Dienstag, 28. November 2023

28. November 2023: Mond und ein Komet

 Als ich heute Abend von einem abendlichen Termin kurz vor 22 Uhr nach hause kam, sah ich den Mond am Himmel leuchten. Schnell habe ich mein Spektiv nach draußen gebracht und die Gelegenheit für dieses Foto genutzt:

Der Mond am 28. November 2023 um 21:46 Uhr MEZ

Auf den ersten Blick sieht er ja noch voll aus, aber am rechten Rand sieht man doch schon die Kraterstrukturen recht deutlich. Und in der Tat, Vollmond war gestern, heute ist er nur noch zu 97 Prozent beleuchtet.

Meine Vespera Beobachtungsstation habe ich dann auch noch aufgestellt und auf den Kometen 12P/Pons-Brooks ausgerichtet. Dieser steht im Moment im Sternbild Leier, zum Zeitpunkt der Aufnahme stand er nur noch ca. 16° Grad hoch am Himmel.

12P/Pons-Brooks ist ein Komet mit einer Umlaufperiode um die Sonne von 71 Jahren, also ähnlich wie der Komet Halley. Zur Zeit macht der Komet viel "Wirbel", so dass sogar die normale Presse über ihn berichtet, wie hier z.B. die Frankfurter Rundschau oder Radio Bayern. Anders als dort beschrieben sind auf meinem Bild jedoch keine "Teufelshörner" zu sehen:

Komet 12P/Pons-Brooks um 22:09 Uhr (Stack aus 90 Bildern a 10sec)

Der Komet ist der verwaschene Fleck in der Mitte des Bildes. Auffällig ist, dass er nicht so grünlich schimmert wie viele andere Kometen.  Bei grünlichen Kometen kommt es zu richtigen "Ausgasungen", während dieser Komet "nur" Staub von sich fort schleudert. Bei heavens-above wird seine Helligkeit zur Zeit mit 8,9mag angegeben. 

Dieser Komet erreicht am 21. April seinen sonnennächsten Punkt auf seiner Bahn und im Juni dann den geringsten Abstand zur Erde. Es gibt schon Spekulationen, dass er zu dieser Zeit dann sogar mit dem bloßem Auge sichtbar sein soll. Ich bin da jedoch eher skeptisch. Bei uns in Mitteleuropa ist er ohnehin nur bis ca. April sichtbar, danach müsste man sich am besten schon auf die Südhalbkugel der Erde begeben, um ihn zu beobachten.

Sollte es in den kommenden Abenden noch einmal aufklaren, will ich versuchen, ein besseres Foto von diesem Kometen zu erreichen. Nach Einbruch der Dunkelheit, zum Beispiel gegen 19 Uhr steht er doch deutlich höher am Himmel als jetzt um 22 Uhr.

Leider schlossen sich gegen 22:15 Uhr schon wieder die Wolkenlücken, so dass ich keine anderen Aufnahmen machen konnte.

Sonntag, 26. November 2023

27. November - 3. Dezenber 2023: Der Himmel über Bad Lippspringe

 Am Montag haben wir Vollmond, das helle Licht des abnehmenden Mondes beherrscht auch in den Folgetagen noch sehr den Nachthimmel. Von den hellen Planeten ist Saturn am Abend noch bis ca. 23 Uhr im Südwesten zu sehen. Jupiter zieht im Laufe der Nacht von Südost über Süd zum Unternagn im Westen gegen 4:30 uhr. Die Venus ist ebenfalls ab etwa 4:30 Uhr im Osten heller Morgenstern. Die ISS kann bei abendlichen Überflügen beobachtet werden.

Am Montag, den 27. November, geht die Sonne um 8:03 Uhr auf und um 16:21 Uhr unter. Um 12:12 Uhr erreicht sie mit nur noch 17° Grad ihre höchste Höhe über dem Horizont. Der Mond erreicht um 10:16 Uhr seine exakte Vollmondposition, dann steht er bei uns jedoch unter dem Horizont. Er geht am Abend um 15:57 Uhr auf und erst am nächsten Morgen um 9:43 Uhr unter. Seine höchste Höhe erreicht er in der Nacht um 0:43 Uhr mit 64° Grad Höhe. Um 21:50 Uhr zeigt der veränderliche Stern Algol ein Helligkeitsminimum. Kleinplanet (346) Hermentaria (10,7mag) steht heute im Sternbild Stier in Opposition zur Sonne.

Am Dienstag, den 28. November, geht der immer noch fast volle Mond um 16:43 Uhr auf. Er zeigt maximale Libration in Länge, der Krater Grimaldi steht nah am Rand. Beim Planeten Jupiter wird bis 18:32 Uhr Mond Ganymed verfinstert. Ab 22:05 Uhr zieht Mond Europa vor der Planetenscheibe entlang (bis 0:20 Uhr), von 23:20 Uhr bis 1:39 Uhr fällt Europas Schatten auf den Planeten.

Am Mittwoch, den 29. November, der um 20 Uhr immer noch zu 93 Prozent beleuchtete Mond geht um 17:21 Uhr auf. Um 7:20 Uhr endet am dunklen Rand des Mondes eine Bedeckung des Sterns 136 Tau (4,6mag). Kleinplanet (480) Hansa (11,6mag) steht in nur 1,5' Bogenminuten Abstand zum Stern rhoTauri (4,7mag)., am 1.12. steht (480) Hansa dann in Opposition zur Sonne. Um 23:00 Uhr beginnt ein Durchgang von Jupitermond Io vor der Planetenscheibe (bis 1:10 Uhr), Ios Schatten fällt von 23:41 Uhr bis 1:51 Uhr auf den Planeten. Bei Saturn stehen um 17:45 Uhr die Monde Dione und Rhea in westlicher Elongation.

Am Donnerstag, den 30. November,  der um 20 Uhr immer noch zu 88 Prozent beleuchtete Mond geht um 18:27 Uhr auf. Um 18:42 Uhr steht der veränderliche Stern Algol wieder im Helligkeitsminimum. Um 20:03 Uhr endet eine Verfinsterung von Jupitermond Europa. Um 20:17 Uhr beginnt eine Bedeckung von Mond Io. Bei Saturn stehen heute Abend um 21:15 Uhr die Monde Dione und Titan in östlicher Elongation.

Am Freitag, den 1. Dezember,  geht der zu 81 Prozent beleuchtete Mond um 19:39 Uhr auf. Um ca. 5:25 Uhr kommt es etwas nördlich von Bad Lippspringe (in Schlangen) zu einer streifenden Sternbedeckung durch den Mond. Der Stern 76 Geminorum (5,3) schrammt direkt am Mondrand entlang. In Bad Lippspringe selbst wird der Stern gerade eben so nicht durch den Mond bedeckt, weiter nordöstlich dann komplett. Am Abend endet gegen 20:20 Uhr eine weitere Sternbedeckung durch den Mond, lambda Cnc (5,9mag) erscheint dann wieder am dunklen Rand des Mondes. Ab 17:27 Uhr wandert Mond Io vor der Jupiterscheibe entlang (bis 19:36 Uhr), Ios Schatten fällt von 18:10 Uhr bis 20:20 Uhr auf die Planetenscheibe.

Am Samstag, den 2. Dzember, geht der zu 72 Prozent beleuchtete Mond um 20:54 Uhr auf. Gegen 23:29 Uhr tritt 28 Cnc (6,0mag) am dunklen Rand des Mondes wieder hervor. Kleinplanet (97) Klotho (11,8mag) zieht gegen 21:00 Uhr in nur 3' Bogenminuten Abstand am Stern HIP117314 (5,7mag) vorüber. Um 17:36 Uhr endet eine Verfinsterung von Jupitermond Io.

Am Sonntag, den 3. Dezember, 1. Advent, geht der zu 63 Prozent beleuchtete Mond um 22:08 Uhr auf, er steht oberhalb des Regulus, dem hellsten Stern des Löwen. Kleinplanet (119) Althaea (12,0mag)zieht in nur 3' Bogenminuten Abstand am Stern 25 Ari (6,5mag) vorüber. Beim Planeten Saturn stehen die Monde Dione (um 17:45 Uhr) und Tethys (um 21 Uhr) in östlicher Elongation.

Sonntag, 19. November 2023

20. - 26. November 2023: Der Himmel über Bad Lippspringe

 In dieser Woche nimmt der Mond kräftig zu und steigt jeden Abend höher und länger in der Nacht am Himmel hinauf. Es kommt in dieser Woche zu zahlreichen Sternbedeckungen durch den Mond. Von den großen Planeten steht Saturn am Abend im Süden bzw. Südwesten, er geht gegen 23 Uhr unter. Jupiter ist noch fast die ganze Nacht zu sehen, zunächst im Osten, gegen 22:30 Uhr hoch im Süden, er geht dann gegen 5:30 Uhr im Westen unter. Dann ist bereits ab ca. 4:00 Uhr im Osten die Venus als heller Morgenstern zu sehen.

Am Montag, den 20. November, geht die Sonne um 7:52 Uhr auf und um 16:28 Uhr unter, der helle Tag dauert also nur noch gut 8 1/2 Stunden. Der Mond erreicht heute um 11:52 Uhr das Erste Viertel, steht dann jedoch noch unter dem Horizont. Am Abend steht er dicht bei Saturn und geht um 23:47 Uhr unter. Um 20:30 Uhr kommt es zur Bedeckung eines 7,1mag schwach leuchtenden Sternchens am oberen Rand des Mondes. Bei Saturn stehen die Monde Tethys in östlicher und Rhea in westlicher Elongation. Zwischen 17:27 Uhr und 17:32 Uhr fliegt die ISS in maximal 17° Grad Höhe, unterhalb von Mond und Saturn über unseren Abendhimmel hinweg. Ein zweites Mal ist sie um 19:02 Uhr kurz im Südwesten aufsteigend zu sehen, bevor sie in 34° Grad Höhe bereits im Erdschatten verschwindet.

Am Dienstag, den 21. November, ist der Mond am Abend zu 65 Prozent beleuchtet, er geht erst deutlich nach Mitternacht um 1:14 Uhr unter. Er steht heute im Perigäum (Erdnähe) seiner Bahn und ist nur ca. 369900 km von uns entfernt. Um 19:50 Uhr kommt es ziemlich mittig zu einer Bedeckung des Sterns Psi Aquarii (4,5mag). Von ca. 19:30 Uhr bis 21:30 Uhr kann beim Mond auch der sog. Hesiodus-Strahl beobachtet werden. Ab 19:49 Uhr beginnt auch ein Durchgang von Jupitermond Europa vor der Planetenscheibe (bis 22:04 Uhr), Europas Schatten fällt von 20:45 Uhr bis 23:04 Uhr auf den Planeten. Gleichzeitig ist auch der Große Rote Fleck (GRF) auf Jupiter gut zu sehen. Die ISS ist bei einem Überflug in maximal 44° Grad Höhe zwischen 18:14 Uhr und 18:19 Uhr zu sehen.

Am Mittwoch, den 22. November, Buß- und Bettag, ist der Mond im Sternbild Fische schon zu 75 Prozent beleuchtet. Um 17:00 Uhr bedeckt er den Stern 29 Piscium (5,1mag), um 21:13 Uhr bedeckt er den 7,0mag schwachen Stern SAO 128607/HIP 700 und um 23:47 Uhr den 7,3mag schwachen Stern SAO 128639 / HIP 1018. Um 21:15 Uhr beginnt ein Durchgang von Jupitermond Io vor dem Planeten (bis 23:24Uhr), Ios Schatten fällt von 21:46 Uhr bis23:56 Uhr auf die Planetenscheibe. Die ISS ist zwischen 17:24 Uhr und 17:32 Uhr in maximal 33° Grad Höhe bei einem Überflug zu sehen, in der Nähe von Jupiter verschwindet sie im Erdschatten.

Am Donnerstag, den 23. November, wird Jupitermond Io von 18:32 Uhr bis 21:12 Uhr  bedeckt bzw. verfinstert. Danach stehen alle vier galiläischen Monde auf der gleichen östlichen Seite. Zwischen 18:15 Uhr und 18:20 Uhr ist die ISS bei einem Überflug in maximal 71° Grad Höhe gut zu beobachten.

Am Freitag, den 24. November, nähert der Mond sich langsam Jupiter. Er ist heute Abend zu 92 Prozent beleuchtet. Um 19:20 Uhr bedeckt der Mond den Stern SAO 92628 mit 7,0mag und um 21:24 Uhr den 5,9mag hellen Stern 54 Ceti. Um 17:51 Uhr endet ein Durchgang von Io vor Jupiters Planetenscheibe, Ios Schatten fällt noch bis 18:25 Uhr auf den Planeten. Kleinplanet (480) Hansa (11,7mag) zieht heute zwischen den beiden Sternen sigma1 und sigma2 im Stier hindurch. Die ISS ist zwischen 17:24 Uhr und 17:34 Uhr in maximal 57° Grad Höhe bei einem Überflug zu sehen, in der Nähe von Jupiter und Mond verschwindet sie im Erdschatten. gegen 19:05 Uhr steigt sie noch einmal exakt im Westen auf 34° Grad Höhe auf, bevor sie im Erdschatten verschwindet, dadurch wird ihr exakter Überflug über unserer Stadt leider nicht sichtbar sein. Die chinesische Raumstation Tiangong kann um 18:54 Uhr kurz in SSW in 13° Grad Höhe über dem Horizont beobachtet werden.

Am Samstag, den 25. November, ist der bereits zu 97 Prozent beleuchtete Mond schon an Jupiter vorbeigezogen.Auf Jupiter kann ab 23 Uhr der GRF gut beobachtet werden. Zwischen 18:15 Uhr und 18:20 Uhr fliegt die ISS in 88° Grad Höhe fast genau durch den Zenit (18h:19m:50s) über unsere Stadt hinweg. Die chinesische Raumstation Tiangong kann zwischen 17:52 Uhr und 17:57 Uhr tief im Süden  in 11° Grad Höhe über dem Horizont beobachtet werden.

Am Sonntag, den 26. November, geht der volle Mond um 15:30 Uhr auf. Seine exakte Vollmondposition erreicht er jedoch erst am Montagvormittag.Kurz vor Mitternacht erreicht mit fast 61° Grad Höhe seine höchste Position in dieser Nacht. Er steht gegen Mitternacht ca. 2° unterhalb der Plejaden. Die ISS fliegt zwischen 17:18 Uhr und 17:24 Uhr in 81° Grad Höhe hoch über unsere Stadt hinweg. Um 19:05 Uhr kann sie noch einmal kurz im Westen beim Anstieg auf 35° Grad beobachtet werden. Die chinesische Raumstation Tiangong kann zwischen 18:27 Uhr und 18:30 Uhr tief im Süden  in 13° Grad Höhe über dem Horizont beobachtet werden.


Samstag, 18. November 2023

17. November 2023 (Beobachtungsbericht Teil 2 von 2): Auf der Suche nach fernen Supernova (mit Ergänzung vom 20.11.)

Zur Zeit sind am Nachthimmel in fernen Galaxien gleich mehrere Supernova aktiv am Leuchten. Die meisten dieser Supernova werden heute durch automatische Überwachungssysteme des Nachthimmels gefunden, manchmal aber haben auch Amateure das Glück, so einen plötzlich hell aufleuchtenden "neuen" Stern zu entdecken. Eine Auflistung der hellsten Supernova am Himmel findet man auf der Webseite der Purdue-Universität.

In verschiedenen Foren hatte der bekannte deutsche Supernovajäger Klaus Wenzel  Fotos von einigen dieser Novae veröffentlicht. Klaus Wenzel benutzt für seine Fotos ein Newston-Teleskop mit 8''-Zoll Öffnung und gut 800mm Brennweite, also f/4. Sein Bild der Supernova SN2023wrk in der Galaxie NGC 3690 hat er durch Stacking von 10 Aufnahmen a 60 Sekunden gewonnen. Diese Supernova sollte jetzt mit 14,2mag die hellste zur Zeit bei uns sichtbare Supernova sein.

Hier mein Foto:

Supernova 2023wrk in NGC 3690

NGC3690 ist eigentlich nur eine von zwei miteinander interagierenden Galaxien in 143 Millionen Lichtjahren Entfernung, die zweite trägt die Bezeichnung IC 694, oder gemeinsam tragen beide die Bezeichnung Arp 299. Man findet diese Galaxien im Sternbild der Großen Bärin (Ursa major).

Ich habe mich sehr gefreut, diese Supernova durch Vergleich mit dem Foto von Klaus Wenzel und Kontrolle durch einen Sternenatlas recht einfach identifizieren zu können. Entdeckt wurde diese Supernova am 4. November.

Als nächstes hatte Klaus ein Foto der Supernova SN2023wcr veröffentlicht. Diese Supernova wurde am 31. Oktober vom Japaner Koichi Itagaki entdeckt und sollte jetzt 16,2mag hell sein. Sie befindet sich in der Galaxie NGC 4363. Hier dazu mein Bild:

NGC 4363

 Man findet die Galaxie NGC 4363 schön in der Mitte des Bildes. Bei mir ist jedoch keine Supernova zu erkennen. Die Helligkeit von 16,2mag ist wohl im Vergleich zur Helligkeit der Galaxie selbst nicht ausreichend genug. Und natürlich ist auch meine Bildauflösung bei nur 50mm Objektivöffnung und 200mm Brennweite wohl nicht ausreichend. Dafür zeigt mein Bild aber auch einige andere Galaxien, wie eine Auswertung durch "nova.astrometry.net" zeigt.

NGC 4363 in der Auswertung durch astrometry.net

NGC 4363 ist laut Wikipedia "eine ringförmige Zwergalaxie vom Hubble-Typ SBR im Sternbild Drache. Sie ist schätzungsweise 70 Millionen Lichtjahre von der Milchstrasse entfernt und hat einen Durchmesser von etwa 10.000 Lichtjahren." Die Supernova darin habe ich nicht gefunden. Vergrößert man mein Bild erheblich, fällt auf, das die Galaxie nicht ganz so rundlich erscheint, wie auf dem Bild von Klaus Wenzel, ich glaube aber nicht, das dies wirklich schon ein als Nachweis taugliches Indiz für die Supernova ist.

Zu NGC 4291 und NGC  4319 findet man ebenfalls Informationen bei Wikipedia. Dicht bei NGC 4319 befindet sich der Quasar "Markarjan 205", der eine Helligkeit von 14,5mag haben soll. Das sollte für meine Vespera Beobachtungsstation ausreichend sein, es müsste der kleine Lichtpunkt links unterhalb von NGC 4319 sein, noch innerhalb des grünen astrometry.net Kreises.

Einfacher zu finden war dagegen wieder die Supernova 2023vyl in NGC 7625. Hier stand mir kein Vergleichsfoto von Klaus Wenzel zur Verfügung, aber von Klemens Waldhör.

Supernova 2023vyl bei NGC 7625

Hier lässt sich die Supernova gut vom Kern der Galaxie trennen. Mit 15,0mag ist sie zur Zeit jedoch auch wirklich recht hell. Sie wurde bereits am 28. Oktober 2023 entdeckt. NGC 7625 (= Arp 212) ist von uns 81 Millionen Lichtjahre entfernt.

Danach wollte ich auch noch einmal wieder die Supernova SN2023ixf in der Galaxie M101 kontrollieren. Auch sie sollte mit 15,0mag noch gut zu sehen sein. Doch leider verhinderten die aufziehenden Wolken dieses Foto. Hier ein älteres Bild vom 14. Oktober 2023:

Supernova 2023ixf in der Spiralgalaxie M 101.

Supernova SN2023ixf wurde bereits im Mai diesen Jahres entdeckt. Von ihr wurden zahlreiche Fotos gemacht.

Kurz probiert habe ich auch noch eine weitere Supernova in der Großen Bärin: 2023vvl in UGC 3717, diese war mit 17mag jedoch nicht zu sehen. Das Foto von Klaus Wenzel zeigt auch hier, dass diese Supernova für meine Optik zu dicht am Kern der Galaxie steht, um beide voneinander sauber trennen zu können. Ich war froh, überhaupt UGC 3717 ablichten zu können.

UGC 3717 (der kleine "Strich" in der Mitte).

Auch wenn die Astronacht wegen der Wolken viel früher zu Ende ging als ich es erhofft hatte, war ich doch sehr zufrieden. Zwei weitere Supernova gefunden und anhand einer nicht gefundenen Dritten auch die Grenzen meines Geräts besser kennen gelernt. Und "nebenbei" auch noch einen Quasar auf meinem Bild entdeckt. Das ist doch eine sehr erfolgreiche Ausbeute!

*****************************************

Nachtrag vom 20. November:

Ich hatte meine Ergebnisse auch in der "Astro-Liste" der NAA publiziert. Dort haben sich einige Sternfreunde meine Bilder noch einmal etwas genauer angeschaut und z.B. mit den Aufnahmen von Klaus Wenzel verglichen. Sie sind (teilweise mit Einschränkungen) der Meinung, ich hätte auch die beiden Supernovae SN2023wcr und SN2023vvl "erwischt". Ich erlaube mir hier einmal ihre "Bearbeitungen" meiner Fotos zu publizieren:

Rolf hält nach seiner Bearbeitung ein Erkennen der SN für sehr gewagt

Manfreds Bearbeitung meines Bildes von UGC3717 (links, rechts das Bild von Klaus Wenzel)
Manfreds Bearbeitung meines Bildes von NGC 4363 (links, rechts wieder das Bild von Klaus)

Ja, mit etwas gutem Willen kann man in meinen Bildern in beiden Galaxien dort, wo sich die Supernovae befinden sollen, schon eine gewisse "Aufhellung" des Bildes erkennen. Vier Supernovae live in einer Nacht beobachtet wäre schon wirklich klasse! Ich denke aber, wirklich eindeutig ist das bei den beiden letzten SNs doch nicht. Vielleicht gelingt mir später, wenn die Supernovae in ihrer Intensität deutlich zurückgegangen sind ja noch einmal ein Vergleichsfoto, dann ohne diese Aufhellungen?

Besonders Manfred danke ich auch noch für den folgenden Hinweis (nicht immer stimmt alles bei Wikipedia! ) : " NGC 4363 ist keineswegs eine Ringgalaxie und auch nicht nur 10.000 Lichtjahre im Durchmesser, wie Wikipedia glauben machen möchte. Wenn du dir das PANSTARRS-Bild (z.B. auf dem TNS) ansiehst, erkennst du, dass es sich um eine kleine Spiralgalaxie handelt. Simbad und NED klassifizieren sie als SA. Der scheinbare Durchmesser von 1,4 Bogenminuten entspricht 27.000 Lichtjahre in der Entfernung von 66 Millionen Lichtjahren (Quelle für Entfernung: NED)."





17. November 2023 (Beobachtungsbericht Teil 1 von 2): Sonne, Mond und ISS

 Am Nachmittag des 17. November klarte es auf und zum ersten Mal nach langer Zeit gab es wieder einen schönen Sonnenuntergang zu bewundern. Auch die schmale Mondsichel stand (tief) am südlichen Himmel. Endlich konnte man wieder etwas beobachtende Astronomie betreiben. Als die Dunkelheit richtig einsetzte nahm ich mir vor, heute mal auf die Suche nach verschiedenen aktuell gemeldeten Supernova am Himmel Ausschau zu halten, darüber berichte ich in Teil 2. Leider zogen aber schon bald, so ab ca. 19 Uhr, wieder Wolken auf, später regnete es sogar wieder ein bisschen. Doch hier nun meine verschiedenen Fotos und Beobachtungen, der erste Teil des Beobachtungsberichts:

Sonne gegen 15 Uhr

 Als ich die Sonne fotografierte war es am Himmel immer noch gut bewölkt. Ich habe eine ganze Reihe Fotos machen müssen, bis es mir gelungen war, die beiden sichtbaren Fleckengruppen auch tatsächlich auf einem Foto drauf zu haben, ohne das auf der einen oder anderen Seite noch Wolken durchzogen. Man erkennt die kleinen dunklen Flecken in den roten Kreisen. Das ist auf dem Foto schwerer als beim "Live-Anblick" durchs Fernrohr. Denn im Gegensatz zu den schnell durchziehenden Wolken sind diese Punkte "ortsfest" auf der Sonne und dadurch schon sehr auffallend.

Die rechte Fleckengruppe, die in Kürze von der uns zugewandten Seite der Sonne weg rotiert sein wird, trägt die Bezeichnung AR3486. Ich kann dort zwei Flecken erkennen. Die neu in die sichtbare Sonne hinein rotierende Gruppe am linken Rand ist die AR3489. Hier kann ich nur einen Fleck erkennen. Die Profis sehen in diesen beiden Gruppen mit ihren deutlich größeren Geräten 4, bzw. 2 Einzelflecken. Es ist also im Moment nicht ganz so viel los auf der Sonne.

Die Sonne kurz vor ihrem Untergang um 16:18 Uhr

 Das Foto habe ich aus dem Fenster meines Arbeitszimmer im ersten Stock gemacht. Der mathematische Sonnenuntergang sollte um 16:32 Uhr erfolgen. Man erkennt gut, das durch Häuser und Bäume auf den Nachbargrundstücken mein Horizont deutlich höher liegt und daher der "Untergang" schon früher erfolgt.

Der Mond über dem Haus unserer Nachbarn auch bald nach 16 Uhr

 

Der Mond um 17:19 Uhr MEZ

Der Mond war schon vor dem Sonnenuntergang gut zu sehen, zeigte da vor dem hellblauen Himmel jedoch nur wenige Einzelheiten. Je dunkler es wurde, desto mehr Krater und Gebirge ließen sich erkennen. Leider sank er dann auch schon immer tiefer dem Horizont entgegen. Die Bedeckung des Stern SAO 188079 / HIP 95408 (6,0mag) um 18:13 Uhr konnte ich schon nicht mehr sehen, weil er dann durch die Bäume, Sträucher und Häuser auf den benachbarten Grundstücken verdeckt war.

Auf dem Bild kann man gut erkennen, dass das Mare Crisium recht nahe am Mondrand steht, wir heute also wieder eine große Libration in Länge haben. Morgen zeigt er auch maximale Libration in Breite, so dass theoretisch ein Blick auf seinen Nordpol möglich ist, was bei einer so schmalen Sichel jedoch nicht nicht einfach ist.

Um 18:15 Uhr flog jedoch erstmalig wieder die ISS in ihrer neuen Abendsichtbarkeitsperiode über den Himmel. Noch erfolgte der Überflug sehr tief am Horizont. Hier eine Kombination aus fünf Einzelbildern, die jeweils für 15 Sekunden belichtet wurden:

Die ISS knapp über dem Haus des Nachbarn um 18:16 Uhr.

 Etwa in der Mitte des Bildes, über dem Nachbarhaus, ist der Planet Saturn zu erkennen. Die Bilder wurden mit einem 24mm Weitwinkelobjektiv aufgenommen. Bei ISO800 und f/4 habe ich jeweils 15 Sekunden belichtet. Die Bilder habe ich zunächst verkleinert und dann zum übereinanderlegen die Software Startrax genutzt. Dadurch sind die Sterne weitgehend punktförmig geblieben und nur die ISS zeigte natürlich eine längere Spur. Da ich zwischen den einzelnen Bildern jedoch jeweils 3 Sekunden Pause hatte, ist die ISS-Spur mehrfach unterbrochen. Die ISS fliegt immer von West nach Ost, in diesem Bild also von rechts nach links.Man kann ganz gut erkennen, wie die ISS in den Erdschatten hineinfliegt, zum Schluß wird ihre Spur immer schwächer.

Hier einmal von heavens-above die Bodenspur der ISS bei diesem Überflug:

(c)heavens-above.com

Als die ISS in den Erdschatten eintrat, befand sie sich um kurz nach 18:16 Uhr "Luftlinie" von uns ca. 1400 Kilometer entfernt über dem südlichen Italien.

Am Sonntag, den 19. November könnte es am Abend übrigens zu einem Transit der ISS direkt vor dem Mond kommen. Nach Berechnungen von "vierwandfrei" erfolgt der Transit direkt um 18:16 Uhr, nach Berechnungen von heavens-above wird die ISS knapp oberhalb des Mondes entlang fliegen.




Dienstag, 14. November 2023

14. November 2023: Ich fliege ins All! Kommen Sie mit?

Möchten Sie einmal weit hinaus ins Weltall fliegen? Nein, nicht nur eine kurze Stippvisite machen oberhalb von 100 Kilometern über unserer Erde, nicht nur zur ISS, sondern sogar weit über den Mond und den Mars hinaus in unser Planetensystem fliegen?

Okay, eine solche Reise werden Sie oder wir zusammen nicht persönlich machen, das ist sicherlich noch zu utopisch. Aber unsere Namen können ganz real weit hinaus ins All fliegen!

Der Start ist zur Zeit für Oktober 2024 geplant, unser Ziel - den Jupitermond Europa - werden wir dann voraussichtlich im Jahr 2030 erreichen. Europa ist mit einer Oberfläche aus Eis bedeckt, darunter soll es einen Ozean aus Wasser geben. Und der Satellit soll klären, ob es in diesem Ozean vielleicht Spuren von Leben gibt.

Bis Ende des Jahres kann noch jeder der Lust hat, der NASA seinen Namen zuschicken, um auf dieser Expedition mitzureisen. Bislang wurden etwa 700.000 Namen eingereicht. Sobald alle Namen gesammelt sind, werden Techniker des Microdevices Laboratory am Jet Propulsion Laboratory der NASA in Südkalifornien sie mit einem Elektronenstrahl auf einen Mikrochip aus Silizium schablonieren, der nur wenige Millimeter groß ist. Jede Textzeile ist kleiner als 1/1000 der Breite eines menschlichen Haares (75 Nanometer).

Der Chip wird an einer Metallplatte befestigt, auf der das Originalgedicht "In Praise of Mystery" eingraviert ist, das von der US-Poet Laureate Ada Limón zur Feier der Mission geschrieben wurde. Das Gedicht und die Namen werden auf der Außenseite des Raumfahrzeugs wie eine Flaschenpost angebracht sein, während die Sonde etwa 50 nahe Vorbeiflüge an der Ozeanwelt des Mondes Europa unternimmt.

Die Mission wird während dieser Vorbeiflüge eine halbe Milliarde Meilen (800 Millionen Kilometer) zurücklegen, während die wissenschaftliche Nutzlast des Raumfahrzeugs Daten über den unterirdischen Ozean, die Eiskruste und die Atmosphäre von Europa sammelt, um festzustellen, ob der Mond Leben beherbergen könnte.

Ich bin dabei und habe meinen Namen auf der Webseite der NASA registriert, kommen Sie mit?


 Und so wird einer "unserer Vorbeiflüge" am Jupitermond Europa aussehen:

Visualisierung der NASA eines Vorbeiflugs des "Europa-Clipper" am Jupitermind Europa - im Hintergrund ist der Planet Jupiter zu sehen.

Die NASA hat in der Vergangenheit schon verschiedene ähnliche Aktionen durchgeführt. So flog meine Name, zusammen mit Millionen anderen, zum Beispiel auch schon mit der Sonde OSIRIS-Rex zum Kleinplaneten Bennu und wieder zurück:

Teilnahmezertifikat an der OSIRIS-Rex Mission zum Kleinplaneten Bennu

Ein solches Zertifikat kann vielleicht auch ein nettes und praktisch kostenloses Weihnachtsgeschenk für eine Freundin oder Freund sein. Und besonders spannend wird es im Jahr 2030 sein, wenn unsere Namen hoffentlich bei Europa ankommen. Werden wir  dann vielleicht gemeinsam mal durchs Fernrohr zu Europa hinaufschauen? Ich wünsche uns viel Spaß auf dieser Reise!



 

Sonntag, 12. November 2023

12. November 2023: Komet C/2023 H2 Lemmon

 Für kurze Zeit gab es am Sonntagabend ein paar Wolkenlücken, die ich nutzen konnte, um Bilder vom Komet C/2023 H2 Lemmon zu machen.

Dieser Komet hat eine beachtliche Helligkeit entwickelt und wurde schon von etlichen Sternfreunden mit einfachem Fernglas gesichtet. Offiziell wird seine Helligkeit derzeit bei "heavens-above" mit 6,2mag angegeben, was mit meinen Beobachtungen von heute gut in Übereinstimmung ist. Er ist also mit bloßem Auge nicht sichtbar, aber schon mit einfachen Hilfsmitteln. Heute Abend sollte er sich im Sternbild Adler befinden. Er zeigt keinen ausgeprägten Schweif, aber doch eine große, rundliche Koma.

Der Komet wurde im April entdeckt, erreichte seine größte Sonnennähe am 29. Oktober mit 0,89 AE (also etwas weniger als die Entfernung Erde - Sonne) und ist in diesen Tagen der Erde am nächsten. Sein Abstand beträgt nur 0,19 AE, das sind ca. 27 Millionen Kilometer. Zum Vergleich, das ist etwa nur dreimal so weit entfernt, wie vor wenigen Tagen der Asteroid (164121) 2003 YT1. 

Von daher war zu erwarten, dass dieser Komet sich auch recht schnell vor dem Hintergrund der Fixsterne bewegen würde. Und dies ist tatsächlich auch in meinen Aufnahmen mit der Vespera Beobachtungsstation schnell zu merken.

Hier meine erste einzelne Aufnahme, entstanden um 18:33 Uhr (Einzelaufnahme, 10 Sekunden belichtet, Brennweite wie immer 200mm):

Einzelaufnahme, Komet C/2023 H2 Lemmon

Der Komet ist nicht ganz einfach zu sehen, es ist der etwas grünliche, "verwaschene" Fleck etwas links unterhalb der Bildmitte.Nach nur 10 Sekunden Belichtungszeit kann man natürlich noch keine große Stern- oder Kometenhelligkeit erwarten.

Hier ein weiteres Bild, jetzt eine Minute belichtet und die Bilder gestackt:

Komet C/2023 H2 Lemmon (6 Aufnahmen á 10 Sekunden)
,

Jetzt sind schon viel mehr Sterne zu erkennen und auch der Komet tritt deutlicher hervor. Der hellste Stern auf diesem Bild ist übrigens HIP 95680 / HD183085 mit 6,7mag. Da wird natürlich schnell die Frage auftauchen, "Wieso ist dieser Stern dann etwas dunkler angegeben als der Komet mit 6,2mag?" Hierfür muss man wissen, dass die Kometenhelligkeiten sich immer auf die gesamte Fläche beziehen. Würde man all seine hellen Bestandteile auf die Größe eines Sternes "schrumpfen" oder konzentrieren, dann würde diese natürlich viel heller leuchten als in ihrer tatsächlichen Ausdehnung. Das macht das Einschätzen von Kometenhelligkeiten nicht gerade einfach.

Hier ein weiteres Bild, jetzt gestackt aus 15 Aufnahmen:

Komet C/2023 H2 Lemmon (15 Aufnahmen á 10 Sekunden)

Wenn man dieses Bild in der Vergrößerung anschaut - und insbesondere immer schnell mit dem vorherigen Bild wechselt - scheint der Komet sich ein kleines Stück verschoben zu haben. Ja, das scheint er nicht nur, sondern er ist tatsächlich auf seiner Bahn innerhalb dieser 15 Aufnahmen, also in zweieinhalb Minuten tatsächlich deutlich weiter gezogen. In der Fotografie "verwischt" sich so seine Koma ein wenig.

Und noch ein weiteres Bild, gestackt aus 30 Aufnahmen:

Komet C/2023 H2 Lemmon (30 Aufnahmen á 10 Sekunden)

Jetzt hat er in den insgesamt fünf Minuten Belichtungszeit sich noch etwas weiter bewegt. Anders als der Asteroid zeigt er keine ausgeprägte "Strichspur", da er auch nicht nur aus einem "Lichtpunkt" besteht. Seine Bewegung ist also deutlich wahrzunehmen.

Zum Abschluss hier noch einmal eine Aufnahme, zusammengesetzt wieder aus 6 Einzelbelichtungen:

Komet C/2023 H2 Lemmon (6 Aufnahmen á 10 Sekunden) um 18:57 Uhr

 Im Vergleich zum zweiten Bild weiter oben kann man jetzt gut erkennen, wie schnell sich der Komet in nur 24 Minuten, also zwischen 18:33 Uhr und 18:57 Uhr am Himmel bewegt hat. Stand er zuerst noch recht dicht an einem gelblich/orange leuchtenden Stern ist er nun schon ein ganzes Stück weiter.

Weitere Informationen zu C/2023 H2 Lemmon findet man zum Beispiel auf der Webseite der Fachgruppe Kometen der Vereinigung der Sternfreunde Deutschlands. Dort kann man auch Bilder des ganz zarten und dünnen Schweifs des Kometen finden, der für meine Ausrichtung jedoch nicht sichtbar ist.

13. - 19. November 2023: Der Himmel über Bad Lippspringe

 Diese Woche beginnt mit dem Neumond, die Nächte lassen sich also noch gut zur Beobachtung von lichtschwachen deep-sky-Objekten nutzen. Die Venus ist weiterhin strahlender Morgenstern, sie geht kurz nach 3:30 Uhr im Osten auf. Abends um 18 Uhr steht Saturn ungefähr im Süden, er geht nach 23 Uhr im Südwesten unter, Jupiter steht um 18 Uhr im Osten, steigt dann bis 23 Uhr auf über 50° Grad Höhe im Süden auf und geht gegen 6:00 Uhr im Westen unter. Auch der Fernglasplanet Uranus erreicht diese Woche seine Oppositionsstellung und ist die ganze Nacht über zu sehen. Die ISS ist zum Ende der Woche wieder bei abendlichen Überflügen zu beobachten.

Am Montag, den 13. November, ist um 7:40 Uhr Sonnenaufgang und um 16:40 Uhr Sonnenuntergang. Der helle Tag ist also nur noch neun Stunden lang. Der Mond erreicht um 10:27 Uhr seine exakte Neumondposition. Planet Uranus steht heute in Opposition zur Sonne. Er leuchtet 5,9mag hell und sollte mit einem Fernglas zu finden sein. Kleinplanet (11)Parthenope (11,6mag) steht heute nur 4' Bogenminuten entfernt vom Doppelstern nü Sgr, Ain al Rami.

Am Dienstag, den 14. November, wandert ab 1:05 Uhr Jupitermond Io vor der Planetenscheibe entlang (bis 3:13 Uhr), Ios Schatten fällt von 1:21 Uhr bis 3:32 Uhr auf den Planeten. Am Abend fällt der Schatten von Jupitermond Europa von 18:09 Uhr bis 20:28 Uhr auf den Planeten. Um 22:22 Uhr beginnt eine Bedeckung von Jupitermond Io. Bei Saturn steht am Abend Mond Titan in östlicher Elongation.

Am Mittwoch, den 15. November,  wandert ab 19:31 Uhr erneut Jupitermond Io vor der Planetenscheibe entlang (bis 21:39 Uhr), Ios Schatten fällt von 19:50 Uhr bis 22:00 Uhr auf den Planeten. Bei Saturn stehen die Monde Dione und Tethys gegen 22 Uhr in westlicher Elongation.

Am Donnerstag, den 16. November, kommt es am Morgen zu einer engen Begegnung der Kometen 62P/Tsuchinshan und 29P/Schwassmann-Wachmann ganz in der Nähe des Sternhaufen M44, Praesepe, im Sternbild Krebs. Am Abend kann erstmalig nach Neumond der Mond wieder gesichtet werden. Seine Sichel ist zu 13 Prozent beleuchtet, er steht tief im Sternbild Schütze und geht um 18:14 Uhr unter. Jupitermond Io wird von 16:48 Uhr bis 19:17 Uhr vom Planeten selbst bedeckt bzw. anschliessend verfinstert. Kleinplanet (95)Arethusa (11,7mag) steht heute gegen 22:00 Uhr nur 2' Bogenminuten entfernt vom Stern HIP21436 (7,6mag)

Am Freitag, den 17. November, ist der Mond bereits zu 22 Prozent beleuchtet und geht um 19:26 Uhr unter. Um 18:13 Uhr bedeckt er an seinem oberen dunklen Rand den Stern SAO 188079 / HIP 95408 (6,0mag). Außerdem steht das Mare Crisium nahe zum Rand des Mondes, er zeigt also maximale Libration in Länge.Von 21:45 Uhr bis 22:56 Uhr zeiht Jupitermond Ganymed vor der Planetenscheibe entlang, Ganymeds Schatten fällt von 23:05 Uhr bis 0:45 Uhr auf den Planeten. In diese Nacht fällt auch das Maximum des Sternschnuppenstroms der Leoniden, je nach Berechnung heute zwischen 23 Uhr oder am 18.11. gegen 6:00 Uhr. Es sind jedoch keine herausragenden Fallraten zu erwarten.

Am Samstag, den 18. November, geht der Mond um 20:50 Uhr unter. Er steht im Sternbild Steinbock und ist zu ca. 32 Prozent beleuchtet. Heute zeigt er auch maximale Libration in Breite, so dass wir auf seinen Nordpol sehen können. Die ISS kann erstmalig wieder am Abend gesehen werden, um 18:47 Uhr steigt sie im Südwesten kurz auf, verschwindet jedoch schon nach drei Minuten im Süden wieder im Erdschatten.

Am Sonntag, den 19. November, nähert sich der Mond allmählich dem Planeten Saturn. Um 18:46 Uhr bedeckt er das nur 7,2mag schwach leuchtende Sternchen SAO 190337. Er geht um 22:19 Uhr unter und ist zu 42 Prozent beleuchtet. Vorher kann zwischen 17:57 Uhr und 18:03 Uhr die ISS bei einem Überflug tief im Süden in maximal 20° Grad Höhe, unterhalb von Mond und Saturn bei einem Überflug beobachtet werden.

Samstag, 11. November 2023

11. November 2023: Ein Buchtipp "A City on Mars"

 Leider ist das Wetter in den letzten Tagen nicht gerade "Astronomie freundlich". Der Himmel ist ständig bewölkt, es fällt viel Regen.

Doch diese Zeit kann man nutzen, sich mit dem einen oder anderen Thema etwas ausführlicher zu beschäftigen.

Am 2. November erschien ein neues Buch von Kelly und Zach Weinersmith: "A city on Mars". Eine deutsche Übersetzung ist leider noch nicht erschienen, mit meinem Schulenglisch komme ich jedoch einigermaßen klar.

 "Scientific, educational and fun as hell" heißt es auf dem Umschlag des Buches. Übersetzt: "Wissenschaftlich, bildend und ein höllischer Spaß". Und nach dem Studium der ersten Seiten dieses Buches bin ich davon fest überzeugt und freue mich schon sehr auf die weitere Lektüre in den nächsten Tagen. Knapp 400 Seiten Texte und Bilder, dazu weitere 40 Seiten Fußnoten, Index usw.

Ich habe hier einmal den "Klappentext" von deepL übersetzen lassen:

Der Erde geht es nicht gut. Das Versprechen, irgendwo weit, weit weg ein neues Leben zu beginnen - ohne Klimawandel, ohne Krieg, ohne Twitter-Signale - und die Sterne zu besiedeln, scheint endlich in greifbarer Nähe zu sein. Oder doch nicht? Die von der Kritik gefeierten Bestseller-Autoren Kelly und Zach Weinersmith haben sich vorgenommen, den grundlegenden Leitfaden für eine glorreiche Zukunft der Weltraumsiedlungen zu schreiben, aber nach jahrelangen Recherchen sind sie sich nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Die Weltraumtechnologien und die Weltraumwirtschaft machen rasante Fortschritte, aber uns fehlt das Wissen, das wir brauchen, um Weltraumkinder zu haben, Weltraumfarmen zu bauen und Weltraumnationen zu gründen, ohne dass es zu Konflikten in der Heimat kommt. In einer Welt, die auf die menschliche Expansion in den Weltraum zusteuert, untersucht A City on Mars, ob der Traum von neuen Welten nicht zu Albträumen führt, sowohl für die Siedler als auch für die Menschen, die sie zurücklassen. Dabei beantworten die Weinersmiths alle Fragen, die Sie sich jemals über den Weltraum gestellt haben, und viele, die Sie nie in Betracht gezogen haben:

Kann man im Weltraum Babys machen? Sollten Unternehmen Weltraumsiedlungen verwalten? Wie sieht es mit Kriegen im Weltraum aus? Steuern wir auf eine Wohnungskrise auf den Gipfeln des ewigen Lichts auf dem Mond zu - und was passiert, wenn man in den Kratern der ewigen Finsternis zurückbleibt? Warum lieben Astronauten Taco-Sauce? Apropos Essen: Wie ist der rechtliche Status von Kannibalismus im Weltraum?

Mit profundem Fachwissen, einem gewinnenden Sinn für Humor und der Kunst des beliebten Schöpfers von Saturday Morning Breakfast Cereal gehen die Weinersmiths den vielleicht größten Fragen nach, die sich die Menschheit je stellen wird.

Ich habe mir das Buch auf Empfehlung meines amerikanischen Freundes Phil Plait gekauft. Ich weiß nicht, ob eine Übersetzung ins Deutsche geplant ist, verdient hätte es dieses Buch sicherlich.

Überlegen Sie sich jedoch bitte genau, wo sie dieses Buch kaufen. Meine örtliche Buchhandlung ist wahrscheinlich für viele Leserinnen und Leser dieses Blogs zu weit entfernt. Meine Recherche ergab, dass zum Beispiel bol.de preislich noch deutlich unter anderen, besonders dem bekannten amerikanischem, Versender liegt.

Ich wünsche viel Spaß und Freude beim Lesen dieses Buches!


Sonntag, 5. November 2023

6. - 12. November 2023: Der Himmel über Bad Lippspringe

 In dieser Woche nimmt der Mond weiter ab. Zuerst die Abende und später die gesamten Nächte eignen sich gut zur Beobachtung lichtschwacher Objekte am Himmel - wenn denn das Wetter mitspielt. Venus (ab ca. 3:30 Uhr) ist weiterhin strahlender Morgenstern, Saturn steht bis Mitternacht am Himmel und Jupiter leuchtet in der ganzen Nacht. Die ISS ist bei nächtlichen Überflügen bis auf Montag früh nicht zu sehen.

Am Montag, den 6. November, ist die ISS vielleicht noch einmal in der Frühe um 5:30 Uhr kurz im Süden zu sehen. Die Sonne geht um 7:27 Uhr auf und um 16:49 Uhr unter. Sie steigt mittags nur noch 22° Grad über den Horizont hoch. Der Mond geht erst nach Mitternacht auf. Kleinplanet (18) Melpomene (8,1mag) steht heute im Sternbild Eridanus in Opposition zur Sonne. Um 23:21 Uhr (bis 1:29 Uhr) beginnt ein Durchgang von Jupitermond Io vor der Planetenscheibe, ab 23:26 Uhr (bis 1:36 Uhr) wandert Ios Schatten über die Scheibe.

Am Dienstag, den 7. November, steht am Morgen die zu 33 Prozent beleuchtete abnehmende Mondsichel im Sternbild Löwe, noch in der Nähe von Regulus. Im dunklen Teil des Mondes schimmert das Erdlicht. Um 20:11 Uhr erreicht der veränderliche Stern Algol ein weiteres Helligkeitsminimum. Bis 17:52 Uhr wandert Europas Schatten über die Jupiterscheibe, um 20:39 Uhr beginnt eine Bedeckung von Io. Um 20:00 Uhr zieht Kleinplanet (144)Vibilia (10,5mag) in nur 3,5' Bogenminuten Abstand an Stern HIP 16294 (6,4mag) vorbei.

Am Mittwoch, den 8. November, endet beim Mond (zu 25 Prozent beleuchtet) gegen 5:31 Uhr eine Sternbedeckung von HIP54863 (5,8mag). Ab 17:47 (bis 19:55 Uhr) beginnt wieder ein Durchgang von Io vor der Planetenscheibe, Ios Schatten fällt von 17:55 Uhr bis 20:05 Uhr auf den Planeten. Um 21:45 Uhr zieht Kleinplanet (119)Althaea (11,3mag) in nur 5' Bogenminuten Abstand an Stern 38 Ari (5,2mag) vorbei.

Am Donnerstag, den 9. November, steht am Morgen um 6 Uhr der Mond noch 1 1/2° Grad nordwestlich der Venus. Am Taghimmel kommt es um ca. 10:50 Uhr in 35° Grad Höhe am Himmel zu einer Bedeckung der Venus durch den Mond. Um ca. 12:01 Uhr tritt die Venus wieder am dunklen Rand hinter dem Mond hervor. Mit einem Fernglas sollte die Bedeckung gut zu verfolgen sein, wenn man vorher die Mondsichel gefunden hat.Es empfiehlt sich einen Standort zu wählen, von dem aus die Sonne gut verdeckt ist, damit man nicht aus Versehen in ihr helles Licht blickt und Gefahr läuft zu erblinden. Am Abend stehen ab 17:22 Uhr alle vier Jupitermonde auf der gleichen, östlichen Seite. 

*** Leider war die Venusbedeckung am 9. November bei uns nicht sichtbar, der Himmel war völlig bewölkt und verregnet. Schade! Andere Sternfreunde in Süddeutschland und Sachsen hatten jedoch etwas mehr Glück ***

Am Freitag, den 10. November,  geht die nur noch zu 10 Prozent beleuchtete Mondsichel gegen 4:00 Uhr auf. Am Abend kommt es von 18:32 Uhr - 19:36 Uhr zu einem Durchgang von Ganymed vor der Planetenscheibe, von 19:03 Uhr bis 20:44 Uhr fällt Ganymeds Schatten auf den Planeten. Um 19:00 Uhr zieht Kleinplanet (39) Laetitia (11,8mag) in nur 3,5' Bogenminuten Abstand am offenen Sternhaufen M 18 (6,4mag) vorbei.

Am Samstag, den 11. November, geht die nur noch zu 5 Prozent beleuchtete Mondsichel um 5:12 Uhr auf, sie steht ganz in der Nähe von Spica in der Jungfrau.

Am Sonntag, den 12. November, ist am Morgen die nur zu 2 Prozent beleuchtete Mondsichel trotz des Aufgang um 6:29 Uhr (gut eine Stunde vor Sonnenaufgang) wohl nicht mehr zu sehen. Ab 22:40 Uhr wird Jupitermond Europa vom Planeten bedeckt.

Samstag, 4. November 2023

3. November 2023: noch dies und das

 In meinem Posting zu (164121) 2003 YT habe ich noch verschiedene andere Objekte erwähnt, die ich an diesem Abend fotografiert habe. Da es heute Abend draußen regnet, kann ich verschiedene Bilder jetzt doch noch in diesem Blogbeitrag einmal zeigen.

Saturn um 18:56 Uhr MEZ

Der Planet Saturn stand ja nicht weit von (164121) entfernt. Das Bild wurde drei Minuten lang belichtet (18 Einzelbilder a 10sec.) Saturn und sein Ring sind natürlich viel zu überbelichtet. In seinem hellen Schein gehen auch die meisten Monde des Saturn unter. Der kleine helle Punkt direkt links (östlich) neben Saturn müsste jedoch der Mond Iapetus (11,3mag) sein. "Nova.astrometry.net"erwähnt sogar noch den 14,7mag schwache Galaxienpaar IC 1433 (links oberhalb von Saturn)

Neptun in der Bildmitte

 Für Neptun habe ich etwas länger belichtet als bei Saturn, insgesamt 37 Einzelbilder, in Summe also 6 Minuten 10 Sekunden. Neptun hat eine Helligkeit von 7,8mag. Auch auf diesem Bild ist ein IC-Objekt zu finden, IC 1505 ziemlich weit rechts unten von Neptun entfernt.

Tags zuvor hatte es für die Vaonis App "Singularity" ein kleines Update gegeben. In den vorgegebenen Objektkatalog waren zehn neue Objekte aufgenommen worden, davon jedoch die meisten aus dem für mich nicht erreichbaren Südhimmel. Ein sehr schönes neues Objekt wurde im Sternbild Leier angezeigt:

NGC 6791 im Sternbild Leier

Diese schöne, kleine offene Sternhaufen wurde 30 Minuten lang belichtet (die Empfehlung von Vaonis lautete eigentlich 45 Minuten). NGC 6791 ist einer der ältesten bekannten Sternhaufen in unser Galaxis und rund 13000 Lichtjahre von uns entfernt.

Das andere für mich erreichbare neue Objekt ist der Dunkelnebel Barnard 150, auch der "Seepferdchen-Nebel" genannt.

Dunkelnebel Barnard 150,
 

Dieses Bild habe ich eine Stunde lang belichtet. Deutlich ist eine von oben nach unten verlaufende sternenleere Region zu erkennen. Ein sehr schönes Foto dieser Dunkelwolke, allerdings mit einer größeren Ausrüstung als meiner fotografiert und insgesamt über zwölf Stunden belichtet, wurde neulich auf der Spektrum-Webseite veröffentlicht.

 Am 3. November 2023 erreichte auch Planet Jupiter seine Oppositionsstellung. Natürlich durfte auch hier ein Foto nicht fehlen:

Jupiter um 22:49 Uhr MEZ
 

Das Foto entstand um 22:45 Uhr. Es ist eine Einzelbelichtung. Offensichtlich srahlt Jupiter viel zu hell für den Sensor des Vespera. Ich habe versucht, verschiedene Einstellungen herunter zu setzen, kürzere Belichtungszeit (2 Sekunden statt 10 Sekunden), den "Gain" von 20 auf 5 zu setzen, es gelang mir trotzdem kein weiteres Stacking von mehreren Aufnahmen, da Vespera auf diesem so überstrahlten Bild wohl nicht ausreichend weitere "punktförmige" Sterne zum Stacken findet. Das Bild zeigt links von Jupiter seinen Mond Europa und rechts dicht bei ihm die Monde Ganymed und Io und etwas entfernter den Mond Kallisto.

Ebenso stand Kleinplanet (21)Lutetia heute in Opposition zur Sonne, dies Bild entstand noch direkt vor dem obigen Jupiterbild. Ein völlig unsapektakuläres Bild:

(21)Lutetia in der Bildmitte um 22:49 Uhr MEZ
 

Die Nacht war noch länger klar und ich hätte sicherlich noch viele weitere Aufnahmen machen können. Doch irgendwann schlug dann doch die Müdigkeit zu und ich musste ins Bett. So richtig gesund war ich ja doch noch nicht wieder. Und das Vespera einfach draußen weiter laufen zu lassen, das habe ich mich dann doch nicht getraut. Aber auch so war ich über diesen sehr erfolgreichen Astroabend sehr glücklich!




3. November 2023: Ein Asteroid kommt der Erde "gefährlich" nahe

 Am 3. November wollte ich ja eigentlich zum Vortrag zur "Spektroskopie" in die Sternwarte. Doch leider war ich immer noch nicht gesund. Corona hatte mich erwischt, "das Schlimmste" war zwar überstanden, aber da immer noch beim Teststreifen ein zweiter Strich zu sehen war, wollte ich natürlich nicht "unter Leute".

Gut in solcher Situation ist es jedoch, wenn man ein vollautomatisches Teleskop wie das Vaonis Vespera hat. Dies brauchte ich nur einfach nur in der Abenddämmerung auf den Terrassentisch zu stellen und alles andere lief vollautomatisch, bzw. liess sich dann ganz bequem vom Sofa im Wohnzimmer aus steuern.

Und der Himmel war in dieser Nacht viele Stunden klar! In der Zeitschrift "Sterne und Weltraum" wurde im Novemberheft (11/23, S.55) darauf hingewiesen, dass der Asteroid (164121) 2003 YT heute Abend am südlichen Himmel gefunden werden könnte. 

(164121) 2003 YT1 umkreist die Sonne alle 427 Tage (1,17 Jahre), kommt dabei bis auf 0,79 Astronomische Einheiten (AE) heran und entfernt sich bis auf 1,43 AE von der Sonne. Er zählt zur Gruppe der sog. "Apollo-Asteroiden", das sind Asteroiden, deren Bahnen die Erdbahn kreuzen können. Dabei bewegt sich der Asteroid zur Zeit mit einer Geschwindigkeit von ca. 23,25 km/s auf seiner Bahn.

Es gibt zu (164121) 2003 YT keinen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag. In der englischsprachigen Ausgabe kann man lesen (übersetzt mit deepL): "(164121) 2003 YT1, vorläufige Bezeichnung 2003 YT1, ist ein heller Asteroid und ein synchrones Doppelsternsystem auf einer stark exzentrischen Umlaufbahn, klassifiziert als erdnahes Objekt und potenziell gefährlicher Asteroid der Apollo-Gruppe mit einem Durchmesser von etwa 2 Kilometern (1,2 Meilen). Er wurde am 18. Dezember 2003 von Astronomen des Catalina Sky Survey in der Catalina Station in der Nähe von Tucson, Arizona, in den Vereinigten Staaten entdeckt.[1] Der Asteroid vom Typ V hat eine kurze Rotationsperiode von 2,3 Stunden.[12] Sein 210 Meter großer Kleinplanetenmond wurde im Mai 2004 am Arecibo Observatorium entdeckt.[3][4]"

Er gilt als "potenziell gefährlich", da er auf seiner Bahn der Erde sehr nah kommen kann, nach letzten Daten der NASA bis auf gut 200 000 Kilometer, also nur die halbe Entfernung zum Mond. Jetzt, am 3. November 2023, sollte er zum Glück in 8,88 Millionen Kilometer Entfernung an der Erde vorbeifliegen. Nach seiner Entdeckung 2003 war die Überraschung groß, dass er in den Jahren zuvor schon oftmals der Erde sehr nah gekommen sein musste.

Ein Asteroid, welcher der Erde so nahe kommt, bewegt sich natürlich auch sehr schnell über den Himmel. Würde es mir gelingen können, ihn zu fotografieren? Die Helligkeit war mit 12mag vorausberechnet worden, das sollte im Prinzip reichen. Die gute Empfindlichkeit des Vespera (Sterne bis zu 15mag sind möglich) rührt jedoch in erster Linie daher, dass viele Bilder übereinander gelegt werden, diese also gestackt werden. Doch würde sich dieser Asteroid noch "stacken" lassen? Er bewegt sich ja wirklich von Bild zu Bild (die üblicherweise im Abstand von 10 Sekunden aufgenommen werden) ein kleines Stückchen weiter.

Hier mein erstes Ergebnis:

(164121) am 3. November 2023 um 18:32 MEZ

Die Vorausberechnung der Bahn stimmte und ich hatte ihn gleich auf Anhieb in der Bildmitte erwischt. Dieses Bild ist ein Stack aus 39 Einzelbildern, insgesamt also 6 1/2 Minuten belichtet. Der Asteroid hat sich in dieser kurzen Zeit kräftig bewegt und eine ausgeprägte Strichspur hinterlassen. Die helleren Sterne auf diesem Bild sind etwas heller als 10mag, die schwächeren, wie z.B. der kleine Sterne, der sich noch innerhalb der runden Markierung befindet liegt bei 13,95mag. Wäre (164121) nicht so schnell, ließe er sich sicherlich auch stacken und wäre dann bestimmt heller als die hinterlassene Strichspur. Grob abgeschätzt hat sich der Asteroid in diesen 6,5 Zeitminuten am Himmel um 3,5 Winkelminuten weiter bewegt.

Zu diesem Asteroiden gibt es noch eine weitere sehr interessante Geschichte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die Sichtung eines Feuerballs am 29. April 2017 über Japan auf ein Staubkorn von diesem Asteroiden zurück zu führen. Hier auch noch der Link zur originalen wissenschaftlichen Veröffentlichung.

 Ich habe an diesem Abend noch ein paar weitere Fotos von (164121) gemacht:

(164121) um 21:18 MEZ

Auf diesem genau 6 Minuten lang belichtetem Foto befindet sich unser Asteroid gerade oberhalb des 6,1mag hellen Sterns HD217251. Mir ist nicht ganz klar, warum diese Strichspur im unteren Teil (also am Anfang der Belichtungsreihe) etwas heller ausfällt als im oberen, etwas späteren Teil. 

(164121) um 19:51 Uhr MEZ mit einer weiteren "Strichspur"

Bei einer weiteren sechs Minuten langen Belichtung zwischen 19:45 und 19:51 Uhr erlebte ich dabei eine weitere Überraschung. Während die kleine Strichspur von (164121) von links unten nach rechts oben im 10-Sekunden-Takt langsam immer größer wurde, gab es plötzlich etwas darüber eine weitere Strichspur, die von rechts nach links (West nach Ost) sich im Bild bewegte. Ich glaube nicht, dass ich hier zufällig einen weiteren schnell fliegenden Asteroiden aufgenommen habe, diese Spur wurde wahrscheinlich eher von einem hochfliegenden Satelliten verursacht. Leider zeigt die Webseite "heavens-above" nur die helleren Satelliten an, so dass ich wohl nie erfahren werde, um was für ein Objekt es sich hier tatsächlich gehandelt hat.

Dies ist nur eine kleine Auswahl meiner Fotos von (164121) an diesem Abend. Nachdem ich mich an diesem schnellen Objekt "satt" gesehen hatte (bzw. er dann später auch hinter den Büschen auf dem Nachbargrundstück verschwand), habe ich auch noch andere Objekte fotografiert, Saturn, Jupiter und seine Monde, Neptun, NGC6791 und den Dunkelnebel Barnard 150. Doch dies alles hier zu zeigen, würden den Rahmen dieses kleinen Blogartikels sprengen. Astronomie ist schon ein tolles Hobby. Und das man dies mit der Vaonis Vespera in aller Ruhe auch bei einer abklingenden Corona-Erkrankung betreiben kann, ist schon echt gut!