Samstag, 15. Mai 2021

14. Mai 2021: Mond, ISS und Nova

 Auch dieser Monat Mai scheint mehr schlechtes Wetter zu haben als gutes. So ist zumindest der Eindruck, besonders wenn man das Wetter mit dem letzten Jahr vergleicht. Doch zwischendurch scheint auch immer mal wieder die Sonne. Und für Freitagabend waren endlich auch mal wieder weniger Wolken angekündigt. Nach der Tagesschau war der Himmel tatsächlich weitesgehend klar, nur im Nordwesten waren nah am Horizont ein paar Wolken zu sehen.

Also habe ich meine Fernrohre auf der Terasse aufgebaut und war voller Hoffnung auf einen schönen Astroabend. Zu Mittag hieß es noch, dass ab Mitternacht - und erst ab da wäre es ja wirklich dunkel - kein Wölkchen mehr am Himmel stehen sollte. 

Doch natürlich kam es wieder mal anders als ich es vorher dachte.

Zunächst wollte ich die schmale Mondsichel fotografieren, doch das war nicht einfach. Von meiner Terasse aus gesehen war sie leider schon hinter den Bäumen und Büschen auf dem Nachbargrundstücken verborgen. So konnte ich nur mit meinem "kleinen" Spektiv etliche Meter "zur Seite" laufen, um dann doch noch einen Blick auf den Mond zu erhaschen. Hier ein Foto vom Mond durch mein kleines Fernrohr, das Spektiv:

Mondsichel am 14. Mai, aufgenommen mit Nikon Coolpix P950

Danach wollte ich einen interessanten Überflug der ISS beobachten. Kurz vor 23 Uhr sollte die ISS über den Nachthimmel fliegen. Der Überflug sah schon auf der Ankündigungsseite von "heavens-above" spannend aus, zeigt das Bild doch keine durchgehende geschlossene Linie, sondern eine deutlich Unterbrechung. Dieses Phänomen tritt bei uns nur im Sommer auf, weil dann die Sonne nicht sehr tief unter den Horizont taucht und dadurch der Erdschatten scheinbar nicht besonders groß ist. Dadurch kann die ISS während eines Überflugs tatsächlich in den Erdschatten eintauchen, dadurch unsichtbar werden, aber kurz danach schon wieder auftauchen:

 

Bahn der ISS am Himmel

 Würde mir ein Foto von dieser Lücke gelingen?  Um es gleich zu sagen, ich habe es nicht geschafft. Im Westen war der Himmel zum Zeitpunkt des Überflugs schon sehr bewölkt. Die ISS wurde erst sichtbar, als sie schon gut an Spica vorübergezogen war.

Strichspur der ISS kurz vor dem Verschwinden im Erdschatten.

 Auf dem Foto erkennt man schnell, dass schon im letzten Abschnitt ihrer Sichtbarkeit vor dem Eintauchen in den Erdschatten, die ISS nur noch sehr flach über dem Horizont fliegt. Das kurze Wiederauftauchen vor dem (mathematischen) Horizont wäre sicherlich gar nicht mehr sichtbar  - und wahrscheinlich auch durch die Straßenlampe überstrahlt worden.

Leider zog es sich gegen 23 Uhr immer weiter zu - und sowohl die Wetteronline-App als auch die App vom Deutschen Wetterdienst kündigten sogar ein kleines Regengebiet für Bad Lippspringe an. Regen wollte ich jedoch meiner großen Fernrohrmontierung (und insbesondere der Elektronik) auf keinen Fall antun. Also habe ich die schwere Montierung mit meinem großen Fernrohr wieder abgebaut, ohne es an diesem Abend genutzt zu haben.

Zum Glück waren jedoch Richtung Norden immer noch ein paar Sterne zu sehen. Das Sternbild Cassiopeia stand zwar auch nur knapp über dem Horizont, war aber gut zu erkennen.

Also habe ich meine DSLR-Kamera auf einem Stativ aufgebaut, zusammen mit der automatischen LX3-Montierung, damit auf etwas länger belichteten Bildern keine Sternspuren zu sehen sein sollten. Leider war der Polarstern, den ich zu einer exakten Ausrichtung bräuchte, schon nicht mehr zu sehen. Dadurch sind die Stern auf dem nachfolgenden Bild nicht ganz exakt rund.

Nova Cas 2021, fotografiert mit Canon 5DS MarkII, 50mm Objektiv, ISO800, 20sec, f/2.8

Die Nova ist im Vergleich zum März noch einmal deutlich heller geworden. Ich habe diese Helligkeit am Abend auf ca. 6.5mag geschätzt. Vor ein paar Tagen war sie sogar noch etwas heller, leider war da der Himmel bei uns jeden Abend bedeckt. 

Die Lichtkurve aller bei der AAVSO eingereichten Beobachtungen zeigt, dass sie sogar schon 5.5mag hell war, also an dunklen Orten durchaus mit dem bloßen Auge sichtbar gewesen sein sollte. Aktuell nimmt die Helligkeit schon wieder ab. 

 

AAVSO-Lichtkurve der Nova Cassiopeia 2021

Das Bild zeigt die Helligkeitsentwicklung der Nova gleich in vielen verschiedenen Spektralbereichen. Man erkennt, dass die Nova nach dem ersten Anstieg über einen ganzen Monat recht konstant (bei ca. 7.8mag) leuchtete und seit ca. einer Woche deutlich heller wurde. Die grünen Quadrate entsprechen dabei am ehesten dem visuellen Eindruck.

Die spannende Frage wird jetzt sein, wie schnell und wie lange hält der Helligkeitsrückgang an. Hoffentlich gibt es noch viele klare Abende oder Nächte, um die Nova weiter im Blick behalten zu können. 

In dieser Nacht war jedoch nicht viel mehr an Beobachtungen drin. Das für kurz nach 23 Uhr angekündigte Regengebiet hatte sich übrigens kurz vor Bad Lippspringe aufgelöst, ich hätte also gar nicht so schnell abbauen müssen. Doch das nächste Regengebiet wurde gegen Mitternacht schon wieder angekündigt. Der Himmel zog sich immer weiter zu. Eigentlich wollte ich von der Nova eine Aufnahmeserie machen und die Bilder dann übereinander zu legen ("zu stacken"), doch nach wenigen Bildern war auch die Cassiopeia von Wolken bedeckt.

Im Vergleich zu meinen eigentlichen Erwartungen war auch diese Nacht enttäuschend. Merkur oder Venus konnte ich nicht beobachten, und erst recht keine schönen deep-sky Fotos oder Bilder der sommerlichen Milchstrasse machen. Doch andererseits habe ich in den wenigen Momenden klaren Himmels doch auch sehr schöne Beobachtungen gemacht. Man sollte also jede kleine Wolkenlücken nutzen!





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen