Montag, 31. August 2015

1. September: Neptun in Opposition

In meiner Wochenübersicht schrieb ich etwas leichtsinnig über Neptun: "Mit einem Fotoapparat, der auf einem Stativ befestigt ist und länger (5-10 Sekunden bei 1600 ASA) belichten kann, kann er jedoch auch aufgespürt werden."

Das musste ich ja nun erstmal selbst ausprobieren. Für den 1. September, den Tag seiner exakten Oppositionsstellung ist schlechtes Wetter angsagt. Deshalb wollte ich es schon heute, am 31. August, wissen.

Doch einfach ist es nicht. Zum einen steht Neptun am Abend gegen 22 Uhr nicht sehr hoch am Himmel, nur ungefähr 15° Grad. Und der Mond ist zum einen nicht sehr weit entfernt und strahlt heute auch noch relativ hell, denn er ist noch zu 93% beleuchtet. Das bedeutet, wenn man zu lange belichtet (10Sekunden bei ISO1600), wird der Himmelshintergrund viel zu hell, so dass man gar keine Sterne mehr sieht. Belichtet man jedoch zu kurz, kommt ein schwaches Pünktchen wie Neptun auch nicht auf den Chip.


So ist es mir auch erst im zweiten Anlauf gelungen. Zunächst habe ich mit einem 20mm Weitwinkelobjektiv eine Übersichtsaufnahme gemacht:

Wo ist Neptun? Aufnahme mit Canon 5D Mark2, 20mm, f/2.0, 10sec, ISO400
Neptun hätte hier in etwa in der Bildmitte stehen sollen. Doch wie man sieht, sieht man nicht viel. Auch mit Bildbearbeitungstricks gelang es mir nicht, ihn hervor zu locken.

Also habe ich einen zweiten Versuch gestartet, mit einer längeren Brennweite:

Neptun für Spezialisten, Canon 5D Mark2, 105mm, f/4.0, 8sec, ISO400
Sie werden sich jetzt fragen: "Welcher dieser Lichtpunkte ist denn jetzt Neptun?" Haben Sie eine Sternkarte zur Hand? Der helle Stern links von der Mitte ist lambda Aquarius  (3,7mag) und der hellere fast rechts am Rand ist sigma Aqr (4,5mag). Ziemlich genau in der Mitte dazwischen befindet sich Neptun. Zur Erleichterung noch einmal das gleiche Bild mit Erläuterung. Neptun befindet sich im roten Kreis:

Neptun ist im Kreis der linke, etwas schwächere "Stern".
Und schließlich noch eine Aufnahme durch mein Spektiv:

Neptun durch Leica-Spektiv (25fache Vergrößerung, f=400mm), Kamera DLUX4, f=12.8mm, ISO400, f/2.8 mit 4 sec.

Die beiden Strichspuren rechts sind die beiden Objekten aus dem roten Kreis des Fotos von oben. Neptun (7,8mag) ist die leicht bläuliche Strichspur (bei dieser Brennweite bleibt die Abbildung bei 4 Sekunden Belichtungszeit nicht punktförmig). Die Spur daneben stammt vom Stern HIP 111910 mit 6,85mag. Die weitere Strichspur auf der linken Seite stammt vom Sternchen HIP 112156 mit 8,45mag, also schon fast eine Größenklasse dunkler als Neptun.

Es klappt also tatsächlich. Neptun ist mit einem guten Fotoapparat tatsächlich zu fotografieren. Aber die äußeren Randbedingungen müssen auch stimmen. Der Himmel muss klar sein. Neptun hoch genug am Himmel stehen (also wartet man vielleicht doch bis nach Mitternacht) und auch der Mond sollte nicht so dicht dabei sein (er wird sich in den nächsten Tagen jedoch immer weiter von Neptun entfernen und immer später aufgehen.)

Dann dürfte es jedoch spannend sein, jeden Tag ein neues Foto von Neptun zu probieren.  Denn Neptun wandert (von links nach rechts, bzw. von Ost nach West) dicht an HIP 111910 vorüber. Am 5. September stehen die beiden am dichtesten beieinander.

********** Nachtrag:

Leider hat es erst am 9. September mit einem weiteren Foto geklappt. Hier ist jetzt Neptun schon deutlich an Stern HP111910 vorbei gezogen:

Neptun am 9.9.2015, jetzt schon rechts (westlich) von HP111910

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