Freitag, 16. Juli 2021

14./15. Juli: Eine lange Astronacht

 Man bekommt ja schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn man nach einer langen, wunderschönen Astronacht die ersten Nachrichten im Morgenradio verfolgt und dann vom "Weltuntergang" in großen Teilen des eigenen Bundeslandes und benachbarter Länder hört. Eben hat man zuhause noch den klaren Sternenhimmel unter der Milchstraße genossen, und nicht weit entfernt sind viel zu viele Menschen in den Fluten gestorben oder haben alles verloren, was mal ihr eigen war. Deshalb hier zuerst einmal ein mögliches Spendenkonto für die Opfer 

Empfänger: Diakonisches Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. – Diakonie RWL
IBAN: DE79 3506 0190 1014 1550 20 
Stichwort: Hochwasser-Hilfe

Hier finden Sie weitere Spendenmöglichkeiten: Online, QR-Code und Betterplace

 oder auch für die Helfer in den Fluten:

Stiftung THW
Sparkasse KölnBonn, IBAN: DE03 3705 0198 1900 4433 73, BIC: COLSDE33XXX

Doch möchte ich auch von meiner wunderschönen Nacht berichten. Auch hier hatte es (fast) den ganzen Tag geregnet, insgesamt kamen aber nur 11 Liter pro Quadratmeter herunter, ein angenehmer Landregen. Am Abend klarte es dann auf und auch die Vorhersage für die Nacht sah nicht schlecht aus, es sollte doch einige Stunden klar bleiben. So holte ich am frühen Abend mein Teleskop auf die Terasse und bereitete es auf die Nacht vor.

Als erstes war natürlich am noch hellen Himmel der Mond zu sehen. Seine schmale Sichel war am Abend zu etwas über 23 Prozent beleuchtet:

Der Mond gegen 21:20 Uhr (MESZ)

Deutlich kann man erkennen, dass das Mare Crisium recht nah am Rand steht. Außerdem ist die Libration in Breite groß, so dass unten ein Blick in die Südpolregion möglich ist. Diese Details haben mich heute Abend jedoch nicht so sehr interessiert, und vor 22 Uhr war es natürlich auch noch viel zu hell. Die Sonne war zum Zeitpunkt des Fotos ja noch gar nicht untergegangen.

Bald nach Sonnenuntergang war im Nordwesten dann die Venus zu sehen.  Da sie sich dort jedoch in der sehr hellen Dämmerung befindet, macht sie keinen besonders strahlenden Eindruck. Ein recht bescheidener Auftritt als Abendstern.

Heute Abend galt mein Interesse viel mehr einem ehemaligen Planeten, den ich noch nie selbst gesehen hatte, dem Pluto! Kurz vor seiner Opposition am 28. Juli soll er jetzt ca. 14.6 mag hell sein. Zumindest fotografisch müsste er daher mit meinem Fernrohr (Celestron C8 f/10, 2000mm Brennweite) und der angeschlossenen Kamera (Canon 5D Mark II) abzubilden sein. Und das ist mir tatsächlich auch gelungen:

Pluto am 15.7. um 0:05 Uhr.

 Bei ISO3200 und 90 Sekunden Belichtu8ngszeit ließ er sich anschließend eindeutig identifizieren. Ich habe mich richtig gefreut, meine erste eigene Plutobeobachtung! Wenn man irgendwann nach der Corona-Pandemie wieder reisen kann: Eine Tour durch das Observatorium in Flagstaff/Arizona, wo Pluto entdeckt wurde, ist sehr lohnenswert!

Zuvor hatte ich versucht, veränderliche Sterne zu beobachten und deren Helligkeit zu schätzen. Auf der Seite der AAVSO gibt es dazu (in englischer Sprache) ein paar Vorschläge für Anfänger. Ich habe mich zum Beispiel an Beta Lyra und Eta Aquila versucht:

Beta Lyra gegen 23:25 Uhr (30sec, ISO400)

Eta Aquila gegen 23:20 Uhr (30sec, ISO400)

Da es vor Mitternacht noch gar nicht richtig dunkel war, war dies gar nicht so einfach. Auf den Fotos sieht man auch viele schwächere Sterne, mit dem bloßen Augen waren diese aber natürlich gar nicht zu erkennen, die Grenzgröße lag zunächst bei vielleicht nur 4.5mag. Beide Sterne schätzte ich an diesem Abend eher am oberen Rand ihres Helligkeitskorridors.

Eine viertel Stunde vor Mitternacht gab es dann auch noch einen schönen Überflug der ISS, von dem ich diesmal jedoch kein Foto gemacht habe.

Nach Mitternacht habe ich dann noch lange Zeit verschiedene Messier-Objekte beobachtet. Der Südhimmel ist ja zur Zeit voll davon, eine wahre Pracht! Die nachfolgenden Fotos sind nicht vergleichbar mit gen üblichen "Pretty Pictures", die viele Amateurastronomen in oft mehrstündigen Belichtungsreihen und ebenso langen Bearbeitungszeiten anfertigen. Es sind alles Einzelaufnahmen von jeweils nur 2 Minuten Belichtungszeit, also keine gestackten Aufnahmen. Ich habe in Lightroom nur die Ränder beschnitten und ein paar weitere kleine Korrekturen vorgenommen.

M 8, nur als s/w-Foto, dieser Nebel stand sehr nahe bei einer Straßenlaterne, die ihn fast überstrahlte.

M11, im Sternbild Scutum, eine große Sternenzahl im Zentrum dieses Haufens.

M 16, der Adlernebel


M 17, der Omega- oder auch Schwanennebel, wunderschön im Teleskop!

M 18, ein eher unauffälliger Sternhaufen


M 23, im Fernglas schöner, weil kompakter als im Teleskop

M 24, Sternhaufen oder dichte Milchstraßenwolke?

M 25, ein weiterer schöner Sternhaufen.

M 26, auch im Sternbild Scutum, nahe bei M11

M 57, der berühmte "Ringnebel" in der Leier.

Dies sind nur die fotografierten Objekte dieser Nacht. Natürlich habe ich auch Saturn und Jupiter gesehen und noch einige weitere Objekte. Immer wieder zogen mal einzelne Wolken durch, so dass ich keine schönen Milchstraßenbilder des ganzen Himmels erstellt habe, wie es zuerst meine Idee für den Abend war. Dafür waren jedoch die vielen Beobachtungen durch das Teleskop ein richtiger Genuss!

Aber wir sollten uns alle immer wieder klar machen: Solche schönen Nächte können wir nur genießen, wenn wir von den schlimmen Folgen des Klimawandels verschont bleiben. Die Ereignisse in Wuppertal, Ahrweiler, Schuld und vielen anderen Orten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sollten uns Mahnung genug sein, weiter aktiv für den Erhalt der Schöpfung und gegen diesen menschengemachten Klimawandel einzutreten.


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