Sonntag, 28. April 2024

28. April 2024: Wenn der Himmel bewölkt ist....

 Was macht der Amateurastronom wenn der Himmel bewölkt ist?

Er beschäftigt sich natürlich trotzdem mit der Astronomie. Zum Beispiel theoretisch. Man kann zum Beispiel Berechnungen durchführen, und dann voller Freude feststellen: "Heute ist kein Neumond, also kann es auch keine totale Sonnenfinsternis geben, also ist es auch kein so tragischer Verlust, wenn es heute bewölkt ist."

Oder man kann versuchen, sich diesen Überlegungen auch praktisch zu nähern und zum Beispiel ein Modell zu bauen, von der Sonne, der Erde und ihrem Mond. 

Ein solches Modell hat vor kurzem Lego herausgebracht. Es ist der Lego Technic Bausatz Nr. 42179.

Lego Bausatz Sonne, Erde, Mond

Ein wunderschönes Modell! Direkt bei Lego kostet dies Modell 79,99€. Beim bekannten Online-Händler Amxxxx kostet es heute 74,99€, aber hier vor Ort in Paderborn kostete das Set in einem großen Spielwarenladen sogar nur 59,99€. Da kauft man gerne ein und spart sich gleich auch noch mögliche Versamdkosten.

Das Set besteht aus 526 Teilen, die in vier Bauabschnitten eingeteilt wird. Erfreuerlicherweise nutzt Lego dafür jetzt überwiegend Papiertüten, ein kleiner Schritt zu etwas weniger  Plastikmüll. Allerdings muss man beim Auspacken gut aufpassen, das man die Tüten auch wirklich leert, zu leicht bleiben dort ein, zwei Bauelemente hängen.

Inhalt der Packung

 Die Bauanleitung ist präzise wie bei Lego üblich. Zum ersten Mal habe ich parallel auch eine "Lego Builder App" genutzt. Ich fand die sogar noch etwas praktischer, da man in dieser App die einzelnen Schritte vielleicht sogar noch etwas kleinteiliger nachvollziehen konnte und weil man die einzelnen Zeichnungen beliebig drehen konnte, man also zwischen Drauf- und Druntersicht oder beliebigen Seitenansichten wechseln konnte, wenn man sich mal etwas unsicher war, wo genau man ein bestimmtes Bauteil anstecken sollte.

Zwischenstand zu Beginn von Bauabschnitt 2

Wie immer empfiehlt es sich, die einzelnen Teile nach dem Ausleeren der Tüte erst einmal gut zu sortieren. So kann man schnell erkennen, bei welchen Teilen man genauer aufpassen muss, weil sie zum Beispiel anderen Teilen sehr ähnlich sehen.

Beginn von Bauabschnitt 3

Insgesmt habe ich ca. dreieinhalb bis vier Stunden an dem Modell gebaut, in aller Ruhe und über zwei Tage verteilt. Die vielen kleinen Teile machen das Zusammensetzen manchmal etwas diffiziel, aber es gab dabei keine schwereren Probleme.


Und am Ende dreht sich alles! Ein glückliches Gefühl! Und das Teil ist richtig cool! Die Schräglage der Erdachse bleibt bei der Umdrehung der Erde um die Sonne richtig erhalten, so dass man an diesem Modell gut die Jahreszeiten erklären kann. Und wenn man von der Vollmond- zur Neumondstellung wechselt, dreht sich die Erde wie in der Wirklichkeit 14 mal um sich selbst. Von Vollmond zu Vollmond sind es also vier Wochen, und pro Jahr gibt es ungefähr 13 Vollmonde. 





29. April - 5. Mai: 2024: Der Himmel über Bad Lippspringe

In dieser Woche nimmt der Mond weiter ab und zieht sich in die Morgenstunden zurück. Von den hellen Planeten kann wahrscheinlich nur Saturn, der gegen 4:30 Uhr aufgeht, mit viel Glück in der Morgendämmerung gefunden werden. Nach zwei (Fernglas-)Kometen kann man in dieser Woche Ausschau halten, die zwischen 8mag und 10mag hell sein sollten: 13P/Olbers wandert im Stier Richtung Fuhrmann und C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS zieht in der Jungfrau nach Westen. Die Internationale Raumstation (ISS) kann bei morgendlichen Überflügen gesichtet werden.

 Am Montag, den 29. April, geht die Sonne um 5:59 Uhr auf und um 20:45 Uhr unter. Der helle Tag dauert also bald schon 15 Stunden. Richtig astronomisch dunkel ist es eigentlich nur noch zwischen 23:30 Uhr und 3:30 Uhr, also vier Stunden lang. Der Mond geht im Sternbild Schütze um 2:26 Uhr auf, er ist noch zu 75 Prozent beleuchtet. Er zeigt heute sowohl maximale Libration in Länge (der Krater Grimaldi steht weit ab vom Rand), als auch in Breite (Nordpol sichtbar). Bereits um 0:00 Uhr steht Kleinplanet (5)Astraea (11,5mag) dicht bei 63 Gem(5,2mag) und um 1:00 Uhr (89)Julia(10,9mag) dicht bei HIP60603(&,1mag). Die ISS kann einmal kurz um 3:07 Uhr tief im Osten gesehen werden, zwischen 4:39 Uhr und 4:46 Uhr fliegt sie in maximal 60° Grad Höhe über unseren Morgenhimmel hinweg.

In der Walpurgisnacht, am Dienstag, den 30. April, geht der noch zu 65 Prozent beleuchtete Mond um 3:10 Uhr auf. Die ISS tritt um 3:51 Uhr im Süden aus dem Erdschatten heraus und fliegt dann schnell bis 3:56 Uhr in maximal 45° Grad Höhe Richtung Osten.

Am Mittwoch, den 1. Mai, Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse, ist der Mond in den Steinbock weiter gewandert, er geht um 3:41 Uhr auf und ist zu 54 Prozent beleuchtet. Um 13:27 Uhr erreicht er das Letzte Viertel, steht dann bei uns jedoch unter dem Horizont. Die ISS ist zum einen zwischen 3:03 Uhr und 3:07 Uhr kurz im Osten zu sehen, zum anderen fliegt sie zwischen 4:36 Uhr und 4:43 Uhr in maximal 82° Grad Höhe hoch über unseren Morgenhimmel hinweg.

Am Donnerstag, den 2. Mai, geht die noch zu 43 Prozent beleuchtete Mondsichel  um 4:02 Uhr auf, mit viel Glück kann heute früh der Pitatus-Sonnenlichtstrahl beobachtet werden. Der Mond zieht gegen 4:20 Uhr knapp unterhalb des Sterns epsilon Cap (4,5mag) vorbei, in Süddeutschland kommt es zu einer Bedeckung. Die ISS ist einmal um 2:16 Uhr ganz kurz tief im Osten zu sehen. Zwischen 3:47 Uhr und 3:53 Uhr fliegt sie in maximal 70° Grad Höhe über unseren Morgenhimmel hinweg.

Am Freitag, den 3. Mai, geht die noch zu 32 Prozent beleuchtete Mondsichel  um 4:13 Uhr auf. Zwischen 2:59 Uhr und 3:03 Uhr ist die ISS das erste Mal tief im Osten zu sehen, zwischen 4:31 Uhr und 4:40 Uhr fliegt sie exakt (um 4:34:49 Uhr) über unsere Stadt hinweg.

Am Samstag, den 4. Mai, geht die noch zu 21 Prozent beleuchtete Mondsichel bald nach Saturn um 4:32 Uhr im Osten auf, der Abstand der beiden beträgt ca. 3° Grad. Die ISS ist um 2:12 Uhr einmal kurz über dem Osthorizont zu sehen, danach fliegt sie zwischen 3:43 Uhr und 3:49 Uhr mit maximal 86° Grad Höhe ein weiteres Mal (fast) genau über unsere Stadt hinweg.

Am Sonntag, den 5. Mai, geht die nur noch zu 12 Prozent beleuchtete Mondsichel um 4:45 Uhr auf, direkt über ihr befindet sich der Planet Mars, der aber wahrscheinlich in der Dämmerung und möglicherweise horizontnahem Dunst nicht zu sehen sein wird. Die ISS tritt um 2:54 Uhr in 77° Grad Höhe im Süden aus dem Erdschatten heraus, um dann bis 2:59 Uhr schnell zum Osthorizont zu fliegen, zwischen 4:27 Uhr und 4:36 Uhr fliegt sie ein qweiteres Mal mit maximal 82° Grad Höhe hoch über unseren Morgenhimmel hinweg. Um 3:55 Uhr steht Kleinplanet (80)Sappho (11,5mag) nur 1' Bogenminute entfernt von 49 Lib (5,5mag).

Samstag, 27. April 2024

21. - 23. April 2024: Sonne und Mond

 In der letzten Woche habe ich nicht nur Asteroiden und deep-sky-Objekte beobachtet, sondern natürlich auch den Mond oder die Sonne im Visier gehabt. Hier ein paar Bilder:

Sonne am 21. April 2024 um 10:44 Uhr MESZ

Die Sonne am 22. April um 15:02 Uhr MESZ

Die Sonne am 23. April 2024 um 10:24 Uhr MESZ

Vergleicht man diese drei Bilder miteinander, muss man zuerst berücksichtigen, dass das Bild vom 22. April knapp fünf Stunden später aufgenommen worden ist als die beiden anderen Bilder. Dieser Zeitunterscvhied führt dazu, dass die Sonne am Himmel deutlich anders ausgerichtet ist. Für einen besseren Vergleich muss man das Sonnenbild um circa 60° Grad gegen den Uhrzeigersinn drehen. Oder anders ausgedrückt, die größere Fleckengruppe, die im mittleren Bild auf etwa fünf Uhr liegt, auf drei Uhr zurück stellen.

Auch ist deutlich, dass auf dem mittleren Bild wohl doch einiges an Schleierwolken oder Dunst in der Luft war, so dass dieses Bild die Flecken nicht so deutlich zeigt, wie die anderen beiden Bilder.

Dafür lässt sich jetzt aber richtig gut die Dynamik der Flecken auf der Sonne erkennen. Zum einen wird die Rotationj der Sonne deutlich. Aber man kann auch gut erkenenn, wie einzelnen Fleckengruppen sich abschwächen und andere Gruppen dafür neu entstehen. Sind auf dem Bild vom 21. April etwas links der Mitte nur zwei etwas dunklere und ein etwas schwächerer Einzelfleck zu erkennen, so sieht man am 22. April schon viele weitere kleine Flecken oberhalb entstehen, die dann auf dem Bild vom 23. April deutlich zu erkenenn sind. Und der ursprüngliche schwächere, einzelne Fleck vom 21. April ist inzwischen im Vergleich mit den anderen beiden Einzelflecken zum stärksten geworden.

Und hier auch noch zwei Bilder vom Mond:

Der Mond am 21. April um 20:55 Uhr MESZ

Der Mond am 22. April um 21:30 Uhr MESZ

Am 21. April war der Mond noch nicht ganz voll, hier sind am linken Rand noch gut verschiedene Kraterschatten zu erkennen. Und auch am Abend des 22. April fehlt noch ein Prozent bis zum Erreichen der tatsächlichen Vollmondphase.

Freitag, 26. April 2024

21./22. April 2024: Ein weiterer Beobachtungsbericht aus zwei Nächten

 Zu Beginn der Woche gab es zwei relativ klare Abende. Ganz wolkenfrei war es zwar nicht, aber im Prinzip sollte es zur Himmelsbeobachtung reichen. Der fast volle Mond leuchtete jedoch kräftig, so dass es nur wenig Sinn machen würde, lichtschwache deep-sky-Objekte zu fotografieren. Obwohl - auch das ist mir schließlich gelungen.

Zunächst habe ich mich jedoch auf die Beobachtung von Asteroiden / Kleinplaneten konzentriert. Diese Objekte sind ja meist um die 10mag hell und da reichen dann, selbst bei Mondlicht, fünf Minuten Belichtungszeit völlig aus, um diese Objekte am Himmel recht zweifelsfrei bestimmen zu können.

Nur Objekte, die zu dicht am Mond standen, waren nicht mit meiner Vespera fotografierbar. Da war dann doch der Himmelshintergrund zu hell, so dass ein Stacken der Aufnahmen nicht mehr sinnvoll möglich war. Beim vollen Mond betrifft das in etwa einen Radius von 10° Grad um den Mond herum.

Ich habe die verschiedenen Asteroiden zunächst  am 21. April fotografiert, dafür habe ich die Koordinaten manuell eingegeben, so dass die Objekte sich an diesem Tag meist recht genau in der Mitte des jeweiligen Bildes aufgehalten haben. Am 22. April habe ich dann die gleichen Einstellungen genutzt, die Asteroiden sind dann natürlich ein Stück weiter gewandert. Im Vergleich kann man gut erkenenn, dass es an beiden Tagen auch leichte durchziehende Schleierwolken gab, was die Transparenz des Himmels verschlechterte, denn mal sind die Bilder des einen, mal des anderen Tages detailreicher.

Als erstes Objekt zeige ich hier (3) Juno:

(3) Juno am 21. April 2024 um 21:55 MESZ

(3) Juno am 22. April 2024 um 21:50 Uhr MESZ

Können Sie erkennen, wie sich Juno von einem Tag zum anderen bewegt hat? Sie ist nur ein kleines Stück nach oben gewandert. Juno hat zur Zeit eine Helligkeit von 10,1mag. Der hellste Stern auf diesen Aufnahmen unten rechts ist HIP51510 mit 8,3mag.

Ein bisschen irritierend mag zusätzlich sein, dass auf dem zweiten Bild deutlich mehr Sterne zu sehen sind, trotz identischer Belichtungszeit. Aber an diesem Tag waren hier die Sichtverhältnisse einfach besser, es gab in diese Richtung wohl weniger Schleierbewölkung - und auch der Mond war am zweiten Tag etwas weiter von Juno entfernt, vielleicht macht auch das noch etwas aus.

Das nächste Objekt ist (4)Vesta:

(4) Vesta am 21. April um 22:15 Uhr MESZ

(4) Vesta am 22. April um 22:05 Uhr MESZ

Hier waren die Sichtverhältnisse eher umgekehrt, am 22. April zogen etwas mehr Wolken durch. Besonders im ersten Bild kann man gut erkennen, Vesta (8,6mag) hält sich zur Zeit im Sternbild Zwillinge in einem sehr sternenreichem Gebiet nahe der Milchstrasse auf. Haben Sie Vesta auf dem zweiten Bild gefunden? Sie ist deutlich weiter als Juno gewandert, Richtung nach "links oben".

Als nächstes (6)Hebe:

(6) Hebe am 21. April 2024 um 22:23 Uhr MESZ
(
(6) Hebe am 22. April 2024 um 22:13 Uhr MESZ

 Auch hier sieht man auf dem zweiten Bild etwas von durchziehenden Schleierwolken, auch kann man in der linken Bildhälfte noch eine schwache Satellitenspur erkennen. (6) Hebe (9,9mag) hat sich nicht nach links, sondern deutlich nach oben, aber etwas nach rechts bewegt. Im Bild vom 21. April lassen sich sogar die Galaxien NGC 5645 (unten rechts) und NGC 5665(oben, leicht links) erahnen. Für solche Objekte wäre natürlich eine längere Belichtungszeit zwingend notwendig.

Ein weiteres Objekt ist (23)Thalia:

(23) Thalia am 21. April um 22:02 Uhr MESZ

(23)Thalia am 22. April um 21:42 Uhr MESZ

(23) Thalia (10,6mag) ist auf dem zweiten Bild etwas nach rechts unten gewandert, aber auch hier einfach zu finden. Der helle Stern im Bild ist 86 Leo (5,5mag)

Und ein letzter Asteroid: (532)Herculina:

(532)Herculina am 21. April 2024 um 22:08 Uhr MESZ

(532)Herculian am 22. April 2024 um 21:57 Uhr MESZ

(532)Herculina (9,3mag) ist deutlich nach rechts und etwas nach oben gewandert. Der helle Stern rechts, in dessen Richtngn Herculina in etwa wandert, ist HIP 66730 mit 7,7mag. Im zweiten Bild sieht man gleich zwei Strichspuren, die sogar auf einer Linie zu liegen scheinen. Ich müsste wohl etwas länger recherchieren, woher diese Spur kommt. Beide Teile tauchen auf dem gleichen Einzelbild (dem fünften von insgesamt dreißig) gleichzeitig auf. Es könnte sich daher vielleicht auch um einen rotierenden Satelliten handeln, der mal aufleuchtet und mal nicht.

Ich habe mich auch noch an anderen Asteroiden versucht, (12)Victoria, (25)Phocaea und (30)Urania, die waren jedoch zu dicht am Mond, so dass mir keine vernünftigen Photos gelungen sind.

Dafür habe ich natürlich wieder nach T CrB Ausschau gehalten:

T CrB am am 22. April 2024 um 23:09 Uhr MESZ

Von der wiederkehrenden Nova-Aktivität ist noch nichts zu erahnen. T CrB ist zur Zeit ca. 10,2mag hell. Lassen wir uns überraschen, wann die Nova tatsächlich kommt.

Und ich habe an diesen Abenden doch nicht widerstehen können, trotz Mondlicht auch mal 30-minütige "deep-sky"-Belichtungen durchzuführen:

NGC 4314 am 21. April 2024 um 23:29 Uhr MESZ

Ich hatte das Vespera auf NGC 4314 ausgerichtet, dabei ging mir zufällig auch noch (ganz rechts) NGC 4274 ins "Netz". :-) Zwei nette kleine Spiralgalaxien. Mal sehen, vielleicht nehme ich die beiden demnächst noch einmal auf, dann etwas mittiger positioniert. Und eventuell lassen sich bei besserer Transparenz und längerer Belichtungszeit auch noch etwas mehr Details erkennen.

NGC 4565 am 22. April um 22:57 Uhr MESZ

NGC 4565 ist eine besonders schöne Galaxie, auf die wir genau von der Seite blicken. Sie trägt daher auch Namen wie "Nadel-Galaxie", "Haarspangen-Galaxien" (passt ja gut zum Sternbild "Haar der Berenike"), aber auch "Fliegende Untertassen-Galaxie". Rechts von ihr lässt sich eine weitere Galaxie erahnen, das ist NGC 4562.

Zwei schöne Abende, die sich - auch bei hellem Mondscheins - wieder sehr für die Himmelsbeobachtung gelohnt haben.

Sonntag, 21. April 2024

22. - 28. April 2024: Der Himmel über Bad Lippspringe

 In dieser Woche haben wir Vollmond. Im zweiten Teil der Woche zieht er sich relativ schnell vom Abendhimmel zurück. Von den hellen Planeten kann Jupiter vielleicht noch nach Sonnenuntergang kurz im Nordwesten gesehen werden. Am Morgenhimmel schafft es Saturn vielleicht, durch immer frühere Aufgänge sich schon in der Morgendämmerung zu zeigen (ab ca. 5:15 Uhr). Die internationale Raumstation (ISS) beginnt wieder eine Periode von morgendlichen Überflügen.

Am Montag, den 22. April, geht die Sonne um 6:13 Uhr auf und um 20:35 Uhr unter, damit ist der helle Tag um 27 Minuten länger als noch vor einer Woche. Die bereits zu 99 Prozent beleuchtete Mondscheibe geht um 19:00 Uhr auf. Am Morgen zieht die ISS zwischen 5:32 Uhr und 5:40 Uhr in maximal 15° Grad Höhe über unseren südöstlichen Himmel hinweg. Asteroid (30)Urania (11,4mag) zieht gegen 23:00 Uhr in nur 2,5' Bogenminuten Abstand an NGC 4699 (9,6mag) vorüber. Allerdings ist auch der Mond von beiden nicht weit entfernt.

Am Dienstag, den 23. April, beginnt mit dem Mondaufgang um 20:22 Uhr die Vollmondnacht. Am Morgen steht Saturnmond Titan in östlicher Elongation. Bei Jupiter gehen am Abend die Monde Europa, Io und Ganymed voran Richtung Nordwesthorizont, Mond Kallisto steht oberhalb von Jupiter. Gegen 21:33 Uhr kann die chinesische Raumstation ganz tief im Südwesten (maximale Höhe 12° Grad) bei einem Überflug beobachtet werden.

Am Mittwoch, den 24. April, erreicht der Mond exakt um 1:49 Uhr seine Vollmondposition. Er geht um 6:05 Uhr unter und dann erst um 21:38 Uhr, also eine knappe Stunde nach Sonnenuntergang, wieder auf. Wer genau hinschaut, wird erkennen, dass am rechten, westlichen Rand des Mondes schon ca. ein Prozent fehlt. Die ISS fliegt zwischen 5:30 Uhr und 5:39 Uhr in maximal 28° Grad Höhe über unseren südlichen Himmel hinweg.

Am Donnerstag, den 25. April, geht der Mond erst um 22:56 Uhr auf, er ist noch zu 97 Prozent beleuchtet. Er nähert sich außerdem dem Sternbild Skorpion und erreicht in der Nacht zum Freitag nur noch eine maximale Höhe von 13,6° Grad. Die ISS fliegt zwischen 4:43 Uhr und 4:49 Uhr in maximal 20° Grad Höhe über unseren südöstlichen Himmel hinweg.

Am Freitag, den 26. April, endet um 0:26 Uhr eine Sternbedeckung von 42 Librae (5,1mag) durch den Mond, der dann noch zu 96 Prozent beleuchtet ist. Das ganze spielt sich jedoch noch sehr horizontnah ab. Am Abend geht der Mond erst nach Mitternacht auf.  Die ISS kann kurz zwischen 3:56 Uhr und 4:00 Uhr im Osten in maximal 14° Grad Höhe über dem Horizont gesehen werden.

Am Samstag, den 27. April, geht der Mond um 0:14 Uhr auf und um 7:10 Uhr unter. Er ist in dieser Nacht nur noch zu 91 Prozent beleuchtet und erreicht eine maximale Höhe von 10° Grad über dem Horizont. Um 4:27 Uhr endet eine Sternbedeckungen (von SAO 184547, 6,5mag). Abends um 22:58 Uhr erreicht der veränderliche Stern Algol ein Helligkeitsminimum. Zwischen 4:41 Uhr und 4:48 Uhr fliegt die ISS in maximal 36° Grad Höhe über unseren Morgenhimmel hinweg.

Am Sonntag, den 28. April, zieht der Mond am Morgen zwischen 1:27 Uhr und 7:54 Uhr seine Bahn tief über dem Südhorizont, den er nur um maximal 8,9° Grad überwindet. Zwischen 3:54 Uhr und 3:59 Uhr ist die ISS in maximal 26° Grad Höhe im Südosten zu sehen.

Donnerstag, 18. April 2024

18. und 20. April 2024: Die Sonne am Nachmittag

 Zur Zeit sieht unsere Sonne sehr gesprenkelt aus. Eine Vielzahl von Fleckengruppen, zum Teil mit vielen Einzelflecken, sorgten in den letzten beiden Tagen für eine hohe Relativzahl von über 200. Das gab es zuletzt im Herbst 2023. 

Hier meine eigene Aufnahme vom  Nachmittag:

Sonne mit vielen Fleckengruppen am 18. April 2024

Und hier im Vergleich das etwas ältere Bild von spaceweather, aber ebenfalls von heute:

Original hier: https://spaceweather.com/images2024/18apr24/hmi200.gif
 

Auf dem spaceweather-Bild sind ganz rechts am Sonnenrand noch die Gruppen 3633 und 3634 verzeichnet. Auf meinem Bild lässt sich nur noch die Gruppe 3634 auf etwa "4 Uhr" direkt am Rand erkennen. Auch sind nicht ganz so viele Einzelflecken zu erkennen wie auf dem Satellitenbild.

Die vielen Regionen haben in den letzten Tagen auch eine Vielzahl von Flares erzeugt, die meisten jedoch in der C-Klasse, nur 3 Flares hatten M erreicht. 

Es lohnt sich daher in diesen Wochen die Sonnenaktivität zu verfolgen. So hat es am Abend des 16. April 2024 erneut Polarlichter über Deutschland gegeben.

**********  Ergänzung vom 20. April 2024 *************

Und in der Tat gab es am Abend des 19. Aprils in Deutschland Polarlichter über Deutschland zu sehen. Leider war es fast überall völlig bewölkt, so dass es nur ganz wenige Nachweise gibt. Das Polarlicht war zeitweilig jedoch so stark, dass es selbst auf Webcams in Frankreich (Nähe St. Tropez) aufgezeichnet wurde.

Und hier noch ein Bild von mir, aufgenommen am Samstag, den 20. April, auch wieder am Nachmittag:

Sonne am 20. April 2024

Man kann leicht erkennen, wie die verschiedenen Fleckengruppen durch die Rotation der Sonne ihre Bahn ziehen. Und auch Veränderungen in den Fleckengruppen in diesen nur zwei Tagen Unterschied werden deutlich.

Sonntag, 14. April 2024

15. - 21. April 2024: Der Himmel über Bad Lippspringe

In dieser Woche nimmt der Mond weiter von Abend zu Abend zu. Von den hellen Planeten ist nur noch Jupiter kurze Zeit nach Sonnenuntergang (bis kurz nach 22 Uhr) tief im Westen zu sehen, er nähert sich jetzt immer mehr dem Fernglasplaneten Uranus an. Alle anderen Planeten machen sich in diesen Tagen reichlich rar. Der Komet 12P/Pons-Brooks ist ebenfalls nicht mehr zu finden und auch die ISS lässt sich nicht bei nächtlichen Überflügen blicken.

 Am Montag, den 15. April,  geht die Sonne um 6:28 Uhr auf und um 20:23 Uhr unter, der helle Tag dauert also praktisch schon 14 Stunden. Da die Sonne immer flacher unter den Horizont sinkt, verlängern sich auch die Dämmerungszeiten. "Astronomisch dunkle" Nacht herrscht nur noch zwischen 23:00 Uhr und 4:00 Uhr. Wenn da nicht auch noch der helle Mond wäre. Dieser erreicht heute exakt um 21:13 Uhr das Erste Viertel. Er geht dann erst am nächsten Morgen um 4:25 Uhr unter.

Am Dienstag, den 16. April, kommt es bereits kurz nach Mitternacht (gegen 0:08 Uhr) zu einer Bedeckung des 5,9mag hellen Stern Omega Cancri. Diese Bedeckung verläuft streifend entlang einer Linie von Norderney über Minden und Göttingen. Östlich davon wird der Stern nicht bedeckt. Um 0:17 Uhr bedeckt der Mond dann ziemlich mittig den Stern 4 Cancri (6,2mag). Am Abend steht der Mond im Sternbild Krebs, er ist zu 60 Prozent beleuchtet. Und hier noch etwas für Spezialisten: Gegen 4:30 Uhr zieht der kleine "Erdbahnkreuzer" (439437) 2013 NK4 in nur4 ca. 18 Bogenminuten Abstand an alpha Hercules (3,1mag) vorüber. Der Erdbahnkreuzer wird nur 12,7mag haben, obwohl er der Erde bis auf 3,3 Millionen Kilometer Abstand nahe kommt. Das ist die neunfache Entfernung zum Mond. Er hat aber auch nur einen Durchnesser von 500-1000 Meter.

Am Mittwoch, den 17. April, ist der Mond bereits zum Löwen gewandert und heute Abend zu 69 Prozent beleuchtet. Bei Jupiter fällt ab 20:48 Uhr der Schatten von Mond Io auf den Planeten.

Am Donnerstag, den 18. April, kann in den frühen Morgenstunden gegen 3:40 Uhr das Mond-"Quincunx" beobachtet werden. Am Abend steht der zu 78 Prozent beleuchtete Mond unweit von Regulus, dem hellsten Stern des Löwen.

Am Freitag, den 19. April, kann in den frühen Morgenstunden gegen 3:10 Uhr der "Goldene Henkel"  beobachtet werden. Am Abend ist der Mond zu 85 Prozent beleuchtet.

Am Samstag, den 20. April, ist der Mond am Abend zu 91 Prozent beleuchtet. Heute zieht Jupiter an Uranus vorbei, der engste Abstand um 9 Uhr von nur einem halben Grad (entspricht einem Monddurchmesser) bleibt für uns jedoch unbeobachtbar.

Am Sonntag, den 21. April, wird um 2:40 Uhr der 7,1mag schwach leuchtende Stern SAO119114 vom Mond bedeckt. Kleinplanet (1) Ceres (8,6mag) geht heute früh gegen 4:00 Uhr in nur 3 Bogenminuten Abstand an chi 3 Sgr (5,4mag) vorüber. Am Abend ist der Mond zu 96 Prozent beleuchtet, er geht erst am Montag um 5:44 Uhr unter.

13. April 2024: Himmelsbeobachtung bei Tag und bei Nacht

 Am Samstag, den 13. April 2024, war der Himmel fast den ganzen Tag über von hohen Schleierwolken bedeckt. Doch am Nachmittag wurde es angenehme 20° Grad warm, so dass ich mal wieder mmit meinem Spektiv einen Blick auf die Sonne werfen konnte:

Sonne mit Fleckengruppen am 13. April

Zugegeben, ich musste für dieses Bild an einigen Bildbearbeitungsreglern drehen, denn die ersten Rohbilder waren sehr flau und wenig kontrastreich. Die Sonne ist zur Zeit wieder von einer Vielzahl von Fleckengruppen besiedelt, die teilweise auch interessante magnetische Formationen haben, so dass es auch zu einzelnen CME gekommen ist. Am linken Rand der Sonne (Nähe Gruppe 3637) kann man auch viele hellere Gebiete auf der Sonne sehen, sog. Fackeln. Spaceweather.com schreibt, da könnte die vor 14 Tagen auf die Sonnenrückseite weg rotierte Gruppe 3615 wieder erscheinen. Lassen wir uns überraschen, mal sehen, ob was davon jetzt tatsächlich noch übrig ist.

Am späteren Nachmittag war der Himmel dann voll mit interessant (un-)strukturierten Wolken bedeckt:

Wolken am 13. April 2024 nachmittags.

Können Sie den Mond in diesem Bild finden? Die Flugzeugspur stammt von einem KLM-Flieger, der auf dem Weg von Bukarest nach Amsterdam unterwegs war.

Soviele  Wolken - zwar einerseits schön anzusehen, aber leider auch schlechte Aussichten für die Nacht, denn da oben sollte sich laut Wettervorhersagen nicht wirklich etwas ändern.

Doch schließlich, es war schon nach 21 Uhr, habe ich doch noch mein Vespera nach draußen gestellt. Mit bloßem Auge waren nur sehr wenige Sterne zu sehen, doch es gelang dem Gerät recht schnell, sich zu initialisieren und ausreichend Sterne zur exakten Ortsbestimmung zu finden.

Als erstes steuerte ich schnell mal die Mondsichel an:

Mondsichel am 13. April 2024

Kein besonders scharfes Bild, offensichtlich forderten die Schleierwolken doch ihren Tribut. Aber immerhin, es sollte möglich sein, heute Abend vielleicht doch auch noch das eine oder andere Objekt zu beobachten.

Für Jupiter oder Uranus war es von meiner Terasse aus schon zu spät, die waren schon hinter den Bäumen der Nachbargrundstücke verschwunden. So jagte ich lieber ein kleines Pünktchen Licht:

Asteroid (470) Kilia

Auf Grund eines Hinweis in der Zeitschrift "Sterne und Weltraum" (April 2024) habe ich den Asteroiden (470) Kilia aufgesucht. Dieser ist nach der Stadt Kiel benannt, in der ich viele Jahre gelebt und studiert habe. (470) Kilia erreichte in dieser Woche am 8. April seine Oppositionsstellung und leuchtet derzeit mit ca 12,6mag. So hell wird dieser kleine Asteroid mit nur 28 Kilometer Durchmesser selten. Zur Zeit ist der Asteroid im Sternbild Jungfrau zu finden.

Leider geht es mir zur Zeit gesundheitlich nicht ganz so gut. Wie viele andere "alte weiße Männer" habe ich Probleme mit meiner Prostata. Da dachte ich mir, passend dazu könnte ich doch einmal ein Foto der Blasengalaxie, NGC 3521, machen:

Galaxie NGC 3521 und Asteroid (1153) Wallenbergia

Das Bild wurde ca. 45 Minuten lang belichtet. Ich weiß nicht, woher diese Galaxie ihren Namen hat, am 5. Mai 2022 war sie für die NASA das APOD (Astronomy Picture of the Day), hier gibt es einige interessante Hinweise zu dieser Galaxie. Zufälligerweise befindet sich auch auf diesem Bild ein lichtschwacher Asteroid. (1153)Wallenbergia wird derzeit mit nur 15,7mag angegteben. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, ihn auch wirklich eingefangen zu haben, denn zum einen stimmt die obige Position genau mit den aktuellen Ortskoordinaten überein, zum anderen habe ich NGC 3521 schon einmal vor fast genau einem Jahr fotografiert - und damals war an der markierten Stelle keinerlei "Sternenlicht" zu erkennen.

Anschließend belichtete ich rund zehn Minuten eine weitere Galaxie:

NGC 3115, "Spindelgalaxie"

NGC 3115 wird auch Spindelgalaxie genannt, ein Name, der jedoch auch für M 102 genutzt wird.

Zum Abschluss des Abends habe ich dann noch den Kometen C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS:

Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS

Dieser Komet könnte rund um den Astronomietag im Oktober 2024 vielleicht eine durchaus stattliche Erscheinung haben. Einige Vorhersagen gehen sogar davon aus, dass dieser Komet dann sogar mit dem bloßen Auge sichtbar sein soll. Dafür muss er sich aber noch ordentlich steigern. Im Moment wird seine Helligkeit mit 10,6mag angegeben. Doch bis zum Oktober ist ja noch etwas Zeit.

So ist dies doch noch eine recht erfolgreiche Nacht geworden. Nach den vielen Wolken am Nachmittag und der Vorhersagefür den Abend  hatte ich damit wirklich nicht gerechnet.


Donnerstag, 11. April 2024

10. April 2024: Galaxien und Supernovae

Nach dem Versuch, den Kometen 12P/Pons-Brooks zu fotografieren, habe ich weitere Objekte am Himmel besucht.

Hier ein Bild mit gleich mehreren Messier-Objekten, das ich mit Hilfe des Mosaik-Modes der Vespera erstellen konnte. Ich zeige hier gleich die Version mit der Annotierung durch nova.astrometry.net:

Galaxien im Sternbild Löwe

Aus dem großen Sternbild Löwe ist dies natürlich nur ein kleienr Ausschnitt. Es zeigt die Messier-Objekte M95, M96 und M105 sowie einige weitere kleinere Objekte. Die Galaxiengruppe um M105 ist auch für größere Brennweiten interessant, da hier die Galaxien sehr dicht beieinander stehen. Wie man bei Wikipedia nachlesen kann, stehen in Wirklichkeit jedoch nur zwei Galaxien dicht beieinander, NGC 3389 ist viel weiter entfernt als die anderen.

Das Bild wurde aus 317 Einzelbildern zusammengesetzt. Die Gesamtbelichtungszeit liegt also bei etwas über 50 Minuten.

Danach packte es mich, noch einmal nach neuen Supernovae Ausschau zu halten. Auch hier war ich erfolgreich:

Supernova SN2024ehs in NGC 3443 im Sternbild Löwe

Der helle Stern mitten in dieser kleinen Galaxie ist die Supernova. So zeigen es mir zumindest verschiedene andere Fotos über die Webseite rochesterastronomy. Normalerweise sollte die Galaxie NGC3443 nicht einen so hellen Kern zeigen. Die SN wird zur zeit mit 14,3mag angegeben, das entspricht auch der Größenordnung, die ich aus meinem Bild so ablese.

Bei der zweiten gesuchten Supernova ist das Ergebnis einfacher zu deuten:

SN2024exw bei M98

M98 ist eine Spiralgalaxie, die wir fast vond er Seite betrachten. Sie liegt im unscheinbaren Sternbild "Haar der Berenike". NGC4192 ist eine weitere Bezeichnung für M98.

  Die Supernova SN2024exw befindet sich in der Galaxie NGC 4192A.  Das angehängte A an die NGC-Nummer legt zunächst eine enge Nachbarschaft dieser beiden Galaxien nahe, das ist in Wirklichkeit jedoch nicht der Fall.

Die Supernova konnte ich diesmal besonders einfach identifizieren. Denn vor knapp zwei Jahren, am 15. Mai 2022 habe ich schon einmal ein Foto von M98 gemacht. Und da ist in dem entsprechenden Gebiet praktisch nichts zu finden. Die Galaxie NGC 4192A hebt sich kaum vom Bildrauschen ab, ein etwas hellerer Stern taucht dor überhaupt nicht auf.

M98 und Umgebung, aufgenommen am 14. Mai 2022

Beim Vergleich der beiden Bilder muss man natürlich eine leichte Verdrehung, bedingt durch die unterschiedlichen Aufnahmedaten, berücksichtigen.



10. April 2024: Bye, Bye, Pons-Brooks!

 Am Mittwoch, den 10. April 2024, klarte zum Abend der Himmel immer besser auf, eine schmale Mondsichel war schon bei Sonnenuntergang sichtbar, bald darauf auch der Planet Jupiter.

Mond und Jupiter am Abendhimmel des 10. April 2024 (21:20 Uhr), aufgenommen mit Canon RP, Brennweite 105mm, Blende f/4, 4 Sekunden Belichtungszeit, ISO 400,
 

Die große Frage war für mich, würde es mir noch einmal gelingen, den Kometen 12P/Pons-Brooks zu fotografieren? Auf dem Weg um die Sonne herum hat sich der Komet in den letzten - bei uns leider viel zu bewölkten Wochen - immer prächtiger entwickelt. Seine Helligkeit soll schon auf 4,5mag angestiegen sein - so dass er theoretisch mit dem bloßen Auge sichtbar sein sollte. Und es gibt schon viele Fotos, in denen er einen prächtigen, detailreichen Schweif zeigt.

Für uns hier in Deutschland ist seine "beste Zeit" jedoch vorbei. In der hellen Abenddämmerung würde er nur noch schwer zu finden sein, das war mir schon klar. Jetzt nähert er sich ja immer weiter der Sonne an, am 21. April erreicht er das Perihel seiner Bahn und anschließend ist er nur noch am Südhimmel der Erde zu beobachten.

Zunächst dachte ich mir, das wird gar nicht gelingen, denn Richtung Westen stehen bei mir Bäume und Nachbarhäuser viel zu nah, so dass ich gar keinen "freien" Blick Richtung Horizont habe. Doch dann entdeckte ich, dass sich das schöne Schauspiel von Mondsichel, Jupiter und vielleicht ja auch noch der Kome,t etwas weiter nordwestlich abspielte - und da gab es tatsächlich noch eine kleine "Lücke".

Und - Glück gehabt - als kleines Fleckchen ist der Komet tatsächlich doch auf diesem Foto zu sehen:

Ausschnitt aus dem obigen Bild mit Erläuterungen

Der Komet befand sich zu diesem Zeitpunkt noch 9,6° Grad über dem Horizont, der Mond rund 14° Grad. Bei Jupiter kann man sogar drei seiner Monde erkennen, das sind von oben nach unten: Kallisto - Europa - Jupiter - Ganymed. Mond Io stand noch zu dicht direkt am Jupiter dran.Gefreut hat mich auch, das selbst der Planet Uranus auf dem Bild zu sehen ist. Es entstanden noch ein paar Fotos mehr in den folgenden Minuten, doch besser ist der Komet nicht zu sehen, denn man sieht schon: von unten stiegen ein paar dunkle Wolken auf.

Dies dürfte wohl mein letztes Bild dieses Kometen sein. Er wird erst in 76 Jahren wieder unsere Erde besuchen.

Ich habe versucht, ihn auch noch mit meiner Vespera aufzunehmen, doch das ist mir nicht mehr gelungen. Dazu war es in der Gegend um ihn herum wohl einfach zu hell, so dass - wenn ich die Fehlermeldungen richtig interpretiere -  ein Stacken der Einzelbilder nicht mehr möglich war.

Sonntag, 7. April 2024

8. - 14. April 2024: Der Himmel über Bad Lippspringe

 In dieser Woche haben wir am Montag Neumond, der z.B. in den USA zu einer eindrucksvollen totalen Sonnenfinsternis führt. Im Laufe der Woche kann man dann von Abend zu Abend den Mond beim Zunehmen beobachten.Von den hellen Planeten ist am Abend nur Jupiter zu sehen, er nähert sich allmählich immer mehr dem Fernglasplaneten Uranus an. Beide gehen ca. 22:40 Uhr (Jupiter), bzw. 22:50 (Uranus) im Westen unter. Alle anderen Planeten stehen zu nahe bei der Sonne und können daher zur Zeit nicht beobachtet werden. Auch der Komet 12P/Pons-Brooks dürfte nur noch für Spezialisten in der Abenddämmerung zu finden sein, er geht kurz nach 22 Uhr unter, dürfte aber schon deutlich vorher im horiziontnahen Dunst unsichtbar werden. Die ISS ist in dieser Woche nicht bei abendlichen Überflügen zu sehen.

Am Montag, den 8. April, geht die Sonne um 6:43 Uhr auf und um 20:11 Uhr unter. Der helle Tag dauert jetzt gut 13 1/2 Stunden. Richtig "astronomisch dunkel" ist es nur noch zwischen 22:30 Uhr und 4:30 Uhr. Um 20:21 Uhr erreicht der Mond heute seine exakte Neumondposition. Auf dem nordamerikanischem Kontinent kommt es dabei zu einer totalen Sonnenfinsternis. Da der Mond ziemlich erdnah steht, dauert diese an vielen Orten sogar etwas über 4 Minuten. Europa erlebt nur an seinem westlichsten Rand, z.B. in Irland eine kleine partielle Sonnenfinsternis kurz vor dem Sonnenuntergang. Wir können diese Sonnenfinsternis hier nur über das Internet verfolgen. Asteroid (532)Herculina steht heute in Opposition zur Sonne und leuchtet mit 9,1mag. Ebenso steht der Asteroid (470)Kilia in Opposition, erreucht jedoch nur 12,4mag.

Am Dienstag, den 9. April, geht die nur zu 2 Prozent beleuchtete Mondsichel um 21:47 Uhr unter. Sie wird noch kaum zu finden sein. Um 20:51 Uhr beginnt eine Bedeckung von Jupitermond Io. Bereits am Morgen gegen 4:00 Uhr zieht Kleinplanet (42)Isis (11,8mag) in nur 2' Bogenminuten Abstand an Stern 21 Sgr (4,8mag) vorüber.

Am Mittwoch, den 10. April, steht die zu 6 Prozent beleuchtete Mondsichel dicht bei Jupiter, sie geht kurz nach 23 Uhr unter. Beim Mond lässt sich in diesen Tagen auch gut das "Erdlicht" beobachten. Bei Jupiter endet um 21:02 Uhr ein Schattenwurf von Mond Io auf die Planetenscheibe.

Am Donnerstag, den 11. April, geht die zu 12 Prozent beleuchtete Mondsichel erst deutlich nach Mitternacht um 0:40 Uhr unter. Um 22:41 Uhr bedeckt der Mond den Stern 36 Tauri (5,7mag).

Am Freitag, den 12. April, ist die Mondsichel am Abend bereits zu 21 Prozent beleuchtet. Sie geht Samstag um 2:00 Uhr unter. Um ca. 21:51 Uhr bedeckt der Mond den Stern SAO 76903 (6,mag).

Am Samstag, den 13. April, zieht um 4:30 Uhr Kleinplanet (68)Leto (11,8mag)  in 5' Bogenminuten Abstand an Stern HIP89620 (6,4mag) vorüber. Die Mondsichel ist am Abend zu 30 Prozent beleuchtet. Der Mond zeigt maximale Libration in Länge, das Mare Crisium steht weit ab vom Rand. Um 20:37 Uhr bedeckt der Mond das 7,0mag lichtschwache Sternchen SAO 77818. Bei Jupiter ist heute Abend Mond Europa bedeckt und nicht zu sehen.

Am Sonntag, den 14. April, steht der Mond am Abend im Sternbild Zwillinge, er ist bereits zu 40 Prozent beleuchtet. Er zeigt maximale Libration in Breite, so dass sein Südpol zu sehen ist. Heute früh steht der jedoch nur 14,2mag helle Asteroid (2063)Bacchus um 0:00 Uhr bei Stern HIP73565 (6,7mag/Abstand 5' Bogenminuten)) und um 4:00 Uhr beim veränderlichen Stern delta Libra (4,9-5,9mag / Abstand 9,5' Bogenminuten). (2063)Bacchus ist ein sog. "Erdbahnkreuzer" und bewegt sich mit ca. 3-5 Bogensekunden pro Minute.

Freitag, 5. April 2024

8. April 2024: Totale Sonnenfinsternis in Nordamerika

 Am Montag, den 8. April 2024, ist es wieder soweit: In Nordamerika, von Mexiko, über die USA und bis nach Kanada gibt es eine totale Sonnenfinsternis. Zwischen 18:38 Uhr und 21:55 Uhr wird die Sonne total verfinstert, das Mamimum der Verfinsterung wird um 20:17 Uhr über Mexiko erreicht.

In Deutschland ist von dieser Finsternis überhaupt nichts zu bemerken, in Kontinentaleuropa kann nur am nordwestlichsten Zipfel Spaniens kurz vor Sonnenuntergang eine ganz leichte partielle Finsternis beobachtet werden, in A Coruna werden keine 3 Prozent der Sonne verfinstert. Etwas besser sieht es auf den europäischen Inseln aus: In Irland werden in Dublin 15 Prozent erreicht, in Schottland sogar über 20 Prozent. Auf Island 40 Prozent und in Südgrönland sogar bis zu 60 Prozent.

Die längste Dauer der totalen Finsternis in Mexiko beträgt  4 Minuten und 29 Sekunden. In den USA und Kanada liegen viele größere Städte im Bereich der Totalitätszone: Killeen, Dallas, Luttle Rock, Evansville, Indianapolis, Cleveland, Erie, Buffalo (Niagara Falls), Montreal, Fredirictown.

Gerne wäre ich wieder in die USA gereist. Leider ist das diesmal nicht möglich, aber ich habe ja immer noch die Erinnerung an die wunderschöne Sonnenfinsternis vom 21. August 2017 im Teton National Park.

 Und davor hatte ich ja auch schon zweimal das große Glück, eine totale Sonnenfinsternis erleben zu dürfen: 1999 in Deutschland und dann an meinem Geburtstag im Jahr 2001 in Sambia.

Totale Sonnenfinsternis vom 21. August 2017


Viele Informationen zu dieser Totalen Sonnenfinsternis gibt es natürlich bei Wikipedia. Aber auch andere Seiten oder Artikel rund um die Sonnenfinsternis sind lesenswert: sonnenfinsternis.org, Nasa lässt Höhenforschungsraketen starten (Heise).

Das Zeiss-Planetarium in Berlin lädt übrigens zu einer kostenlosen Veranstaltung an diesem Abend ein.

Und vielleicht ist für die Menschen in der Totalitätszone im Moment der größten Finsternis sogar der Komet 12P/Pons-Brooks am Himmel zu sehen, darauf macht zumindest die DLR in einem informativen Artikel aufmerksam.

Spannend wird sein, wie gut die Vorhersagen zum Aussehen der Korona mit der Wirklichkeit übereinstimmen werden.

Es sind zu der Sonnenfinsternis am 8. April verschiedene Live-Streams geplant. Hier eine kleine Auswahl:

Livestream von "time and date": https://www.timeanddate.com/live/eclipse-solar-2024-april-8

Livestream der NASA: https://www.youtube.com/watch?v=2MJY_ptQW1o (Start um 19 Uhr)

Livestream aus Junction, Texas, nur mit Musik hinterlegt: https://www.youtube.com/watch?v=8al9FRz-VKY (Maximum 20:34)

Livestream aus Torreon, Mexiko: https://www.youtube.com/watch?v=ZRxFyr1bUiQ  (Maximum: 20:19 Uhr) 

Livestream Associated Press: https://www.youtube.com/watch?v=H_aPG0AeG1s (Start um 16 Uhr)

Livestream aus Texas: https://www.youtube.com/watch?v=ddcWE4y2MS4 (Beginn 18 Uhr)

Slooh überträgt aus Texas von der Lyndfon B. Johnson Ranch: https://www.youtube.com/watch?v=m1NYRU73K_Y 

Auch das "Virtual Telescope Project mit Gianluca Masi plant eine Übertragung. aus den USA.

Sebastian Voltmer plant auch eine Liveübertragung: https://www.youtube.com/watch?v=-6XMxZEoiGE (ab 19 uhr).

Und hier gibt es noch einen "Countdown", der für viele amerikanische Städte die Uhrzeiten der totalen Verfinsterung angibt:

 

Am Montagabend ab 19 Uhr treffen sich auch regelmäßig viele Mitglieder der Volkssternwarte Paderborn zu einer Zoomkonferenz. Ich denke, wir werden uns in dieser Runde bestimmt einige der Livestreams anschauen.

Bei uns wird die nächste Sonnenfinsternis am 29. März 2025 zu beobachten sein. Dann wird um 12:13 Uhr die Sonne in Bad Lippspringe zu 19 Prozent verfinstert. Die nächste totale Sonnenfinsternis in Europa findet am 12. August  2026 in Spanien statt.


Montag, 1. April 2024

1. April 2024: Das Rätsel der nicht gefundenen Supernova vom 28. März ist gelöst: "Ross 695".

 In meinem Beobachtungsbericht vom 28. März habe ich von einer mysteriösen Supernovameldung geschrieben, die ich mit meinem Bebachtungsgerät nicht finden konnte. 

Jetzt ist das Rätsel gelöst. Natürlich hat hier nicht irgendeine Technik versagt, sondern ich selbst habe gleich eine Art "Doppelfehler" gemacht. Geholfen hat mir dabei auch eine Antwort in einem Forum von astronomie.de.

Als Position für die Supernova wurden die folgenden Koordinaten angegeben: Rektaszension: 12°:24m:54.374s,  Deklination -18°:15':28.39''.

Diese Koordinaten hatte ich als erstes bei Stellarium in die manuelle Objektsuche als "Position" eingegeben und habe dann ja einen Ort etwas unterhalb von Stern HIP 60558 angezeigt bekommen. Dort war in Stellarium kein Stern eingezeichnet, was ja auch nicht überraschend sein sollte. Ich habe jedoch einen kleinen Hinweis in Stellarium bei dieser manuellen Positionseingabe übersehen: diese Eingabe berücksichtigt nicht die astronomische Refraktion, also das Objekte in Horizontnähe scheinbar etwas angehoben werden. Das Sternbild Rabe, in dem die SN aufgetreten sein sollte, ist jedoch zum Zeitpunkt meiner Beobachtung noch so tief am Himmel gewesen, dass die Refraktion doch immerhin noch ca.  drei Bogenminuten ausmacht.

Anschließend habe ich mein Foto zur genauen Bestimmung der Ausrichtug und der Koordinaten bei astrometry.net hochgeladen. Das Antwortbild habe ich ebenfalls im Beobachtungsbericht  gezeigt und dann die vermutete Position der SN rot markiert. 

Hierbei habe ich jedoch übersehen, dass die "Grid-Linie", die in etwa durch HIP 60558 geht, der Deklination von  -18,25° bzw. -18° 15' entspricht und nicht -18° wie ich es wohl zuerst gedacht hatte, wodurch ich selbst die SN-Koordinaten natürlich auch falsch eingetragen habe und ebenfalls zu tief gelandet bin. Zufälligerweise in etwa mit der gleichen Abweichung wie bei Stellarium.

 Hier deshalb jetzt noch einmal mein Bild mit der jetzt sicherlich richtigen Markierung des ca. 12mag hellen Objekts am Himmel:

Objekt "Ross 695" (alias SN AT2024ezy)

Die angebliche Supernova ist nämlich in Wirklichkeit ein (etwas besonderer) Stern, der u.a. die Bezeichnung "Ross 695" trägt, andere Bezeichnungen sind LHS 45, Gliese 465 und HIP 60559).

Dies wurde inzwischen auch schon auf der Seite von rochester-astronomy so vermerkt: "AT2024ezy (= ZTF24aahstpy) (= Ross 695) discovered 2024/03/10.336 at R.A. = 12h24m54s.374, Decl. = -18°15'28".39 Mag 12.0:3/10, Type HPM (References: TNS, ZTF observations)"

Der Hinweis "Type HPM" führt dann auch zur Erklärung, warum dieser Stern zuerst von TNS/ZTF als mögliche Supernova eingestuft wurde. HPM bedeutet "high proper motion", das sind Sterne mit einer hohen Eigenbewegung am Himmel. Und als solcher wurde dieser Stern schon vor einigen Jahren identifiziert.

Leider gibt es zu Ross 695 nur einen englischsprachigen Wikipedia-Eintrag. Das ist ein Stern, der von der Erde nur ca. 28 Lichtjahre entfernt ist, also wirklich zu unserer näheren Umgebung gehört. Es ist ein sog. "roter Zwerg", ein Stern mit nur ungefähr 1/4 der Masse und des Radius unserer Sonne, aber noch viel geringerer Leuchtkraft. Und etwas rötlich scheint ja dieser Stern auch auf meinem Foto zu schimmern.

Man kann die Wanderung des Sterns gut verfolgen, wenn man sich Fotos aus verschiedenen Jahren anschaut. Dies ist gut möglich auf der Webseite von "Aladin Lite". Wenn man hier in die Suche ("Target") "Ross 695" angibt, kann man die Region um den benachbarten hellen Stern HIP 60558 sehr gut aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Wenn man sich die Bilder der verschiedenen Surveys anschaut (von DSS Blue, DSS2, DSS2 red, PanSTARRS DR1 color, DESI Legacy DR10 color) kann man deutlich erkennen, wie ein etwas rötlicher Stern seine Position im Vergleich zu HIP 60558 von Survey zu Survey ändert, die ja sicherlich alle in unterschiedlichen Jahren entstanden sind.

Die Eigenbewegung des Stern beträgt pro Jahr ca. 2,5" Bogensekunden. Barnards Pfeilstern, der viertnächste Stern zu unserer Sonne, hat mit ca. 10'' Bogensekunden pro Jahr die schnellste Eigenbewegung aller Sterne am Himmel. Ross 695 ist da also nicht so viel langsamer und insbesondere natürlich viel schneller als die meisten anderen "Fixsterne".

Und weil der Stern eine so hohe Eigenbewegung hat, wurde er zunächst von den automatischen Überwachungssystemen bei TNS/ZTF für einen "neuen Stern" gehalten, weil auch dieser nur mit Datenbanken wie "Aladin" arbeiten und an dieser aktuell fotografierten Stelle kein anderes Objekt verzeichnet war. 

Insofern muss ich am Ende sogar sagen: Gut dass ich diese Fehler mit der Positionsbestimmung gemacht habe! Hätte ich gleich die Refraktion bei Stellarium berücksichtigt und das Grid aus astrometry.net richtig abgelesen, wäre ich sicherlich zu der Überzeugung gekommen: "Ohja, der kleine Stern neben HIP 60558 muss die gemeldete Supernova sein!" 

So hat dieser Fehler mich jedoch etwas länger recherchieren lassen und letztlich glücklicherweise "nur" zu einem stellaren Nachbarn ganz in unserer Nähe geführt. Wie gut, dass dieser Stern in so wenig Lichtjahren Entfernung sicherlich nicht so schnell zu einer richtigen Supernova werden kann!