Samstag, 19. Januar 2019

19. Januar 2019: Vor der Mondfinsternis


Heute, am Samstag, den 19. Januar 2019, ist der Himmel klar. Der Mond scheint hell aus großer Höhe auf Bad Lippspringe hinab. Hier ein Foto von heute Abend:

Mond am 19.1.19
Der Mond sieht für das bloße Auge schon sehr rund und praktisch voll aus. Doch bis zum richtigen Vollmond dauert es noch etwas, da sind wir noch 34 Stunden zu früh. Man kann es auf dem Bild daran erkennen, dass am linken Rand des Mondes verschiedene Krater noch sehr gut zu erkennen sind. Erst wenn der Terminator (die Grenze zwischen Nacht/Dunkelheit und Tag/Licht) tatsächlich den Rand des Mondes erreicht hat, haben wir Vollmond. Noch fehlen drei Prozent der Mondoberfläche.

Der Mond erreicht die exakte Vollmondposition erst am Montagmorgen um 6:16 Uhr.  Bei Vollmond stehen Sonne, Erde und Mond genau in einer Reihe. Und dies ist an diesem Montagmorgen sogar ganz besonders exakt der Fall. Und was passiert, wenn der Mond aus Richtung der Sonne gesehen, ganz exakt hinter der Erde steht? Naja, dann befindet er sich natürlich im Schatten der Erde. Kein direktes Sonnenlicht fällt mehr auf unseren Trabanten, wir erleben eine Mondfinsternis.

Eine gute Grafik zum Ablauf der Mondfinsternis habe ich auf der Webseite meines Sternfreundes Stefan Krause gefunden: http://www.mofi2019.de/ 
Auf Stefans Webseite gibt es auch viele weitere Informationen zu dieser Mondfinsternis!

 Quelle des amerikanischen Originals: https://aa.usno.navy.mil/data/docs/eclipse/L2019Jan21.pdf
Die Grafik zeigt die verschiedenen Kontaktzeiten, wann der Mond in den Halbschatten ("Penumbra") oder Kernschatten ("Umbra") der Erde gerät oder diesen wieder verlässt.

Wobei die Halbschattenphase kaum wahrzunehmen ist. Der eigentlich richtige Beginn der Mondfinsternis ist also beim 2. Kontakt, um 4:34 Uhr MEZ, wenn der Mond in den Kernschatten kommt. Dann beginnt er sich auch Schritt für Schritt in diesem dunklen, "verschatteten" Teil zu verfinstern, zu verfärben. Er steht dann bei uns 33° Grad hoch über dem Horizont in westlicher Richtung (Azimut 260° Grad).

Dabei ändert der Mond nicht nur seine Farbe in das orange oder rötliche, sondern er wird auch deutlich dunkler. Bitte tun sie mir einen Gefallen: Übernehmen sie nicht das Gerede mancher Zeitungen vom "Blutmond". Diese Bezeichnung wurde, wie auch Stefan schreibt, von einem durchgeknallten Sektenpfarrer 2004 in die Welt gesetzt, solch Blödsinn muss nicht von anständigen Menschen wiederholt werden. Blutig geht es leider allenfalls auf unserer Erde zu, und solange keine Menschen auf dem Mond rumlaufen wird dort garantiert kein Blut fließen.

Dass der Mond deutlich dunkler wird, merkt man spätestens, wenn er sich komplett im Erdschatten befindet. Diese Phase der Totalität beginnt mit dem sog. "3. Kontakt" um 5:41 Uhr (Mondhöhe dann 23°, Richtung: 273° Grad) und endet, wenn der Mond beginnt, den Kernschatten zu verlassen, um 6:43 Uhr (Höhe 14° / Azimut 284° Grad).  Dann können sie am ganzen (klaren) Himmel viele Sterne sehen, ganz anders als in einer normalen Vollmondnacht, in welcher der Mond für gewöhnlich so hell strahlt, dass all die schwächer leuchtenden Sterne nicht zu erkennen sind.

Weil der Mond nicht ganz exakt in der gleichen Ebene von Erde und Sonne wandert (das ist die "Ecliptic" in der Zeichnung), fallen die Mitte der Finsternis (um 6:12 Uhr) und die mathematische Vollmondposition (um 6:16 Uhr) auch nicht ganz zusammen. Doch der Unterschied ist recht gering. Zu dieser Zeit steht der Mond in ca. 18° Grad Höhe in westlicher Richtung mit 279° Grad Azimut. Übrigens: meistens steht der Vollmond von der Ekliptik weiter entfernt, die Mondbahn schwankt um bis zu fünf Grad, der Erdschatten hat jedoch in der Entfernungdes Mondes jedoch nur etwa einen Radius von eineinhalb Grad. Daher gibt es nur selten bei Vollmond auch gleichzeitig eine Mondfinsternis).

Die totale Finsternis endet mit dem Verlassen des Kernschattens um 7:51 Uhr.  Dann steht er in westnordwestlicher Richtung nur noch 4° Grad über dem Horizont. Um 8:32 Uhr geht er dann ganz am Horizont unter, so dass wir das Ende der letzten Halbschattenphase nicht mehr sehen können. Dann ist jedoch im Osten auch schon die Sonne gerade aufgegangen.

Wenn Sie mit Hilfe einer Landkarte schauen wollen, wie der Mond im Laufe des Morgens an ihrem Haus oder Grundstück, oder wo immer sie auch gerade sein mögen, vorbei läuft empfehle ich ihnen die Webseite: http://www.mondverlauf.de.

Wenn Sie nur einen kurzen Blick auf den Mond werfen wollen, müssen Sie also eigentlich nur in der Stunde zwischen 5:40 Uhr und 6:40 Uhr einen Blick nach draußen in den Himmel in westlicher Richtung werfen. Vielleicht ist das ja ohnehin ihre werktägliche Aufstehzeit?

Wer das ganze ausführlicher Erleben möchte, muss seinen Wecker dann schon auf 4:00 Uhr oder sogar noch früher stellen, wobei die Halbschattenphase (fast) nur etwas für Spezialisten ist.

Wer aber seine Augen öffnet und nicht nur immer zum Mond schaut, der kann um 6:36 Uhr noch eine zusätzliche Überraschung genießen: Dann gibt es nämlich in südöstlicher Richtung (also fast auf der dem Mond dann gegenüberliegenden Seite) für uns in Bad Lippspringe einen sehr hellen Iridiumflare zu sehen. Diese leuchtet in einer Höhe von 19° Grad in Richtung 155° Grad Azimut auf. Wem diese Zahlen nicht so viel sagen: Schauen sie einfach exakt um diese Zeit (am besten schon etwas früher, um wirklich die richtige Richtung zu haben) in Richtung Südosten. Wenn keine Häuser oder Bäume im Weg stehen, fallen ihnen dort sofort die hell leuchtenden Planeten Jupiter und Venus ins Auge, sie leuchten etwas heller als alle anderen Sterne! Die etwas hellere Venus steht 10° Grad hoch, Jupiter 8° Grad über dem Horizont, beide stehen bei etwa 142° Grad Azimut. 13° Grad weiter nach rechts (Süden bzw, Westen) und etwas höher gibt es dann den Flare. Also etwa im siebenfachen Abstand der  beiden Planeten voneinander. Bei uns in Bad Lippspringe leuchtet dieser Flare noch einmal deutlich heller als die Venus leuchtet. Auch in Paderborn leuchtet dieser Flare noch auffällig hell. Lassen Sie sich dieses Ereignis am Montagmorgen nicht entgehen. Mit den beiden Planeten als "Wegweiser" sollte es nicht zu verpassen sein. Sie müssen nur exakt um 6:36 Uhr und Null Sekunden in diese Richtung schauen und keine 10 Sekunden später!

Die nächste Mondfinsternis gibt es bei uns dann im Sommer: am 16. Juli taucht der Mond am Abend jedoch nur teilweise (partiell) in den Erdschatten ein. Am 10.1.2020 folgt dann eine Halbschattenfinsternis. Eine wirklich totale Mondfinsternis gibt es bei uns erst wieder am 7.9.2025.

P.S.: Dies ist übrigens mein 1000. Posting in diesem Blog. Ich bedanke mich bei allen meinen Leserinnen und Lesern für Euer freundliches Feedback, das ich immer wieder mal erhalte. Dies motiviert mich, auch weiterhin als Astro-Blogger aktiv zu bleiben und euch hoffentlich noch viele weitere Beiträge zu erstellen.

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