Freitag, 7. Februar 2014

Eine Supernova im Fernrohr (SN2014J)

Am 21. Januar entdeckten Studenten per Zufall eine Supernova im der 12 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie M82. Wie die Frankfurter Rundschau in einem Artikel schreibt, war die Entdeckung purer Zufall:

"Studenten der University of London entdeckten sie, als sie die Spiralgalaxie M82 zu Übungszwecken betrachteten. Doch das war nicht geplant: Weil der Himmel sich zuzog, wichen die Studenten von Dr. Steve Fossey auf ein Teleskop der University of London aus, statt im Freien nach den Sternen zu schauen.
Sie sollten an einem Teleskop der Universität lernen, wie man die montierte CCD-Kamera nutzt, erklärt Fossey. Dazu suchten sie sich eine Galaxie aus, die von den Wolken noch nicht verdeckt war: M82. Nur wenig später machten sie darin die Entdeckung, die wenig später durch ein zweites Teleskop bestätigt wurde und mittlerweile sogar die Nasa dazu bringt, ihre Teleskope auf die Galaxie zu richten. 
"Wir haben Pizza gegessen und fünf Minuten später haben wir geholfen, eine Supernova zu entdecken", erinnert sich Tom Wright, einer der Studenten, der bei der Entdeckung der Supernova dabei war."

Ja, so spannend kann Astronomie sein. Und ich? Würde ich diese Supernova auch beobachten können? Die Helligkeit dieser Supernova wird zurzeit mit etwas über 11mag angegeben. Also weit davon entfernt, mit dem bloßen Auge sichtbar zu sein - und auch noch nichts für ein Fernglas, das würde nur mit etwas größerem Gerät oder empfindlichem Kamerachip gehen können.

Die Galaxie M82 ist am Himmel nicht schwierig zu finden, sie befindet sich im Sternbild große Bärin und bildet mit der Galaxie M81 ein schönes Paar, welches ich schon des öfteren am Himmel beobachtet habe. Doch zunächst musste das Wetter mitspielen, es war wieder einmal "Geduld" angesagt.

Am Freitag, den 28. Januar, war es dann endlich so weit. Der Himmel schien klar zu sein. Doch mit einer Helligkeit von 10 - 11 mag ist ein solches Objekt nicht einfach am Himmel zu finden. Mit meinem Spektiv konnte ich zwar die Galaxie M82 finden. Sie zeigt eine deutlich längliche Struktur, weswegen sie auch die "Zigarrengalaxie" genannt wird. M81 dagegen ist recht rund. Doch war die Supernova darin wirklich zusehen? Ab und zu schien es mir, besonders beim sog. "indirekten" Sehen schien ab und zu ein kleines Sternchen in der Galaxie aufzublinken. Doch diese Beobachtung war sehr grenzwertig. Habe ich sie wirklich gesehen, oder mir nur das gewünschte Ergebnis eingebildet?

Dann hab ich versucht, mit meiner Kamera von der Gegend eine Aufnahme zu machen. Bei 30 Sekunden Belichtungszeit kann man damit schon Sterne von 11mag sichtbar machen, ohne automatische Nachführung der Kamera sind die Sterne jedoch nicht punktförmig, sondern ziehen kleine Striche auf dem Bild.

Hier mein Fotoversuch:

Foto mit Canon 5DMarkII Kamera f=105mm, f/4, 30sec, 3200 ISO

Auf den ersten Blick ist hier nicht so viel zu erkennen. Neben klaren kurzen Strichspuren fallen zwei stark verwaschene Flächen auf: Dies sind die Abbilder der Galaxien M81 (links) und M82 (rechts).

Hier ein Ausschnitt aus diesem Bild mit ein paar markierten Sternen:


Der helle Stern "a" hat eine Helligkeit von 7,9mag, "b":9,55mag, "c":11,05mag, "d":9,55mag, "e":11,1mag. Der Stern direkt rechts neben M82 hat eine Helligkeit von 10,0mag, der etwas schwächere weiter rechts eine Helligkeit von 10,6 mag.

Sterne der 11. Größenklasse sind also zu erkennen, aber reicht dies, um eine Supernova umgeben von einer Galaxie zu erkennen?
Doch wenn man genau hinschaut, ragt da nicht auch eine kleine Spitze einer Strichspur aus dem Galaxienfleck hinaus? Nicht ganz so hell wie der Stern direkt daneben, aber doch etwas heller als Stern "c"?
Das könnte die Supernova sein! Ob diese Spur wirklich von der Supernova stammt, werde ich jedoch erst dann sicher behaupten können, wenn sie auf einem unter gleichen Bedingungen in ein paar Tagen oder Wochen aufgenommenen Foto nicht zu sehen ist, weil dann die Helligkeit der Supernova wieder zurück gegangen sein sollte.

Leider zog dann an diesem Abend Bewölkung oder Hochnebel auf, so dass weitere Fotos nicht mehr sinnvoll waren.

Doch am 4. Februar wurde es wieder klar und diesmal konnte ich die Supernova gut mit meinem C8-Teleskop beobachten. Dieses Fernrohr hat eine Objektivöffnung von 20 cm (8-Zoll), damit war die Supernova in der Galaxie dann wirklich einfach zu erkennen.

Und auch hier habe ich wieder ein Foto probiert.

Mein Teleskop steht auf eine parallaktischen Montierung "GP-DX" der Firma Vixen aus Japan. Wenn man diese etwas sorgfältig aufbaut und genau Richtung Norden ausrichtet, können die Motoren dieser Montierung die Erddrehung ausgleichen und so das Fernrohr "punktgenau" der Bewegung der Sterne am Himmel nachführen. (Ich setze hierfür die Vixen "Starbook S" Steuerung ein.)

Fotografiert habe ich dann wie folgt: Mit Hilfe des Spektivadapters konnte ich meine Kleinbildkamera exakt über dem 55mm-Okular des Fernrohrs anbringen. Das Fernrohr hat also zunächst einmal die Galaxie 36fach vergrößert. Leider habe ich noch nicht nachgemessen, wie weit der Kameradetektor dann vom Okular entfernt ist, so kann ich leider die effektive Brennweite und Vergrößerung nicht bestimmen. Sie dürfte aber etwa beim doppelten liegen.

Doch hier nun endlich das Bild:

M82 mit Supernova durch Celestron C8 Teleskop (f=2000mm, Okular f=55mm, f/10) mit Leica D-Lux4 f=13mm, f/2.8, 60sec, ISO400

Hier noch ein 1:1 Ausschnitt:

Deutlich ist innerhalb der Galaxie der helle Stern, die Supernova, zu erkennen. Durch das Fernrohr sind natürlich auch noch schwächere Sterne der 13. Größenordnung zu erkennen - und vor allem zeigt dieses Bild sogar etwas Farbe. Mit dem bloßem Auge sind diese Farben natürlich nicht zu erkennen, dies ist allein durch die lange Belichtungsdauer möglich. Allerdings zeigt sich hier dann auch schon stärker das Rauschen der Kamera.
 
An diesem Abend ging ich wirklich glücklich zu Bett. Denn jetzt war mir doch ein eindeutiges Bild dieser Supernova gelungen.

Ist das nicht fantastisch? Dieser Stern ist so hell, er könnte gut ein Stern aus unserer eigenen Galaxie, der Milchstrasse sein. Doch er befindet sich in dieser 12 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie. Dort hat sich vor ebensovielen Jahren dieses Drama ereignet. Vielleicht sollten wir froh sein, dass es dort zu dieser Supernova-Explosion gekommen ist und nicht in unserer Nähe. Astronomie ist einfach faszinierend!

Einen ausführlichen Artikel zu dieser Supernova mit professionelleren Fotos als ich es hier bieten kann, mit einem Vorher-/Nachher-Vergleich und mehr findet man auf dieser Webseite: http://news.astronomie.info/sky201402/supernova.html

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