Mittwoch, 11. März 2020

Messier-Marathon


Im 18. Jahrhundert hatte sich der französische Astronom Charles Messier einer der eifrigsten Kometenentdecker. Über zwanzig hat er gefunden. Der Legende fand er dabei viele weitere diffuse Objekte am Nachthimmel, die jedoch keine Kometen waren. damit er sich nicht immer wieder über solche Objekte ärgerte, begann er schließlich diese eindeutig zu katalogisieren. Zusamen mit anderen Astronomen kam er am Ende auf 110 Objekte. Unbewußt hat er so wohl den beliebtesten Objektkatalog für Sternfreunde geschaffen, weil diese Objekte die wohl hellsten, und dadurch oftmals auch mit nur einfachen Hilfsmitteln erreichbaren, und schönsten Objekte am Nachthimmel darstellen: Sternhaufen, Galaxien, planetarische Nebel.

Und wie es der Zufall so will, sind in mondlosen Nächten Ende März/Anfang April (fast) alle der 110 Objekte in nur einer Nacht sichtbar. Von Deutschland aus können dann 106 von 110 Objekten gefunden werden. Dazu braucht man natürlich etwas Glück, aber auch eine ganze Menge Ausdauer.

So entwickelte sich irgendwann unter den Hobbyastronomen der Wettstreit, wer schafft tatsächlich alle diese Objekte in einer Nacht? Und zu Ehren von Charles Messier nannte man diesen Wettstreit "Messier-Marathon".

Ende März ist es zwischen ca. 20 Uhr abends und 5 Uhr morgens astronomisch dunkel, so dass einem insgesamt neun Stunden für über 100 Objekte am Himmel zur Verfügung stehen. Das sind im Schnitt nur 5 Minuten pro Objekt!

In seiner klassischen, puristischen Form darf man dabei für den Messier-Marathon keine "GoTo"-Steuerungen verwenden, welche die Teleskope automatisch von Objekt zu Objekt führen, sondern muss alle Objekte manuell von Hand ansteuern.

Wer in Deutschland über 90 Objekte schafft, darf sich über diesen großen Erfolg schon sehr freuen, wer es tatsächlich auf über 100 Objekte schafft, gehört zu einem kleinen erlesenen Kreis von Beobachtern. Doch man sollte sich auch mit viel weniger Objekten zufrieden geben. Beim wohl ersten in Deutschland durchgeführten Messier-Marathon 1992 kamen Sternfreunde aus Hagen auf insgesamt 78 Objekte. Auf der Webseite deepskybeobachtung.de ist ihr Erfahrungsbericht immer noch nachzulesen.

Doch man muss diesen Wettbewerb natürlich nicht unbedingt so streng sehen. Spaß kann man sicherlich auch haben, wenn man eine automatische Fernrohrsteuerung besitzt. Auch dann ist es - je nach verwendeter Optik - oftmals immer noch schwierig genug, die gesuchten Objekte auch tatsächlich zu identifizieren! Oder man kürzt den Wettbewerb zeitlich ab und fragt sich zum Beispiel: "Wieviel verschiedene Objekte schaffe ich in zwei Stunden Beobachtungszeit?"

 Wichtig für uns ist vor allem die Frage, ob das Wetter wirklich mitspielt. Nach den vielen Regentagen bin ich zwar irgendwie skeptisch, aber nicht hoffnungslos.

Wenn das Wetter dann jedoch mitspielt, kann man etwa ab dem Wochenende 13./14./15. März mit dem "Training" beginnen, denn dann geht der Mond erst um Mitternacht auf und man hat schon die erste Hälfte der Nacht zur Verfügung. Das folgende Wochenende (20./21.22.3.)  ist dann schon das eigentlich "ideale" Wochenende für den Messier-Marathon, denn am folgenden Dienstag, den 24. März am Vormittag ist Neumond.

Drücken Sie bitte die Daumen! Wenn es in den nächsten Tagen mit der Beobachtung klappt, möchte ich natürlich in meinem Blog darüber berichten. Schade, dass jetzt die Corono-Virus-Krise so akut geworden ist - gemeinschaftlich wäre ein solcher Messier-Marathon sicherlich ein Riesenspaß. Leider ist dies in den nächsten Tagen sozial nicht zu verantworten.

Und wer ein besonders schönes und vor allem für die praktische Beobachtung  der Messier-Objekte geeignetes Buch sucht, dem sei diese Crowd-Funding-Aktion des Oculum-Verlags bei startnext wärmstens empfohlen!





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