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Montag, 1. April 2024

1. April 2024: Das Rätsel der nicht gefundenen Supernova vom 28. März ist gelöst: "Ross 695".

 In meinem Beobachtungsbericht vom 28. März habe ich von einer mysteriösen Supernovameldung geschrieben, die ich mit meinem Bebachtungsgerät nicht finden konnte. 

Jetzt ist das Rätsel gelöst. Natürlich hat hier nicht irgendeine Technik versagt, sondern ich selbst habe gleich eine Art "Doppelfehler" gemacht. Geholfen hat mir dabei auch eine Antwort in einem Forum von astronomie.de.

Als Position für die Supernova wurden die folgenden Koordinaten angegeben: Rektaszension: 12°:24m:54.374s,  Deklination -18°:15':28.39''.

Diese Koordinaten hatte ich als erstes bei Stellarium in die manuelle Objektsuche als "Position" eingegeben und habe dann ja einen Ort etwas unterhalb von Stern HIP 60558 angezeigt bekommen. Dort war in Stellarium kein Stern eingezeichnet, was ja auch nicht überraschend sein sollte. Ich habe jedoch einen kleinen Hinweis in Stellarium bei dieser manuellen Positionseingabe übersehen: diese Eingabe berücksichtigt nicht die astronomische Refraktion, also das Objekte in Horizontnähe scheinbar etwas angehoben werden. Das Sternbild Rabe, in dem die SN aufgetreten sein sollte, ist jedoch zum Zeitpunkt meiner Beobachtung noch so tief am Himmel gewesen, dass die Refraktion doch immerhin noch ca.  drei Bogenminuten ausmacht.

Anschließend habe ich mein Foto zur genauen Bestimmung der Ausrichtug und der Koordinaten bei astrometry.net hochgeladen. Das Antwortbild habe ich ebenfalls im Beobachtungsbericht  gezeigt und dann die vermutete Position der SN rot markiert. 

Hierbei habe ich jedoch übersehen, dass die "Grid-Linie", die in etwa durch HIP 60558 geht, der Deklination von  -18,25° bzw. -18° 15' entspricht und nicht -18° wie ich es wohl zuerst gedacht hatte, wodurch ich selbst die SN-Koordinaten natürlich auch falsch eingetragen habe und ebenfalls zu tief gelandet bin. Zufälligerweise in etwa mit der gleichen Abweichung wie bei Stellarium.

 Hier deshalb jetzt noch einmal mein Bild mit der jetzt sicherlich richtigen Markierung des ca. 12mag hellen Objekts am Himmel:

Objekt "Ross 695" (alias SN AT2024ezy)

Die angebliche Supernova ist nämlich in Wirklichkeit ein (etwas besonderer) Stern, der u.a. die Bezeichnung "Ross 695" trägt, andere Bezeichnungen sind LHS 45, Gliese 465 und HIP 60559).

Dies wurde inzwischen auch schon auf der Seite von rochester-astronomy so vermerkt: "AT2024ezy (= ZTF24aahstpy) (= Ross 695) discovered 2024/03/10.336 at R.A. = 12h24m54s.374, Decl. = -18°15'28".39 Mag 12.0:3/10, Type HPM (References: TNS, ZTF observations)"

Der Hinweis "Type HPM" führt dann auch zur Erklärung, warum dieser Stern zuerst von TNS/ZTF als mögliche Supernova eingestuft wurde. HPM bedeutet "high proper motion", das sind Sterne mit einer hohen Eigenbewegung am Himmel. Und als solcher wurde dieser Stern schon vor einigen Jahren identifiziert.

Leider gibt es zu Ross 695 nur einen englischsprachigen Wikipedia-Eintrag. Das ist ein Stern, der von der Erde nur ca. 28 Lichtjahre entfernt ist, also wirklich zu unserer näheren Umgebung gehört. Es ist ein sog. "roter Zwerg", ein Stern mit nur ungefähr 1/4 der Masse und des Radius unserer Sonne, aber noch viel geringerer Leuchtkraft. Und etwas rötlich scheint ja dieser Stern auch auf meinem Foto zu schimmern.

Man kann die Wanderung des Sterns gut verfolgen, wenn man sich Fotos aus verschiedenen Jahren anschaut. Dies ist gut möglich auf der Webseite von "Aladin Lite". Wenn man hier in die Suche ("Target") "Ross 695" angibt, kann man die Region um den benachbarten hellen Stern HIP 60558 sehr gut aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Wenn man sich die Bilder der verschiedenen Surveys anschaut (von DSS Blue, DSS2, DSS2 red, PanSTARRS DR1 color, DESI Legacy DR10 color) kann man deutlich erkennen, wie ein etwas rötlicher Stern seine Position im Vergleich zu HIP 60558 von Survey zu Survey ändert, die ja sicherlich alle in unterschiedlichen Jahren entstanden sind.

Die Eigenbewegung des Stern beträgt pro Jahr ca. 2,5" Bogensekunden. Barnards Pfeilstern, der viertnächste Stern zu unserer Sonne, hat mit ca. 10'' Bogensekunden pro Jahr die schnellste Eigenbewegung aller Sterne am Himmel. Ross 695 ist da also nicht so viel langsamer und insbesondere natürlich viel schneller als die meisten anderen "Fixsterne".

Und weil der Stern eine so hohe Eigenbewegung hat, wurde er zunächst von den automatischen Überwachungssystemen bei TNS/ZTF für einen "neuen Stern" gehalten, weil auch dieser nur mit Datenbanken wie "Aladin" arbeiten und an dieser aktuell fotografierten Stelle kein anderes Objekt verzeichnet war. 

Insofern muss ich am Ende sogar sagen: Gut dass ich diese Fehler mit der Positionsbestimmung gemacht habe! Hätte ich gleich die Refraktion bei Stellarium berücksichtigt und das Grid aus astrometry.net richtig abgelesen, wäre ich sicherlich zu der Überzeugung gekommen: "Ohja, der kleine Stern neben HIP 60558 muss die gemeldete Supernova sein!" 

So hat dieser Fehler mich jedoch etwas länger recherchieren lassen und letztlich glücklicherweise "nur" zu einem stellaren Nachbarn ganz in unserer Nähe geführt. Wie gut, dass dieser Stern in so wenig Lichtjahren Entfernung sicherlich nicht so schnell zu einer richtigen Supernova werden kann!

Samstag, 30. März 2024

Donnerstag, 28. März 2024: Galaxien und mehr

 Und noch ein Tag mehr im März mit einer abendlichen Wolkenlücke. Diesmal zogen auch nicht so viele Schleierwolken durch wie noch am Montag.

Als erstes stand noch einmal mehr R Leo auf dem Programm:

R Leo am 29.3.24

Dieses Bild wurde etwas über drei Minuten belichtet, um die hellen Sterne bilden sich da schon "Überstrahlungsaufhellungen". Ein Zeichen für eine recht hohe Luftfeuchtigkeit.

Bei den Hobbyastronomen gilt das Frühjahr auch als "Galaxienzeit", denn dann sind am Nachthimmel die Sternbilder Löwe und Jungfrau dominierend, in denen und deren benachbarten Sternbilder es eine Unmenge von Galaxien auch für kleinere Teleskope zu sehen gibt.

Als erstes Objekt habe ich im Sternbild Löwen die Galaxie NGC 2903 fotografiert:

NGC 2903 im Sternbild Löwe

 Dieses Bild wurde eine Stunde lang belichtet, es wurde also aus 360 einzelnen Bildern gestackt. NGC 2903 ist eine recht große, helle Galaxie (8,8mag). Da sie nur 21 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist, kommen ihre Spiralarme sehr schön zur Geltung.

Danach habe ihc noch zwei weitere "Galaxien-Bilder" gemacht:

NGC 3227 und Algieba im Löwen

 Beim "durchblättern" des programms Stellarium fiel mir in der Nähe des hellen Sterns Algieba (gamma Leo, 2,0mag). dem "Hals-Stern" des Löwen eine kleine "Doppelgalaxie" auf. Sie ist in diesem Bild schnell etwas links der Mitte zu finden. Die größere Galaxie ist NGC 3227 (10,4mag). Der oberhalb liegende Begleiter ist das Objekt NGC 3226 (11,4mag). Beide Galaxien wechselwirken miteinander und werden zusammen auch als Arp 94 bezeichnet. Außerdem sind in diesem Bild auch nch die Galaxien NGC 3222 und NGC 3213 zu finden.

Algieba ist ein Doppelstern, der schon gut in kleinen Teleskopen mit nur 4 cm Öffnung zu trennen ist. In meinem eine halbe Stunde lang belichtetem Bild überstrahlt die hellere Komponente (2,2mag) die etwas dunklere (3,5mag) jedoch deutlich.

Damit Sie die kleinen Galaxien nicht lange suchen müssen, hier auch noch das von astrometry.net annotierte Bild:

NGC 3213, 3222, 3226, 3227 und Algieba im Löwen

Im nächsten Bld sind noch mehr Galaxien zu finden:

NGC 4274

Diese Galaxien befinden sich im Sternbild "Haar der Berenice" (lat. "Coma Berenice, Abkürzung Com), am Himmel links (östlich) vom Löwen zu finden. In diesem ansonsten völlig unscheinbarem Sternbild sind wirklich unzählige Galaxien zu finden, ganz viele Messier-Objekte befinden sich hier.

NGC 4274 ist dabei, anch den Messier Objekte, mit 10,5mag noch eher eine der helleren Galaxien. Auch hier wieder eine annotierte Version dieses Fotos von astrometry.net:

NGC 4245, 4274, 4278, 4283, 4286, 4308, 4314 und IC 779.

 Die meisten hier identifizierten Galaxien haben eine Helligkeit zwischen 10 und 12 mag, IC 779 wird bei Wikipedia mit 13,8mag angegeben und in Stellarium sogar nur mit mit 15,4mag. Sie soll nur 10 Millionen Lichtjahre von uns entfernt sein, NGC 4274 dagegen rund 60 Millionen Lichtjahre. So unterschiedlich auf die Helligkeit kann sich also die Größe der Galaxien auswirken.

Schließlich habe ich noch versucht eine weitere Supernova zu fotografieren, was sich jedoch eher als ein "mysteriöses" Objekt herausstellte:

 

NGC 4361 und Ort der SN AT2024ezy
 

Die Übersichtsseite für helle Supernovae hatte an diesem Abend gemeldet, dass vor kurzem die Supernova AT2024ezy mit 12mag entdeckt worden sei. Diese war als hellste aktuelle SN angegeben. Was mich jedoch schon etwas skeptisch machte, war die Tatsache, dass dort keine Galaxie als mögliche Quelle der Supernova angegeben war. Naja, dachte ich mir, das Ding sollte - selbst wenn sie inzwischen wieder etwas schwächer geworden wäre, noch gut mit meiner Vespera zu fotografieren sein. Bei der Eingabe der Koordinaten habe ich nicht die Bildmitte gwählt, sondern das Gesichtsfeld der Verspera etwas verschoben, um noch NGC 4361, den sog. "Rasensprenger-Nebel" mit abzulichten. Doch an der besagten Stelle ist überhaupt kein Stern mit meiner Vespera zu finden !? Und eine weitere Merkwürdigkeit: Vergleiche ich mein Bild mit dem Planetariumsprogramm Stellarium, so sind bei dem etwas hellerem Stern (HIP 60558) direkt oberhalb des angeblichen SN-Ortes gleich zwei kleinere "Begleitsterne" verzeichnet, mein Foto zeigt an dieser Stelle jedoch nur einen !?

Bild aus Stellarium

Ich werde mal versuchen, mich in einschlägigen Astronomieforen schlau zu machen. Vielleicht lässt sich ja eine plausible Erklärung zu den Unterschieden zwischen den Supernova-Angaben, meinem Foto und auch Stellarium finden.

Leider war der Tag vorher für mich recht anstrengend geworden, daher beendete ich meine Beobachtungssession schon rund um Mitternacht, es wäre sicherlich noch einiges mehr möglich gewesen.

Durch das Dachlukenfenster nahm ich noch schnell mit meiner DSLR-Kamera ein Bild des Mondes auf, der nur knapp 7° Grad über dem Horizont stand:

Der Mond um 0:05 Uhr am 29. März 2024

 Er war zu diesem Zeitpunkt noch zu 88 Prozent beleuchtet. Und danach ging es dann doch ein wenig müde ins Bett.