Am Freitagabend, den 19. März 2021, war für den Abend klarer Himmel angekündigt, das wollte ich gerne nutzen. Doch leider sah es zunächst gar nicht danach aus. Aber am Nachmittag gab es eine Nachricht, die mich richtig elektrisiert hatte: Im Sternbild Cassiopeia soll es dicht neben dem Sternhaufen M 52 einen neuen Stern geben, eine "Nova". Die war bei der Entdeckung schon 9.6 mag hell. Und damit sollte sie sogar in meiner ganz normalen DSLR-Kamera sichtbar sein.
Also habe ich meine ganze Ausrüstung auf die Terasse geschleppt und immer wieder den Blick in den Himmel geworfen. Leider zogen zunächst noch eine ganze Menge Wolken durch. Doch einige Lücken zwischen den Wolken sahen immer wieder vielversprechend aus.
Direkt nach der Tagesschau sollte die ISS über den Nachthimmel fliegen. Nicht besonders hoch, noch knapp unterhalb des hellen Stern Sirius. Und genau um Sirius herum war zum Glück eine größere Wolkenlücke. Hier meine Bilder des Überflugs (am besten auf das erste Bild klicken, dann erscheinen die Bilder in größerer Darstellung):
Alle Bilder wurden jeweils 30 Sekunden bei ISO200 und Blende f/1.4 mit einem 20mm Weitwinkelobjektiv (Sigma DG HSM ART) an meiner Canon 5D Mark II Vollformatkamera gemacht. Durch die lange Belichtungszeit zeigt sich die ISS auf diesen Bildern natürlich als Strichspur. Die Sterne bleiben punktförmig, weil ich die Kamera auf auf dem Fotostativ mit meiner Omegon LX3 Mini Track der Bewegung der Sterne nachgeführt habe. Dadurch kommt in den Vordergrund natürlich eine kleine Unschärfe hinein.
Neben der Kamera auf dem Fotostativ hatte ich natürlich auch für den Abend mein Teleskop gerüstet. Mit diesem Teleskop entstand dieses Bild des Mondes. Dazu habe ich mit einem Adapter eine Kleinbildkamera über das Okular gestülpt. Das 55mm-Okular liefert an meinem Celestron C8 Celeskop mit 2000mm Brennweite eine 36fache Vergrößerung.
Dies ist ein Einzelbild. Ich habe auch noch kleine Videos aufgenommen. Durch "Stacken" der besten Einzelbilder aus so einem Video kann man noch deutlich mehr Details herausholen, dafür fehlte mir im Moment jedoch noch die zeit. Vielleicht liefere ich das noch in ein paar Tagen nach.
Doch hauptsächlich wollte ich ja die Nova sehen. Würde es mir gelingen?
Als erstes hatte ich gleich nach dem ISS-Überflug meine Kamera nach Norden geschwenkt, wo sich das Sternbild Cassiopeia aufhält. Dort war tatsächlich auch eine Wolkenlücke und die galt es auszunutzen.
Hier ein Einzelbild in diese Richtung:
Im Gegensatz zu den ISS-Bildern habe ich hier die Empfindlichkeit etwas erhöht, auf ISO 800. In der Großansicht kann an etwas links der Mitte das Sternbild Cassiopeia erkennen. Die Nova soll sich am "unteren" Rand des Sternbilds befinden.
Hier eine etwas überarbeitete Ausschnittsvergrößerung:
Der kleine etwas verwaschene Fleck ist der offene Sternhaufen M 52 und im genauen Vergleich mit einer Sternkarte konnte ich auf diesem Foto sogar auch die Nova identifizieren. Denn diese ist, als "neuer Stern", natürlich nicht im Sternatlas zu finden. Es ist der obere der kleinen beiden hellen Punkte in dem runden, rote Kreis.
Aber natürlich ist eine Weitwinkelaufnahme eigentlich vollkommen ungeeignet, um eine Nova genau zu identifizieren. Ich habe deshalb anschließend gleich versucht mit einer längeren Brennweite die Nova zu erwischen. Leider bewölkte sich der Himmel immer mehr. Auf einem Bild war die Nova dann aber doch in einer Wolkenlücke zu identifizieren. Da ich die Kamera jedoch nicht gut zentriert hatte, wurde sie am Rand des Bildes schon ziemlich verzeichnet abgebildet, so dass ich das Bild her gar nicht zeigen möchte.
Nach zwei Stunden klarte der Himmel wieder auf und da gelang mir dann mit meinem Teleskop doch noch ein sehr viel schöneres, detallierteres Bild der Nova und des Sternhaufens M 52:
Für dieses Bild habe ich meine DSLR-Kamera direkt an das Teleskop geschraubt, also das Teleskop wie ein 2000mm Teleobjektiv genutzt. Meine Montierung hat das Teleskop natürlich sauber nachgeführt. Ich habe wieder 30 Sekunden belichtet, die Empfindlichkeit diesmal jedoch auf ISO 6400 eingestellt. In Lightroom habe ich noch ein wenig den Kontrast verstärkt, die Lichter reduziert, damit möglichst viele Einzelsterne auf diesem Bild sichtbar werden. Am Ende habe ich dann noch das ganze Bild "umgekehrt", so dass die Sterne jetzt wie in einer Sternkarte schwarz auf hellem Hintergrund erscheinen.
Im Vergleich mit einer Sternkarte und den dort angegebenen Helligkeiten verschiedener Sterne habe ich die Helligkeit der Nova jetzt auf ca. 7.8mag geschätzt. Wer Spaß hat, kann ja gerne mal mein Bild mit der Sternenkarte eines Programm wie Stellarium vergleichen...
Zum Schluss noch eine kurze Klarstellung: die Nova ist natürlich kein gänzlich neuer Stern, sondern nur einer, der bislang (zumindest für Teleskope meienr Größenordnung) praktisch gar nicht sichtbar ist, jetzt aber eine plötzlichen sehr starken Helligkeitsausbruch erlebt.
Entdeckt wurde die Nova am 18. März 2021 von Yuji Nakamura in Japan. Es handelt sich um eine "klassische Nova", also um eine Explosion auf der Oberfläche eines "weißen Zwergs". Hoffentlich bleibt das Wetter in den nächsten Tagen klar, so dass man die weitere Entwicklung der Nova beobachten kann.
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