Für kurze Zeit gab es am Sonntagabend ein paar Wolkenlücken, die ich nutzen konnte, um Bilder vom Komet C/2023 H2 Lemmon zu machen.
Dieser Komet hat eine beachtliche Helligkeit entwickelt und wurde schon von etlichen Sternfreunden mit einfachem Fernglas gesichtet. Offiziell wird seine Helligkeit derzeit bei "heavens-above" mit 6,2mag angegeben, was mit meinen Beobachtungen von heute gut in Übereinstimmung ist. Er ist also mit bloßem Auge nicht sichtbar, aber schon mit einfachen Hilfsmitteln. Heute Abend sollte er sich im Sternbild Adler befinden. Er zeigt keinen ausgeprägten Schweif, aber doch eine große, rundliche Koma.
Der Komet wurde im April entdeckt, erreichte seine größte Sonnennähe am 29. Oktober mit 0,89 AE (also etwas weniger als die Entfernung Erde - Sonne) und ist in diesen Tagen der Erde am nächsten. Sein Abstand beträgt nur 0,19 AE, das sind ca. 27 Millionen Kilometer. Zum Vergleich, das ist etwa nur dreimal so weit entfernt, wie vor wenigen Tagen der Asteroid (164121) 2003 YT1.
Von daher war zu erwarten, dass dieser Komet sich auch recht schnell vor dem Hintergrund der Fixsterne bewegen würde. Und dies ist tatsächlich auch in meinen Aufnahmen mit der Vespera Beobachtungsstation schnell zu merken.
Hier meine erste einzelne Aufnahme, entstanden um 18:33 Uhr (Einzelaufnahme, 10 Sekunden belichtet, Brennweite wie immer 200mm):
Einzelaufnahme, Komet C/2023 H2 Lemmon |
Der Komet ist nicht ganz einfach zu sehen, es ist der etwas grünliche, "verwaschene" Fleck etwas links unterhalb der Bildmitte.Nach nur 10 Sekunden Belichtungszeit kann man natürlich noch keine große Stern- oder Kometenhelligkeit erwarten.
Hier ein weiteres Bild, jetzt eine Minute belichtet und die Bilder gestackt:
Komet C/2023 H2 Lemmon (6 Aufnahmen á 10 Sekunden) |
Jetzt sind schon viel mehr Sterne zu erkennen und auch der Komet tritt deutlicher hervor. Der hellste Stern auf diesem Bild ist übrigens HIP 95680 / HD183085 mit 6,7mag. Da wird natürlich schnell die Frage auftauchen, "Wieso ist dieser Stern dann etwas dunkler angegeben als der Komet mit 6,2mag?" Hierfür muss man wissen, dass die Kometenhelligkeiten sich immer auf die gesamte Fläche beziehen. Würde man all seine hellen Bestandteile auf die Größe eines Sternes "schrumpfen" oder konzentrieren, dann würde diese natürlich viel heller leuchten als in ihrer tatsächlichen Ausdehnung. Das macht das Einschätzen von Kometenhelligkeiten nicht gerade einfach.
Hier ein weiteres Bild, jetzt gestackt aus 15 Aufnahmen:
Komet C/2023 H2 Lemmon (15 Aufnahmen á 10 Sekunden) |
Wenn man dieses Bild in der Vergrößerung anschaut - und insbesondere immer schnell mit dem vorherigen Bild wechselt - scheint der Komet sich ein kleines Stück verschoben zu haben. Ja, das scheint er nicht nur, sondern er ist tatsächlich auf seiner Bahn innerhalb dieser 15 Aufnahmen, also in zweieinhalb Minuten tatsächlich deutlich weiter gezogen. In der Fotografie "verwischt" sich so seine Koma ein wenig.
Und noch ein weiteres Bild, gestackt aus 30 Aufnahmen:
Komet C/2023 H2 Lemmon (30 Aufnahmen á 10 Sekunden) |
Jetzt hat er in den insgesamt fünf Minuten Belichtungszeit sich noch etwas weiter bewegt. Anders als der Asteroid zeigt er keine ausgeprägte "Strichspur", da er auch nicht nur aus einem "Lichtpunkt" besteht. Seine Bewegung ist also deutlich wahrzunehmen.
Zum Abschluss hier noch einmal eine Aufnahme, zusammengesetzt wieder aus 6 Einzelbelichtungen:
Komet C/2023 H2 Lemmon (6 Aufnahmen á 10 Sekunden) um 18:57 Uhr |
Im Vergleich zum zweiten Bild weiter oben kann man jetzt gut erkennen, wie schnell sich der Komet in nur 24 Minuten, also zwischen 18:33 Uhr und 18:57 Uhr am Himmel bewegt hat. Stand er zuerst noch recht dicht an einem gelblich/orange leuchtenden Stern ist er nun schon ein ganzes Stück weiter.
Weitere Informationen zu C/2023 H2 Lemmon findet man zum Beispiel auf der Webseite der Fachgruppe Kometen der Vereinigung der Sternfreunde Deutschlands. Dort kann man auch Bilder des ganz zarten und dünnen Schweifs des Kometen finden, der für meine Ausrichtung jedoch nicht sichtbar ist.
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