Zur Zeit sind am Nachthimmel in fernen Galaxien gleich mehrere Supernova aktiv am Leuchten. Die meisten dieser Supernova werden heute durch automatische Überwachungssysteme des Nachthimmels gefunden, manchmal aber haben auch Amateure das Glück, so einen plötzlich hell aufleuchtenden "neuen" Stern zu entdecken. Eine Auflistung der hellsten Supernova am Himmel findet man auf der Webseite der Purdue-Universität.
In verschiedenen Foren hatte der bekannte deutsche Supernovajäger Klaus Wenzel Fotos von einigen dieser Novae veröffentlicht. Klaus Wenzel benutzt für seine Fotos ein Newston-Teleskop mit 8''-Zoll Öffnung und gut 800mm Brennweite, also f/4. Sein Bild der Supernova SN2023wrk in der Galaxie NGC 3690 hat er durch Stacking von 10 Aufnahmen a 60 Sekunden gewonnen. Diese Supernova sollte jetzt mit 14,2mag die hellste zur Zeit bei uns sichtbare Supernova sein.
Hier mein Foto:
Supernova 2023wrk in NGC 3690 |
NGC3690 ist eigentlich nur eine von zwei miteinander interagierenden Galaxien in 143 Millionen Lichtjahren Entfernung, die zweite trägt die Bezeichnung IC 694, oder gemeinsam tragen beide die Bezeichnung Arp 299. Man findet diese Galaxien im Sternbild der Großen Bärin (Ursa major).
Ich habe mich sehr gefreut, diese Supernova durch Vergleich mit dem Foto von Klaus Wenzel und Kontrolle durch einen Sternenatlas recht einfach identifizieren zu können. Entdeckt wurde diese Supernova am 4. November.
Als nächstes hatte Klaus ein Foto der Supernova SN2023wcr veröffentlicht. Diese Supernova wurde am 31. Oktober vom Japaner Koichi Itagaki entdeckt und sollte jetzt 16,2mag hell sein. Sie befindet sich in der Galaxie NGC 4363. Hier dazu mein Bild:
NGC 4363 |
Man findet die Galaxie NGC 4363 schön in der Mitte des Bildes. Bei mir ist jedoch keine Supernova zu erkennen. Die Helligkeit von 16,2mag ist wohl im Vergleich zur Helligkeit der Galaxie selbst nicht ausreichend genug. Und natürlich ist auch meine Bildauflösung bei nur 50mm Objektivöffnung und 200mm Brennweite wohl nicht ausreichend. Dafür zeigt mein Bild aber auch einige andere Galaxien, wie eine Auswertung durch "nova.astrometry.net" zeigt.
NGC 4363 in der Auswertung durch astrometry.net |
NGC 4363 ist laut Wikipedia "eine ringförmige Zwergalaxie vom Hubble-Typ SBR im Sternbild Drache. Sie ist schätzungsweise 70 Millionen Lichtjahre von der Milchstrasse entfernt und hat einen Durchmesser von etwa 10.000 Lichtjahren." Die Supernova darin habe ich nicht gefunden. Vergrößert man mein Bild erheblich, fällt auf, das die Galaxie nicht ganz so rundlich erscheint, wie auf dem Bild von Klaus Wenzel, ich glaube aber nicht, das dies wirklich schon ein als Nachweis taugliches Indiz für die Supernova ist.
Zu NGC 4291 und NGC 4319 findet man ebenfalls Informationen bei Wikipedia. Dicht bei NGC 4319 befindet sich der Quasar "Markarjan 205", der eine Helligkeit von 14,5mag haben soll. Das sollte für meine Vespera Beobachtungsstation ausreichend sein, es müsste der kleine Lichtpunkt links unterhalb von NGC 4319 sein, noch innerhalb des grünen astrometry.net Kreises.
Einfacher zu finden war dagegen wieder die Supernova 2023vyl in NGC 7625. Hier stand mir kein Vergleichsfoto von Klaus Wenzel zur Verfügung, aber von Klemens Waldhör.
Supernova 2023vyl bei NGC 7625 |
Hier lässt sich die Supernova gut vom Kern der Galaxie trennen. Mit 15,0mag ist sie zur Zeit jedoch auch wirklich recht hell. Sie wurde bereits am 28. Oktober 2023 entdeckt. NGC 7625 (= Arp 212) ist von uns 81 Millionen Lichtjahre entfernt.
Danach wollte ich auch noch einmal wieder die Supernova SN2023ixf in der Galaxie M101 kontrollieren. Auch sie sollte mit 15,0mag noch gut zu sehen sein. Doch leider verhinderten die aufziehenden Wolken dieses Foto. Hier ein älteres Bild vom 14. Oktober 2023:
Supernova 2023ixf in der Spiralgalaxie M 101. |
Supernova SN2023ixf wurde bereits im Mai diesen Jahres entdeckt. Von ihr wurden zahlreiche Fotos gemacht.
Kurz probiert habe ich auch noch eine weitere Supernova in der Großen Bärin: 2023vvl in UGC 3717, diese war mit 17mag jedoch nicht zu sehen. Das Foto von Klaus Wenzel zeigt auch hier, dass diese Supernova für meine Optik zu dicht am Kern der Galaxie steht, um beide voneinander sauber trennen zu können. Ich war froh, überhaupt UGC 3717 ablichten zu können.
UGC 3717 (der kleine "Strich" in der Mitte). |
Auch wenn die Astronacht wegen der Wolken viel früher zu Ende ging als ich es erhofft hatte, war ich doch sehr zufrieden. Zwei weitere Supernova gefunden und anhand einer nicht gefundenen Dritten auch die Grenzen meines Geräts besser kennen gelernt. Und "nebenbei" auch noch einen Quasar auf meinem Bild entdeckt. Das ist doch eine sehr erfolgreiche Ausbeute!
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Nachtrag vom 20. November:
Ich hatte meine Ergebnisse auch in der "Astro-Liste" der NAA publiziert. Dort haben sich einige Sternfreunde meine Bilder noch einmal etwas genauer angeschaut und z.B. mit den Aufnahmen von Klaus Wenzel verglichen. Sie sind (teilweise mit Einschränkungen) der Meinung, ich hätte auch die beiden Supernovae SN2023wcr und SN2023vvl "erwischt". Ich erlaube mir hier einmal ihre "Bearbeitungen" meiner Fotos zu publizieren:
Rolf hält nach seiner Bearbeitung ein Erkennen der SN für sehr gewagt |
Manfreds Bearbeitung meines Bildes von UGC3717 (links, rechts das Bild von Klaus Wenzel) |
Manfreds Bearbeitung meines Bildes von NGC 4363 (links, rechts wieder das Bild von Klaus) |
Ja, mit etwas gutem Willen kann man in meinen Bildern in beiden Galaxien dort, wo sich die Supernovae befinden sollen, schon eine gewisse "Aufhellung" des Bildes erkennen. Vier Supernovae live in einer Nacht beobachtet wäre schon wirklich klasse! Ich denke aber, wirklich eindeutig ist das bei den beiden letzten SNs doch nicht. Vielleicht gelingt mir später, wenn die Supernovae in ihrer Intensität deutlich zurückgegangen sind ja noch einmal ein Vergleichsfoto, dann ohne diese Aufhellungen?
Besonders Manfred danke ich auch noch für den folgenden Hinweis (nicht immer stimmt alles bei Wikipedia! ) : " NGC 4363 ist keineswegs eine Ringgalaxie und auch nicht nur 10.000 Lichtjahre im Durchmesser, wie Wikipedia glauben machen möchte. Wenn du dir das PANSTARRS-Bild (z.B. auf dem TNS) ansiehst, erkennst du, dass es sich um eine kleine Spiralgalaxie handelt. Simbad und NED klassifizieren sie als SA. Der scheinbare Durchmesser von 1,4 Bogenminuten entspricht 27.000 Lichtjahre in der Entfernung von 66 Millionen Lichtjahren (Quelle für Entfernung: NED)."
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