Dann sollte da doch auch irgendwo der Komet ISON zu finden sein. Zu diesem Kometen wird - zumindest in der "Astronomen-Szene" - von manchen Teleskopherstellern und anderen ein richtiger "Hype" inszeniert. Und es stimmt ja auch, wenn der Komet seine größte Annäherung an die Sonne Ende November übersteht und er nicht auseinander fällt, dann könnte er im Dezember an unserem Himmel eine stattliche Erscheinung werden. "Wenn ... könnte..." Wir werden es sehen. Doch ich wollte diesen Kometen schon jetzt sehen.
ISON steht zur Zeit im Sternbild Jungfrau, also am frühen Morgen knapp über dem Horizont. Da er sich zur zeit schnell der Sonne nähert, rückt er am Himmel natürlich auch immer näher an die Sonne, geht also von Tag zu Tag erst später in der Dämmerung auf und wird daher - fast egal wie hell er wird - von Tag zu Tag schwieriger zu sehen.
Doch ich hatte Glück. Er war tatsächlich von der Dachluke aus zu sehen, denn von ihr oben habe ich aus meinem Haus heraus einfach den besseren Blick zum Horizont als aus dem Erdgeschoss. Hier ein Foto von heute morgen:
Sternenhimmel Richtung Osten am 14.11.2013 um 5:11 Uhr, Canon 5D Mark II, 50mm, ISO800, 15 Sek. bei f/2,5 |
Hier die Auflösung:
Und hier noch einmal ein kleiner Ausschnitt aus dem obigen Bild in Originalgröße (bitte anklicken):
Und hier noch einmal dieses Bild, jedoch mit Helligkeitsangaben für viele der angezeigten Sterne. Sterne der 6. Größenklasse sind an dunklen Orten so gerade noch mit bloßem Auge zu sehen. Eine Digitalkamera mit empfindlichem Chip hat es da natürlich etwas einfacher, auch solche lichtschwachen Objekte noch abzubilden. Hier sieht man (natürlich je nach Kamera und Objektiv) auch Sterne bis zur 10. Größenklasse.
Vergleicht man diese Sterne mit der Helligkeit von ISON, so würde ich schon sagen, dass ISON heute früh tendenziell schon eher bei 6mag als bei 7mag liegt. Und wenn sie sich das Bild noch etwas genauer anschauen, ist da nicht so eine ganz leichte Aufhellung oberhalb der Strichspur von ISON zu sehen? Ist das vielleicht der Schweif dieses Kometen?
Dass der Schweif gegenüber der Strichspur etwas nach oben geknickt ist, ist logisch, denn der Schweif zeigt immer von der Sonne weg. Nach unten hin würde die Verlängerung dieser Richtung in etwa zum späteren Sonnenaufgangspunkt zeigen.
Es tut sich also was am Himmel. Noch ist ISON ein recht unscheinbares Objekt, in der Praxis (noch) nichts fürs bloße Auge und kaum etwas für einen Feldstecher, aber doch schon recht einfach am Himmel nachweisbar. Und im größeren Feldstecher oder kleinem Teleskop ein durchaus interessanter Anblick!
Im Teleskop war ein kleiner Schweif durchaus zu erkennen, aber davon habe ich kein Foto gemacht. Heute früh beobachtete ich natürlich nicht als einziger den Kometen. Jan Hattenbach in Aachen hat seine Beobachtung von ISON von heute früh ebenfalls in einem Blog beschrieben. Im Blog "Scilogs" veröffentlichte er ein Foto, welches er durch sein Teleskop aufgenommen hat.Auch er kam zu dem Schluss, dass ISON mittlerweile die 6mag erreicht hat und damit mit bloßem Auge sichtbar sein kann (wenn er nicht zu tief im Dunst und Dämmerung steht).
Wer mehr über ISON lesen will findet auch genau heute im Blog von Florian Freistätter weitere sehr interessante Informationen. Und eine sehr schöne Bildersequenz, wie ISON heute früh in Louisiana am Himmel aufgestiegen ist.
Und wenn man einen "richtigen" Kometen am Himmel sehen will, gibt es zur Zeit noch einen weiteren Kandidaten am Himmel. Das ist der Komet C/2013 R1 Lovejoy. Und der befindet sich viel höher am Himmel und da zur Zeit in guter Beobachtungsposition. Auch hier habe ich ein Foto gemacht, sie werden den kleinen "grünen Kerl" sicherlich schnell finden:
Komet Lovejoy und Sternhaufen Praesepe, 14.11.2013, 10 Sek bei ISO3200 und f/2,5 |
Ein tolles Foto von diesem Komet, als er am 7. November ganz nahe beim Sternhaufen Praesepe stand findet man übrigens auf Gary W. Kronks Kometenseiten.
Ich finde das irgendwie herrlich, alle Welt redet vom Kometen ISON, über ihn wurden schon viele Bücher geschrieben, und auch ich habe vor kurzem in der Sternwarte ja viel über diesen "Superkometen" geredet. Und dann kommt urplötzlich noch ein anderer Komet vorbei, der überraschenderweise viel heller wird als erwartet. So spannend und aufregend kann die Himmelsbeobachtung sein!
Ach ja, und dann gab es schließlich gegen 6:30 Uhr noch ein Zugabe, dann war nämlich auch der Planet Merkur im Osten aufgegangen und gut sichtbar geworden. Aber den habe ich dann doch nicht mehr fotografiert, sondern lieber in Ruhe mit meiner Frau gefrühstückt.
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