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Montag, 18. September 2023

4. September 2023: Ein erstes Foto von T CrB

 Bereits am 4. September habe ich (für mich) ein erstes Foto des Stern T CrB gemacht. "CrB" ist die Abkürzung für den Sternbildnamen "Corona borealis" = nördliche Krone

T CrB in der Bildmitte

Ein unauffälliger Stern in der Mitte eines Bildes. Ein Stern, unsichtbar für das bloße Auge, von ungefähr 10mag. Vielleicht gelingt es mir ja, von diesem Stern in den kommenden Monaten immer wieder mal eine Aufnahme zu machen. Und die könnten dann richtig überraschend sein. Denn dieser Stern hatte vor knapp 80 Jahren, 1946, und auch noch einmal 80 Jahre früher, 1866, einen enormen Helligkeitsanstieg auf 2mag gezeigt, so dass er bestens mit bloßem Auge sichtbar wurde. Und wie jetzt ein Artikel beschrieb, zeigte er dieses auffällige Verhalten auch schon viele Jahrhunderte früher.

Nun haben einige Fachleute auf Grund der Helligkeitsschwankungen prophzeit, dass T CrB seinen nächsten Helligkeitsausbruch schon im kommenden Jahr haben soll, also nicht nach 80 Jahren, sondern zwei Jahre früher.

Hoffentlich passiert dies im nächsten Frühjahr, denn dann ist dieses Sternbild und damit auch dieser besondere Stern an unserem Nachthimmel am besten zu beobachten. Es wird also spannend am Himmel!

Samstag, 18. Juni 2022

16./17. Juni 2022: Eine schöne Beobachtungsnacht

 Die Nacht vom 16. auf den 17. Juni konnte ich endlich mal wieder etwas länger für astronomische Beobachtungen ausnutzen.

Hier ein kleiner Teil der Bilder. Als erstes jedoch kein Bild aus der Nacht, sondern vom Tag. Ein Bild der Sonne und ihrer Flecken:

Sonnenflecken am 16. Juni 2022

Auffällig ist heute, dass viele Flecken sich in Ketten auf der Sonne zeigen. Es gibt keine besonders großen Flecken, aber eben doch viele Gruppen, die aus vielen Einzelfleckem bestehen. Das renommierte Observatorium Kanzelhöhe in Österreich hat für diesen Tag eine Relativzahl von 159 bestimmt.

Am Abend dauerte es dann lange Zeit, bis es halbwegs dunkel wurde, und ich mit dem Beobachten beginnen konnte.

Kugelsternhaufen M 12

Das erste Objekt war ein Kugelsternhaufen. Die Zeitschrift "Sterne und Weltraum" hatte mich durch einen Artikel im aktuellen Juniheft dazu angeregt. M 12 (NGC 6218) ist ein 6,1mag heller Kugelsternhaufen, der 1764 von Charles Messier entdeckt wurde. IM Sternbild Schlangenträger ist er von 5 Kugelsternhaufen der hellste. Er ist etwa 16000 Lichtjahre von uns entfernt.


Komet C/2017 K2 Panstarrs

Anschließend habe ich noch einmal den hellen Kometen fotografiert. Gegenüber der letzten Aufnahme vor einer Woche hat er sich schon ein ganzes Stück am Himmel weiter bewegt.

Asteroid (41) Daphne

 

Nach dem Kometen habe ich versucht Asteroiden, Kleinplaneten zu fotografieren. Bei (41) Daphne hatte ich Glück. Dieser Asteroid bildete mit einem ähnlich hellen Stern ein wunderschönes enges Paar am Himmel. Daphne ist von den beiden hellen Punkten in der Bildmitte der linke. Der rechte ist der Stern HD154920, der mit einer Helligkeit von 9,62mag angegeben wird. Das ist etwas heller als die 10,3mag, die bei heavens-above für Daphne angegeben werden.

Dann habe ich mich auf die Suche nach einer Nova gemacht. Am 6. Juni wurde ein Ausbruch von U Sco gemeldet. Dieser Stern ist eine Art "Wiederholungstäter". Ungefähr alle zehn Jahre (+/- 2 Jahre) kommt es zu einem kurzzeitigen Helligkeitsausbruch. Von diesem seltenen Nova-Typ gibt es nur ca. 10 bekannte Exemplare in der gesamten Milchstrasse. Zuletzt hatte die Helligkeit ca. 18mag betragen, also ausserhalb der Reichweite meiner Teleskope. Jetzt war sie - typisch für eine Nova) um gut zehn Größenklassen angestiegen, die hellste Schätzung la bei ca. 7,7mag. Doch auch der Abfall der Helligkeit wird zügig sein. Hier mein Bild:

Nova U Sco

Die Nova in der Mitte habe ich markiert. Sie ist am 16. Juni nur noch ca. 13mag hell. Ich kann froh sein, sie überhaupt noch erwischt zu haben. Bald wird sie wieder zu schwach für meine Geräte sein.

Hier die Lichtkurve der AAVSO:

Die grünen Markierungen entsprechen grob gesagt der visuellen Helligkeit

Bei der AAVSO kann man auch die Geschichte bzw. Beobachtungen des letzten Helligkeitsausbruchs von 2010 nachverfolgen.

Ein weiterer Kugelsternhaufen, M9:

Kugelsternhaufen M9

M9 ist ein relativ kleiner, leicht ovaler Kugelsternhaufen. Auf dem Foto ist südwestlich des Kugelsternhaufens auch eine Dunkelwolke auffällig, diese trägt die Bezeichnung "Barnard 64". Man kann hier gut erkennen, dass die Dunkelwolke in vielen Bereichen gar kein Sternenlicht durchzulassen scheint und zum Rand hin das Licht der Sterne zumindest deutlich schwächt.

In der Literatur bei anderen Fotografen wird auch häufig eine kleine Kette von Sternen erwähnt, die bei mir jedoch nicht so auffällig zu sehen ist.

Das nächste Bild zeigt keinen Kugelsternhaufen, sondern "nur" einen sehr kompakten sog. "offenen Sternhaufen":

M 11, im kleinen Sternbild "Schild", der sog. "Wildenten-Haufen

M 11 wird auch der Wildentenhaufen genannt. Mit 5,8mag ist er auch im Fernglas relativ leicht zu finden. Im Gegensatz zu anderen "offenen Sternhaufen" wie den Plejaden oder der Praesepe stehen hier die Sterne doch sehr kompakt beieinander. Dies liegt zum Teil natürlich auch einfach an der Entfernung, während die Plejaden von uns nur ca. 440 Lichtjahre entfernt sind, beträgt der Abstand zu M11 über 6100 Lichtjahre. Erst in größeren, leistungsfähigen Teleskopen wie zum Beispiel dem Hubble-Teleskop, lassen sich die Sterne alle voneinander trennen.




Samstag, 20. März 2021

19. März 2021: ISS, der Mond und ein neuer Stern

 Am Freitagabend, den 19. März 2021, war für den Abend klarer Himmel angekündigt, das wollte ich gerne nutzen. Doch leider sah es zunächst gar nicht danach aus. Aber am Nachmittag gab es eine Nachricht, die mich richtig elektrisiert hatte: Im Sternbild Cassiopeia soll es dicht neben dem Sternhaufen M 52 einen neuen Stern geben, eine "Nova". Die war bei der Entdeckung schon 9.6 mag hell. Und damit sollte sie sogar in meiner ganz normalen DSLR-Kamera sichtbar sein.

Also habe ich meine ganze Ausrüstung auf die Terasse geschleppt und immer wieder den Blick in den Himmel geworfen. Leider zogen zunächst noch eine ganze Menge Wolken durch. Doch einige Lücken zwischen den Wolken sahen immer wieder vielversprechend aus.

Direkt nach der Tagesschau sollte die ISS über den Nachthimmel fliegen. Nicht besonders hoch, noch knapp unterhalb des hellen Stern Sirius. Und genau um Sirius herum war zum Glück eine größere Wolkenlücke. Hier meine Bilder des Überflugs (am besten auf das erste Bild klicken, dann erscheinen die Bilder in größerer Darstellung):







Alle Bilder wurden jeweils 30 Sekunden bei ISO200 und Blende f/1.4 mit einem 20mm Weitwinkelobjektiv (Sigma DG HSM ART) an meiner Canon 5D Mark II Vollformatkamera gemacht. Durch die lange Belichtungszeit zeigt sich die ISS auf diesen Bildern natürlich als Strichspur. Die Sterne bleiben punktförmig, weil ich die Kamera auf auf dem Fotostativ mit meiner Omegon LX3 Mini Track der Bewegung der Sterne nachgeführt habe. Dadurch kommt in den Vordergrund natürlich eine kleine Unschärfe hinein.

Neben der Kamera auf dem Fotostativ hatte ich natürlich auch für den Abend mein Teleskop gerüstet. Mit diesem Teleskop entstand dieses Bild des Mondes. Dazu habe ich mit einem Adapter eine Kleinbildkamera über das Okular gestülpt. Das 55mm-Okular liefert an meinem Celestron C8 Celeskop mit 2000mm Brennweite eine 36fache Vergrößerung.

Dies ist ein Einzelbild. Ich habe auch noch kleine Videos aufgenommen. Durch "Stacken" der besten Einzelbilder aus so einem Video kann man noch deutlich mehr Details herausholen, dafür fehlte mir im Moment jedoch noch die zeit. Vielleicht liefere ich das noch in ein paar Tagen nach.

Doch hauptsächlich wollte ich ja die Nova sehen. Würde es mir gelingen?

Als erstes hatte ich gleich nach dem ISS-Überflug meine Kamera nach Norden geschwenkt, wo sich das Sternbild Cassiopeia aufhält. Dort war tatsächlich auch eine Wolkenlücke und die galt es auszunutzen.

Hier ein Einzelbild in diese Richtung:

Im Gegensatz zu den ISS-Bildern habe ich hier die Empfindlichkeit etwas erhöht, auf ISO 800. In der Großansicht kann an etwas links der Mitte das Sternbild Cassiopeia erkennen. Die Nova soll sich am "unteren" Rand des Sternbilds befinden.

Hier eine etwas überarbeitete Ausschnittsvergrößerung:

Der kleine etwas verwaschene Fleck ist der offene Sternhaufen M 52 und im genauen Vergleich mit einer Sternkarte konnte ich auf diesem Foto sogar auch die Nova identifizieren. Denn diese ist, als "neuer Stern", natürlich nicht im Sternatlas zu finden. Es ist der obere der kleinen beiden hellen Punkte in dem runden, rote Kreis. 

Aber natürlich ist eine Weitwinkelaufnahme eigentlich vollkommen ungeeignet, um eine Nova genau zu identifizieren. Ich habe deshalb anschließend gleich versucht mit einer längeren Brennweite die Nova zu erwischen. Leider bewölkte sich der Himmel immer mehr. Auf einem Bild war die Nova dann aber doch in einer Wolkenlücke zu identifizieren. Da ich die Kamera jedoch nicht gut zentriert hatte, wurde sie am Rand des Bildes schon ziemlich verzeichnet abgebildet, so dass ich das Bild her gar nicht zeigen möchte.

Nach zwei Stunden klarte der Himmel wieder auf und da gelang mir dann mit meinem Teleskop doch noch ein sehr viel schöneres, detallierteres Bild der Nova  und des Sternhaufens M 52:

Für dieses Bild habe ich meine DSLR-Kamera direkt an das Teleskop geschraubt, also das Teleskop wie ein 2000mm Teleobjektiv genutzt. Meine Montierung hat das Teleskop natürlich sauber nachgeführt. Ich habe wieder 30 Sekunden belichtet, die Empfindlichkeit diesmal jedoch auf ISO 6400 eingestellt. In Lightroom habe ich noch ein wenig den Kontrast verstärkt, die Lichter reduziert, damit möglichst viele Einzelsterne auf diesem Bild sichtbar werden. Am Ende habe ich dann noch das ganze Bild "umgekehrt", so dass die Sterne jetzt wie in einer Sternkarte schwarz auf hellem Hintergrund erscheinen. 

Im Vergleich mit einer Sternkarte und den dort angegebenen Helligkeiten verschiedener Sterne habe ich die Helligkeit der Nova jetzt auf ca. 7.8mag geschätzt. Wer Spaß hat, kann ja gerne mal mein Bild mit der Sternenkarte eines Programm wie Stellarium vergleichen...

Zum Schluss noch eine kurze Klarstellung: die Nova ist natürlich kein gänzlich neuer Stern, sondern nur einer, der bislang (zumindest für Teleskope meienr Größenordnung) praktisch gar nicht sichtbar ist, jetzt aber eine plötzlichen sehr starken Helligkeitsausbruch erlebt. 

Entdeckt wurde die Nova am 18. März 2021 von Yuji Nakamura in Japan. Es handelt sich um eine "klassische Nova", also um eine Explosion auf der Oberfläche eines "weißen Zwergs". Hoffentlich bleibt das Wetter in den nächsten Tagen klar, so dass man die weitere Entwicklung der Nova beobachten kann.

Samstag, 28. November 2020

28.11.2020: Ein "neuer" Stern im Perseus

 Manchmal passieren am Nachthimmel kleine Wunder. Es erscheinen dann tatsächlich neue Sterne. So ganz "neu" sind sie in Wirklichkeit nicht, sie waren vorher nur meist gar nicht oder nur kaum zu sehen, weil sie viel lichtschwächer waren als in einer Phase plötzlichen Aufleuchtens. Die Astronomen sprechen dann von einer Nova, oder wenn sie besonders hell und leuchtkräftig wird auch von einer Supernova.

Für das bloße Auge sind solche Ereignisse sehr, sehr selten. Mit einem Fernrohr kann man jedoch auch viel lichtschwächere Objekte sehen, selbst Digitalkameras sind heutzutage viel empfindlicher als das bloße Auge. Und damit steigt natürlich auch die Chance, eine Nova zu beobachten. Ich habe in meinem Blog Ende April 2018 zum Beispiel über V Per geschrieben.

Eine solche Nova wurde am 25. November im Sternbild Perseus von Seiji Ueda (Kushiro, Hokkaido, Japan) entdeckt. Am 27.11. hatte sich dieses Ereignis auch nach deutschland herumgesprochen und eine erste Beobachtung wurde im Forum des "Astrotreff" berichtet. Die Nova sollte eine Helligkeit von ca. 8.3mag haben. Und sie sollte ganz in der Nähe eines kleinen offenen Sternhaufens (NGC 1582) zu finden sein

Ich dachte mir, das könnte mit meiner Digitalkamera zu schaffen sein. Doch leider ist gerade Vollmond, der überstrahlt vieles, zu dem war der Himmel heute Abend wirklich nicht klar, sondern ständig zogen Wolken durch.

Ich habe es trotzdem probiert, und ich denke, ich habe die Nova tatsächlich gefunden. Hier ein Foto mit ein paar Kennzeichnungen:

Aufgenommen mit Canon 5D MarkII, 50mm, 4 sec bei f/2.0 und ISO800. Angesicht der ständig durchziehenden Wolken keine einfache Sache. Echt grenzwertig. Aber da, wo das Planetariumsprogramm Stellarium nur einen kleinen Stern mit 9.7mag anzeigt, sind gleich zwei Lichtpunkte zu sehen, einer davon scheint ein etwas helleres Objekt zu sein, das müsste dann wahrscheinlich die Nova sein. Direkt unterhalb der Pfeilspitze, rechts von der Nova ist ein Sternchen mit 9.15mag. Links von der Nova ein weiterer mit 9.4mag.

Nova im Perseus, 28. November 2020    



Ich würde die Helligkeit der Nova heller als 9mag, also vielleicht 8.5mag einschätzen. Aber dafür bin ich kein wirklicher Experte.

Montag, 30. April 2018

29. / 30. April / 1./3. Mai 2018: Abenteuer Astronomie - ein Stern wächst über sich hinaus

Es gibt seit einiger Zeit eine sehr schöne Astronomie-Zeitschrift auf dem deutschsprachigem Markt: "Abenteuer Astronomie" heißt sie. Meines Erachtens für alle ambitionierten Hobbyastronomen sehr empfehlenswert. Doch von dieser Zeitschrift soll in diesem Artikel nicht die Rede sein, sondern von meinem eigenen Beobachtungsabenteuer an diesem Sonntagabend.

Der Himmel war bei uns am späten Nachmittag ziemlich bedeckt, so dass ich den Abend hinter dem Computer verbrachte, da postete Daniel Fischer bei facebook in der Gruppe "Astronomie als Hobby" folgende Nachricht: "Dringender Beobachtungsaufruf - da könnte gerade was sehr Ungewöhnliches im Perseus abgehen, mit 6 mag. ziemlich hell aber leider nicht besonders hoch im Norden." Und angehängt war die folgende Meldung aus den facebook-Seiten von "Astronomie aktuell":

Alarm im Perseus! Da ist gerade ein 'neuer Stern' mit ~6,2 mag. aufgetaucht - bei dem es sich um einen Nova-artigen Ausbruch der Zwergnova V392 Per handeln könnte (die sonst zwischen 14 und 17 mag. schwankt). Oder es ist eine normale Nova-Explosion ganz in der Nähe. Oder noch was anderes - die Informationen sind bisher sehr spärlich: http://www.cbat.eps.harvard.edu/…/fo…/J04432130+4721280.html und https://www.aavso.org/tcp-j044321304721280-v392-nova-erupti… und https://www.cloudynights.com/…/616375-potential-nova-per-2…/ und http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=224648 sowie https://www.aavso.org/v392 zum Treiben von V392 Per in den letzten Monaten, als sich was angebahnt haben *könnte*.

Diese Nachricht machte mich neugierig. Ein neuer Stern mit 6.2mag Helligkeit? Sterne dieser Helligkeit kann man mit bloßem Auge sehen. Allerdings nur unter besten Voraussetzungen an einem wirklich dunklem Himmel ohne helles Mondlicht. Und heute Abend war Vollmond!

Ich ging erstmal gleich den angegebenen Links nach. Etliche waren auf englisch und sie gaben wirklich nicht viel her. Dieser veränderliche Stern V392 Perseus war normalerweise vielleicht bei seinen Helligkeitsausbrüchen 14mag hell, also bestenfalls für größere Fernrohre zu erreichen. Und auch im Link zum "astrotreff" las ich nur einen Beobachtungsaufruf des renommierten Astrophysikers Erik Wischnewski, Autor mehrerer sehr interessanter Astronomiebücher, aber noch keine weiteren Informationen, gewschweige denn sogar Bilder.

Doch jetzt hatte mich meine Neugier gepackt. "Wie cool ist das denn?" ging es mir durch den Kopf. Da soll ein veränderlicher Stern plötzlich so hell werden, dass man ihn (theoretisch) mit bloßem Auge sehen könnte? Ein Helligkeitsanstieg von 14mag auf 6mag, also um acht Größenklassen, bedeutet einen Anstieg um das etwa 1500fache! Bei einem Helligkeitsanstieg von neun Größenklassen sprechen Astronomen von einer Nova, eine Supernova wäre noch stärker. Eine Supernova hatte ich schon mit Fernrohr beobachten können, aber die war weit entfernt in einer anderen Galaxie (M82 im Februar 2014). Dieser Stern hier käme aber aus unserer "Nachbarschaft".

Ein Blick aus dem Dachfenster nach Norden zeigte mir kurz nach 22 Uhr über den Nachbarhäusern strahlte noch die Venus, sie sollte kurz nach 23 Uhr untergehen. Und meines Erachtens noch recht hoch über der Venus war ein weiterer heller Stern zu sehen, das konnte nur Capella, der hellste Stern im Fuhrmann sein. "Verdammt noch mal", ging es mir durch den Kopf, "da müsste doch mehr zu sehen sein!"

Schnell habe ich meine Kamera gepackt, auf ein Stativ geschnallt und draußen im Garten Richtung Nordwesten gepeilt. Die Venus war hier hinter den nachbarhäusern schon nicht mehr zu sehen. Neben Capella waren aber auch die hellsten Sterne des Perseus mit bloßem Auge zu erkennen. Der Mond  schien zum Glück auf der anderen Seite des Hause, im Südosten. Nur ein paar Schleierwolken trübten etwas den Blick.

Ich schoss gleich mal ca. 20 verschiedene Fotos mit unterschiedlichsten Belichtungseinstellungen. Ich wollte ein Optimum aus "tiefer" Belichtung haben und trotzdem kurzer Aufnahmezeit. Bei zu längerer Belichtungszeit mit zu hoher Empfindlichkeit gepaart war der Himmel viel zu hell und alles war praktisch überbelichtet, bei zu kurzer Zeit merkte ich schon auf dem Kameradisplay, da wären nur Schleierwolken und die allerhellsten Sterne wie etwa Capella zu sehen.

Hier vielleicht mein bestes Einzelbild:

Capella (oben links) und das Sternbild Perseus am 29. April gegen 22:45 Uhr im Nordwesten (Kamera Canon 5D Mark II, 50mm Objektiv f1.8, abgeblendet auf 2.8, 2 sec belichtet, ISO 1600)

Aber wo war jetzt dieser ominöse Stern? Schon ein erster Blick zeigte mir, die Kamera hat sicherlich alle mit bloßem Auge sichtbaren Sterne eingefangen.

Jetzt galt es also schnell mal das Bild mit einem Sternenatlas zu vergleichen. Auf meinem Computer nutze ich dafür das Planetariumsprogramm Stellarium. Hier sollte die Position von V392 Per doch zu finden sein. Dann schnell Photo und Karte vergleichen - und dann wüsste ich, was Sache ist.

Zunächst suchte ich in Stellarium ganz simpel nach V392 Per: Keine Antwort! Mir war auch schnell klar, warum das nicht funktionieren könnte. Normalerweise ist dieser Stern ja nur 14 bis 17mag hell. hatte ich überhaupt die Kataloge solch schwacher Sterne in mein Programm geladen? Stellarium zeigt nämlich nach einem einfach Download des Programms nur die helleren Sterne, schwächere kann man - abgestuft nach Helligkeiten - Schritt für Schritt nachladen. Stattdessen gab ich jetzt die genauen Koordinaten von V392 Per ein: 04 43 21.30 +47 21 28.0.

Da zeigte das Programm erwartungsgemäß natürlich keinen Stern, aber es war doch ein auffälliges "Viereck" zu sehen, das müsste doch auch auf meinem Photo zu erkennen sein. Hier das Bild aus Stellarium:

Hier in der Nähe sollte V392 Per sein.

Und ja, dieses Viereck fand ich tatsächlich auf meinem Photo. Aber !? Wo war denn nun das Objekt meiner Begierde tatsächlich zu finden?  Ich verglich immer wieder mein Photo mit der Sternkarte und suchte - inzwischen etwas frustriert - nach einem fünften Stern, der sich etwas unterhalb dieses Vierecks befinden sollte. Aber da war nichts auf dem Bild zu erkennen.

Ich schaute wieder in das Forum beim astrotreff. Dort hatte inzwischen Ronny gepostet: "ich habe den Stern gerade im 20x60-Fernglas gesehen. Wegen den Schleierwolken ist eine Schätzung schwierig, die 6,2 mag kommen etwa hin." 

Wie konnte das sein? Wenn ich den doch gar nicht finde? Was mache ich falsch? Schließlich entschied ich mich, mein Bild einfach mal selbst zu posten:


Erste Suche nach V392 Per
Dazu schrieb ich: "Ich kann das leider nicht bestätigen. Ich bin Anfänger, aber auf diesem Bild sollte V Per sich doch etwa in dem Kreis befinden. Auf dem Foto sind Sterne bis 8mag und dunkler drauf, da sollten 6.2 mag doch kein Problem sein. Oder habe ich an einer falschen Stelle gesucht?"

Ja, und dann dauerte es zum Glück nicht lange, dass ich von Dominik Elsässer eine Antwort bekam:  "...ich habe grad mal auf die Schnelle geschaut: Das Objekt das Du mit "7.9" beschriftet hast ist doch offensichtlich deutlich heller als der 7.25mag Stern oberhalb davon. Und es passt zur Position des fraglichen "neuen" Sterns. Deine Aufnahme _könnte_ (könnte!) also in Wahrheit eine Bestätigung sein. Von wann ist sie denn, und was wurde verwendet?"

Und auch Ronny antwortete gleich:  "V392 Per ist der Stern, den du mit 7,9 beschriftet hast."

Hey, man war das spannend! Sollte ich doch - zumindest als erster in diesem Forum - ein richtiges Foto von V392 Per geschafft haben?

Ich schaute mir mein Bild noch einmal genauer an. Und - naklar - jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Der Punkt, den ich mit 7.9 beschriftet hatte, war wirklich viel heller als andere Sterne, nur etwas schwächer als der Stern HIP 21823, der in Stellarium mit 5.6mag angegeben und etwas schwächer als der andere "Eckstern" dieses Vierecks mit 6.75mag. Statt des "7.9" Sterns war der von mir mit "? (10.4?" markierte Stern die "vierte Ecke", laut Stellarium 7.9mag hell, was ja auch in etwa mit der Helligkeit meines Photos übereinstimmt, wenn man diesen mit den beiden mit 8.3 und 8.7 mag bezeichneten Sternen vergleicht. Und jetzt stimmte es auch wirklich mit der Sternkarte überein: die Position meines hellen Stern lag tatsächlich etwas unterhalb des "Vierecks"!

Und so postete ich dann gleich mal auf facebook eine "richtige" Version meines Photos:

Jetzt wurde V392 Per richtig identifiziert

Daniel Fischer antwortete sogleich "Klasse!" und Patrick Schmeer gab den guten Hinweis: "Super, Wolfgang! "V Per" --> "V392 Per" (könnte mit V Persei = Nova Per 1887 verwechselt werden)."

Und im astrotreff Forum schrieb Dominik Elsässer: "Danke für die Daten. Sehr spannende Sache, immerhin wissen wir nun, dass es ein echtes Ereignis ist und kein Fehler bei der CBAT - Meldung."

Diesen Dank kann ich nur zurück geben! Astronomie ist schon ein tolles Hobby! Da kann man tolle Abenteuer erleben, man entdeckt einen "neuen Stern" und sieht (wie es im Sprichwort heißt: "den Wald vor lauter Bäumen nicht") den Stern vor lauter Sternen nicht, doch dank der Hilfe und den klugen Auge der anderen wird doch noch eine ganz tolle Sache daraus. Im Team macht unser Hobby noch einmal so viel Spaß! Danke!

Ich ging dann erstmal ins Bett, inzwischen war es schon Mitternacht vorbei und um 5:45 Uhr sollte wieder der Wecker klingeln...

Am Montag morgen habe ich mich dann gleich mal auf die Suche gemacht, ob ich nicht zufällig früher schon mal ein Photo dieser Gegend gemacht habe. Am 6. Februar 2015 habe ich tatsächlich den gleichen Himmelsausschnitt fotografiert. Im ersten Moment wirken die Bilder sehr verschieden, damals habe ich die Gegend zehn Sekunden lang belichtet, es schien auch kein Mond und es waren keine Schleierwolken am Himmel. Dadurch sind natürlich viel mehr Sterne zu sehen, und sie zeichnen längere Strichspuren. Aber man erkennt doch das "Viereck" wieder und kann erkennen, der ganz helle Stern vom 29. April 2018 fehlt auf dieser Aufnahme:

Vergleich zwischen 2015 und 2018


Mal sehen, ob diese Geschichte noch weiter geht und was sich noch über diesen Stern V392 Per erfahren lässt...

********************* Nachtrag vom 30. April 2018 ********************

Auch heute Abend konnte ich wieder V392 Per fotografieren, der Stern scheint mir heute etwas schwächer zu sein als gestern:

V392 Per am 30. April 2018, 22:46 MESZ, Canon 5D Mark 2, 50mm Objektiv 1.8 auf 2.8 abgeblendet, 2 sec, ISO 1600
Im "astrotreff" gibt es inzwischen ein paar weitere Fotos, Photometrieergebnisse, Verweise auf Spektren des Sterns und mehr.

******************************** Nachtrag vom 1. Mai 2018 ************************

Auch heute Abend, am 1. Mai, war es wieder klar. V392 Per ist jedoch noch lichtschwächer geworden als gestern:

V392 Per am 1. Mai
Hier noch ein weiteres Bild, diesmal 10 Sekunden belichtet. Dann zeichnen die Sterne zwar schon Spuren, aber dafür kommen auch die Farben eher zur Geltung. Deutlich erkennt man die rötliche Farbe von V392 Per, typisch für Nova-Sterne.

V392 Per zeigt auf längeren Belichtungen eine rötliche Farbe.

*********************************** Nachtrag 3. Mai 2018 ***********************

Gestern, am 2. Mai war der Himmel bewölkt, heute war es wieder klar. V392 Per ist fotografisch immer noch zu sehen, sinkt jedoch weiter in der Helligkeit ab. Ich schätze heute liegt die helligkeit nur noch bei ca. 8mag. Dafür geriet mir jedoch eine Sternschnuppe (?) mit aufs Bild:

V392 Per am 3. Mai, zusammen mit einer kleinen Sternschnuppe.

Dienstag, 23. Oktober 2012

23. Oktober - Ein neuer Stern in den Hyaden?

So ein Mist! Da ist es tagelang schön klar am Himmel - und gerade als die Meldung einer neuen Nova, eines neuen Sterns reinrauscht, da ist der Himmel wieder bedeckt.

In den Hyaden, das ist der Sternhaufen im Stier, zu dem auch der helle Stern Aldebaran gehört, soll es heute eine Nova geben. Hier das "Entdeckerfoto":

http://www.astro.utoronto.ca/~shelton/tau-nova/new-star-in-Hyades-region_9x25s_Canon-TXi_24mm_f-4.0_2012-10-22_0428EDT.jpg

Die aktuelle Nachricht kam von hier: http://www.astronomerstelegram.org/?read=4513 bzw. hier: http://www.aavso.org/possible-nova-hyades-field

Der neue Stern soll sehr rot und ca. 6mag hell sein, also in dunklen Gebieten gerade mit dem bloßen Auge sichtbar. Das wäre die hellste Nova seit langem - und mit (fast) jeder einfachen Kamera müsste er zu fotografieren sein. Die Hyaden sind bei uns zur Zeit (22:30 Uhr) gerade im Osten aufgegangen. Jupiter steht etwas östlich (links) von ihnen. Die Hyaden bilden ein auf der Seite liegendes "V", der helle, rötliche Aldebaran, der hauptstern (das "Auge) des Sternbilds Stier kennzeichnet die Spitze des liegenden Arm des "V".  ja, wenn man das denn alles sehen kann und es nicht bewölkt wäre...... :-(

Nachtrag 00:42 Uhr:

Eben gelang mir doch noch ein Foto: also an der entsprechenden Stelle ist nichts zu sehen, mein Bild zeigt Sterne bis mindestens zur 7. Größenklasse, ich denke mir eher, da ist die AAVSO eher einem Scherz aufgesessen?


Und Daniel Fischer schreibt in seinem Blog "Skyweek 2.0":

Die Nachricht kam um 20:00 MESZ über einen seriösen Nachrichten-Dienst für Astrophysiker und stammte von einem der Co-Entdecker der Supernova 1987A, und wohl deswegen hat sie die große Veränderlichen-Organisation AAVSO auch sofort weiter geleitet, wenn auch unter Vorbehalten: Da sei gestern in den Hyaden ein neuer und sehr roter Stern mit 6. Größe fotografiert worden, möglicherweise eine Nova. Aufregung in der Variablen-Szene, aber als die ersten die Hyaden ins Visier nehmen können, ist da nichts bis zur 9. Größe hinab (so eine visuelle Beobachtung von P. Schmeer um 23:25 MESZ). Und inzwischen hatte man sich das einsame “Entdeckungsfoto” – oben ein Ausschnitt – längst genauer angesehen und das vermeintliche Objekt als doch ziemlich anders als die echten Sterne erkannt: vermutlich ein technisches oder anderweitiges Artefakt. Dann eben nicht – aber irgendwann wird es doch wieder eine richtig helle Nova geben … NACHTRAG: auch bis 10.5 mag. nix an der Stelle; auch hier inzwischen diverse Negativ-Meldungen.

Schade eigentlich, eine echte Nova wäre schon was tolles gewesen. Und irgendwie ist es ja auch tröstlich, dass selbst große Entdecker und honorige Organisationen sich mal irren können ....