Spät am Abend des 14. Oktober klarte der Himmel auf und ich konnte wieder ein paar Astrophotos machen. Diesmal hatte ich es auf Kleinplaneten abgesehen. Die meisten Bilder habe ich etwas über 5 Minuten belichtet, das reicht völlig, um Objekte bis zur 14. Größenklasse abzubilden. Auf die Idee, nach Kleinplaneten zu suchen, kam ich durch einen Artikel in der aktuellen Oktober-Ausgabe der Zeitschrift "Sterne und Weltraum", Hier kommen meine Ergebnisse:
(233) Asterope im Sternbild Fische |
Der helle Stern auf dem Bild ist tau Psc mit 4,1mag. Asterope hat selbst nur 11, 8 mag. (233)Asterope wurde vor 140 Jahren entdeckt. Ich wurde auf diesen Asteroiden aufmerksam, weil in der Zeitschrift "Sterne und Weltraum" auf eine enge Begegnung mit nur 4' Bogenminuten Abstand zwischen dem hellen Stern und Asterope am nächsten Tag, den 15. Oktober, hingewiesen wurde. Ob mir da noch einmal eine Aufnahme gelingt?
(345) Tercedina, ebenfalls im Sternbild Fische |
Bei (345) Tercedina stand kein heller Stern in der Nähe. Erst am 17. Oktober soll sie in dicht an dem helleren Stern rechts am Bildrand vorüber ziehen. Die höhere Nummer als bei Asteropa verrät, dass dieser Kleinplanet auch erst später entdeckt wurde, im November 1892. Bei diesem Bild zogen leider auch Wolken durch und es wurde der untere Bildrand auch etwas von den Bäumen auf dem Grundstück des Nachbarn beeinträchtigt.
(29) Amphitrite, ebenfalls im Sternbild Fische |
(29) Amphitrite wurde schon 1854 von Albert Marth entdeckt. Sie gehört mit 190 km Durchmesser zu den größeren und damit insgesamt auch helleren Asteroiden.Auf dem Foto beträgt ihre Helligkeit 9,2mag. Am 8. Januar 2023 stand sie in Opposition zur Sonne und war da sogar 7,7mag hell.
(135) Hertha im Sternbild Widder |
Beim Kleinplaneten (135) Hertha ist eigentlich die Geschichte des Entdeckers am interessantesten: Hertha ist der 20. Asteroid, der von Christian Heinrich Friedrich Peters entdeckt wurde. Dieser Pastorensohn musste nach 1848 wie so viele demokratisch gesinnte Deutsche das Land verlassen und siedelte schließlich in die USA über.
(88) Thisbe im Sternbild Fische |
Auch (88) Thisbe wurde von Christian Heinrich Friedrich Peters entdeckt, es war sein 5. Asteroid. (88)Thisbe ist 10,9mag hell.
(678) Fredegundis imSternbild Pegasus |
(678) Fredegundis wurde erst 1909 entdeckt, auf der Sternwarte in Heidelberg auf dem Königsstuhl von Karl Wilhelm Lorenz, Fredegundis ist 11,8mag hell und war laut Sterne und Weltraum am 9. Oktober dicht am Stern 86 Pegasus vorbei gezogen, der hier jedoch nicht mehr auf dem Bild zu sehen ist. Dafür zeigt mein Photo aber zwei Objekte aus dem New General Catalog (NGC). Die beiden Galaxien NGC 7803 und NGC 7810 sind ca. 250 Millionen Lichtjahre vonuns entfernt und bilden gemeinsam mit etlichen anderen Galaxien eine Gruppe, die als "NGC-7810-Gruppe" benannt wurde. Andere Galaxien dieser Gruppe sindwahrscheinlich auch noch auf dem Bild mit drauf, nicht alle "Lichtflecken" dort in der Umgebung sehen aus wie "runde" Sterne, aber das bedarf einer genaueren Analyse meines Bildes mit professionellen Sternkatalogen.
(509)Iolanda im Sternbild im Sternbild Widder |
Auch (509)Iolanda befindet sich zur Zeit im Sternbild Widder, nicht weit von Jupiter entfernt. Am 17. Oktober soll Iolanda (12,4mag) dicht an dem hellen Stern, nach rechts auf gleiher Höhe (HD14596, 7,9mag) vorbei ziehen. Auch Iolanda hat einen sehr prominenten Entdecker, nämlich den berühmten Heidelberger Astronomen Max Wolf. Er entdeckte als erster einen Asteroiden mit Hilfe der Fotografie. Iolanda ist ein im spanischen und portugiesichen Umfeld genutzer Mädchenname, er entspricht dem deutschen Namen Jolanthe. Welche der vielen Freundinnen, Liebschaften oder auch Mäzeninnen der Entdecker Max Wolf damit jedoch ehren wollte, ist bis heute unbekannt.
(14) Irene im Sternbild Walfisch (Cetus) |
(14) Irene wurde 1851 vom britischen Astronomen John Russel Hind entdeckt. Irene hat zur Zeit eine Helligkeit von 10,9mag. Auch auf diesem Bild befinden sich wieder mehrere Galaxien. NGC 270 wurde 1798 von William Herschel entdeckt, NGC 277 erst 1864 von dem deutsch-dänischen Astronomen Heinrich Louis d'Arrest und NGC 291 ebenfalls 1864 von Albert Marth, einem Schüler von Christian Heinrich Friedrich Peters und Assistenten von John Russel Hind.
(140) Siwa im Sternbild Fische |
(140) Siwa steht jetzt hier an letzter Stelle, doch eigentlich war es das Objekt, weswegen ich überhaupt an diesem Tag auf Kleinplanetenjagd gegangen bin. Denn Siwa sollte laut Sterne und Weltraum genau heute Abend, also am 14. Oktober 2023 um 22 Uhr vom Stern HIP6751 nur 7,5' Bogenminuten entfernt stehen. Und das stimmte auch tatsächlich, denn HIP6751 ist der helle Stern links oberhalb von Siwa. Fast auf den Tag genau vor 149 Jahren, nämlich am 13. Oktober 1874, wurde Siwa von Johann Palisa entdeckt, ein österreichischer Astronom, der 123 Kleinplaneten entdeckte!
Ein wunderschöner, erfolgreicher Abend - obwohl ich insgesamt nur gut zwei Stunden beobachtet habe. Und auch im Nachhineinnoch eine sehr spannende Geschichtsstunde.
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