten. Besonders AR2372 ist mit ihrer beta-gamma-Magnetfeldkonfiguration potentiell für Flares geeignet. Mal sehen, was sich vielleicht in den nächsten Tagen auf der Sonne tut. 

Am Nachmittag war es dann stärker bewölkt, doch am Abend klarte es dann wieder auf. Natürlich war ich ein wenig müde, aber wenn man schon mal die Gelegenheit hat, ein wenig Astronomie zu betreiben, dann wollte ich das doch auch gleich noch einmal ausnutzen.

Nach Einbruch der Dunkelheit stand für mich als erstes eine kleine Galaxie auf dem Programm: NGC 1023:

NGC 1023 im Perseus

Wer über diese Galaxie bei Wikipedia nachliest erfährt viel interessantes. Nicht nur, dass sie 34 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist, sondern dass sie zum Beispiel im Inneren auch ein sehr massereiches schwarzes Loch enthalten muss, da sie sonst durch die Fliehkräfte schon längst auseinander gerissen worden wäre. Doch es gibt noch eine weitere Besonderheit, die auf meinem Foto jedoch nicht zu erkennen ist. Die Galaxie enthält ganz überwiegend sehr alte Sterne, neue Sternentstehungsregionen, wie es sie in unserer Milchstrasse zahlteich gibt,  scheint es hier nicht zu geben. Allerdings hat die Galaxie in geringem Abstand einen Begleiter, der wahrscheinlich verantwortlich für einen riesigen  Vorrat an Wasserstoffgas rund um die Galaxie verantwortlich ist, welcher jedoch noch nicht dicht genaug an der Galaxie dran ist, um sich neuen Sternentstehungsgebieten zu verdichten und zu formen.

Nach diesem Ausflug in die Tiefen des Weltalls fand ich in der aktuellen Ausgabe des "Journal für Astronomie", dem Mitgliedermagazin der Vereinigung der Sternfreunde, einen Hinweis auf eine kleine, besondere Sternformation in Form eines Galgens, ganz in der Nähe des Polarsterns. Auch diese konnte ich gut am Abend fotografieren:

Ein "himmlischer Galgen" ?

Es ist ja fast ein wenig gruselig, am Himmel eine solche Sternenzusammenstellung zu finden. Aber tröstlich, dass der "Stamm" dieses Galgens doch schon reichlich verbogen wirkt, da wird man hoffentlich niemanden mehr aufknüpfen können! Der Galgen besteht im wesentlichen aus lichtschwachen Sternen zwischen 10 und 12mag, nur der hellste, praktisch am "Kopf" des Galgens hat 8,6mag. Die mit dem bloßen Augen sichtbaren Sterne liegen jedoch alle im Bereich zwischen 1mag(hell) und 6mag (gerade noch bei dunkelstem Himmel sichtbar). Das ganze ist also wirklich nur im Fernrohr oder fotografisch sichtbar.

In der Gegend um den Polarstern herum gibt es jedoch noch weitere, etwas "merkwürdige" Objekte, z.B. die Galaxie NGC 2276:

NGC 2276 und NGC 2300 im Cepheus

NGC 2276 ist die Galaxie genau in der Mitte des Bildes und NGC 2300 die helle Galaxie (der verwaschene Fleck) etwas oberhalb der Mitte.

NGC 2276 scheint auf den ersten Blick eine Spiralgalaxie zu sein, jedoch irgendwie recht irregulär geformt. Bei Wikipedia wird sogar der Begriff "Quallengalaxie" genutzt. Wahrscheinlich ist die Spirale so merkwürdig geformt, weil NGC 2276 mit der Galaxie 2300 ganz in der Nähe wechselwirkt. NGC 2276 soll von uns rund 115 Millionen Lichtjahre entfernt sein und NGC 2300 92 Millionen Lichtjahre.

Noch ist der Tag nicht zu Ende, meine Vespera Beobachtungsstation empfängt weiter Photonen aus den Tiefen des Weltalls. Ich bin gespannt, was mir heute Nacht noch so vor die Linse kommt, bevor ich müde ins Bett falle. Doch bevor mein Kopf vor lauter Müdigkeit auf die Tasten meines PCs fällt, schließe ich erstmal diesen Blogbeitrag. Vielleicht kann ich ihn ja morgen oder später irgendwann fortsetzen. Für mich war dies auf alle Fälle ein sehr schönes Osterfest (nicht nur wegen der Sterne, auch der Gottesdienst war sehr schön, um noch einmal auf den Anfang zurück gekommen. )



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