Montag, 2. September 2024

1. September 2024: Geostationäre Satelliten und Saturn

 Am Sonntagabend, den 1. September, wollte ich Saturn fotografieren. Ich weiß, dass mein Vespera-Gerät dafür eigentlich gar nicht geeignet ist. Um Planeten zu fotografieren braucht man eigentlich Geräte mit sehr langn Brennweiten, ein Gerät mit 200mm Brennweite ist da eigentlich eher ein Witz.

Es gibt einen besonderen Modus im Vespera, mit dem man tatsächlich auch Saturn fotografieren kann, Aber auch der kann natürlich nicht die durch den optischen Aufbau bedingten Restriktionen überwinden.

Saturn am 1.9.24 um 21:45 MESZ

 Mit viel Vorstellungsvermögen kann man vielleicht die Ringstruktur sich einbilden, wirklich zu sehen ist da jedoch wenig. Und es fehlen auf diesem Bild auch alle umgebenden Sterne, die Monde des Saturn und was vielleicht noch dort in der Nähe zu sehen ist. Also ein durch und durch langweiliges Bild.

Ich habe deshalb statt dieser speziellen Einstellung es einfach mal mit dem Modus versucht, mit dem das Vespera sonst üblicherweise Galaxien oder Nebel fotografiert. Mir war schon klar, dass ein so helles Objekt wie der Saturn dann sofort völlig überbelichtet ist, aber es sollte zumindest drum herum auch noch einiges mehr zu sehen sein. Und gleich das allererste Bild brachte eine Überraschung:

Saturn um 21:52 Uhr, 10 Sekunden belichtet

Natürlich war Saturn gleich viel zu hell. Aber was waren das für seltsame Strichspuren auf dem Bild? Und dann gleich drei Stück hintereinander?

Nach weiteren zehn Sekunden kam das zweite Bild:

Zehn Sekunden später.

Jetzt waren die Strichspuren doppelt so lang, offensichtlich bewegte sich da etwas von rechts (oben) nach links (unten). Mein erster Gedanke war gleich: " Das sind bestimmt die Starlink-Satelliten von Elon Musk!" Doch das dieser Gedanke falsch war, wurde mir im nächsten Moment schnell bewußt. Solche Satelliten fliegen (wie Flugzeuge) viel schneller durchs Bild. Sie würden viel längere Spuren hinterlassen und in den zehn Sekunden Belichtungszeit den Bildausschnitt schon längst verlassen haben.

Inzwischen kam Bild 3:

Noch einmal zehn Sekunden später

Das mussten also Objekte sein. die sich viel langsamer bewegen, die also wahrscheinlich auch viel weiter weg waren als die ISS oder andere Satelliten, die sich meist in Bahnen in wenigen hundert Kilometern Höhe über der Erde bewegen.

Mir war dann schnell klar, dass es sich hier wohl um sog. geostationäre Satelliten handeln würde. Diese befinden sich in ca. 36000 Kilometer Höhe über der Erde, so dass ihre Umläufe synchron zur Drehung der Erde verlaufen, sie also immer über uns an der gleichen Position zu verharren scheinen.

Aber wiese zeigen diese Satelliten dann solche Spuren? 

Mein Vespera ist ja nicht für die Beobachtung von geostationären Satelliten geschaffen worden, sondern um Sterne, Planeten und anderes damit zu beobachten. Diese Sterne, oder auch unser Planet der Saturn, gehen in der Nacht genau wie die Sonne am Tage bei uns im Osten auf, steigen im Süden hoch hinauf und gehen dann im Westen wieder unter. Diese Bewegung ist jedoch nur eine scheinbare, was sich da wirklich bewegt ist unsere Erde. Das Vespera versucht natürlich diese Bewegung auszugleichen und folgt daher den Sternen automatisch in diese Richtung von Ost nach West. Und wenn dann am Himmel ein Objekt wirklich fest über uns steht, diese Bewegung also gar nicht mitmacht, dann wird es auf dem Foto natürlich automatisch von der echten zur linken Seite verschoben (also "wandert" es scheinbar umgekehr von West nach Ost.). 

Die Strichspur ist dann gerade so lang, wie eben das Gerät in der Belichtungszeit von zehn Sekunden bei 200 mm Brennweite den Sternen nachgeführt wird. 

Spannend war dann für mich natürlich sofort die Frage: "um welche Satelliten handelt es sich da denn überhaupt?" Die Antwort fand sich dann schnell im Planetariumsprogramm "Stellarium". Es handelt sich um die drei Satelliten Express-AMU1, Eutelsat36B und Tiba-1. Mehr Informationen dazu findet man über die Links zu Wikipedia.

Doch auf dem Bild ist noch mehr zu sehen:

Saturn und "Begleiter" am Himmel

(193)Ambrosia ist ein Asteroid und Iapetus ist einer der Monde von Saturn. Andere bekannnte Saturnmonde (Titan, Rhea, Dione, Tethys) befanden sich leider zu dicht bei Saturn selbst und wurden hoffnungslos überstrahlt. Um diese zu sehen, braucht man wirklich ein richtiges Fernrohr und eben keine Vespera Beobachtungsstation. Zusätzlich habe ich auch noch die Bezeichnung von zwei Sternen (HDxxxxxx) mit aufgenommen, die mir die Software "nova.astrometry.net" geliefert hat.

Ich hatte übrigens ein wenig Glück, dass die Satelliten überhaupt auf diesem Bildern zu sehen waren. Damit sie leuchten, müssen sie natürlich von der Sonne angestrahlt werden.  Etwas weiter westlich von Saturn wäre noch kein Sonnenlicht angekommen, dort hätten sich die Satelliten noch im Erdschatten, also im Dunkeln befunden.




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