Dienstag, 14. November 2023

14. November 2023: Ich fliege ins All! Kommen Sie mit?

Möchten Sie einmal weit hinaus ins Weltall fliegen? Nein, nicht nur eine kurze Stippvisite machen oberhalb von 100 Kilometern über unserer Erde, nicht nur zur ISS, sondern sogar weit über den Mond und den Mars hinaus in unser Planetensystem fliegen?

Okay, eine solche Reise werden Sie oder wir zusammen nicht persönlich machen, das ist sicherlich noch zu utopisch. Aber unsere Namen können ganz real weit hinaus ins All fliegen!

Der Start ist zur Zeit für Oktober 2024 geplant, unser Ziel - den Jupitermond Europa - werden wir dann voraussichtlich im Jahr 2030 erreichen. Europa ist mit einer Oberfläche aus Eis bedeckt, darunter soll es einen Ozean aus Wasser geben. Und der Satellit soll klären, ob es in diesem Ozean vielleicht Spuren von Leben gibt.

Bis Ende des Jahres kann noch jeder der Lust hat, der NASA seinen Namen zuschicken, um auf dieser Expedition mitzureisen. Bislang wurden etwa 700.000 Namen eingereicht. Sobald alle Namen gesammelt sind, werden Techniker des Microdevices Laboratory am Jet Propulsion Laboratory der NASA in Südkalifornien sie mit einem Elektronenstrahl auf einen Mikrochip aus Silizium schablonieren, der nur wenige Millimeter groß ist. Jede Textzeile ist kleiner als 1/1000 der Breite eines menschlichen Haares (75 Nanometer).

Der Chip wird an einer Metallplatte befestigt, auf der das Originalgedicht "In Praise of Mystery" eingraviert ist, das von der US-Poet Laureate Ada Limón zur Feier der Mission geschrieben wurde. Das Gedicht und die Namen werden auf der Außenseite des Raumfahrzeugs wie eine Flaschenpost angebracht sein, während die Sonde etwa 50 nahe Vorbeiflüge an der Ozeanwelt des Mondes Europa unternimmt.

Die Mission wird während dieser Vorbeiflüge eine halbe Milliarde Meilen (800 Millionen Kilometer) zurücklegen, während die wissenschaftliche Nutzlast des Raumfahrzeugs Daten über den unterirdischen Ozean, die Eiskruste und die Atmosphäre von Europa sammelt, um festzustellen, ob der Mond Leben beherbergen könnte.

Ich bin dabei und habe meinen Namen auf der Webseite der NASA registriert, kommen Sie mit?


 Und so wird einer "unserer Vorbeiflüge" am Jupitermond Europa aussehen:

Visualisierung der NASA eines Vorbeiflugs des "Europa-Clipper" am Jupitermind Europa - im Hintergrund ist der Planet Jupiter zu sehen.

Die NASA hat in der Vergangenheit schon verschiedene ähnliche Aktionen durchgeführt. So flog meine Name, zusammen mit Millionen anderen, zum Beispiel auch schon mit der Sonde OSIRIS-Rex zum Kleinplaneten Bennu und wieder zurück:

Teilnahmezertifikat an der OSIRIS-Rex Mission zum Kleinplaneten Bennu

Ein solches Zertifikat kann vielleicht auch ein nettes und praktisch kostenloses Weihnachtsgeschenk für eine Freundin oder Freund sein. Und besonders spannend wird es im Jahr 2030 sein, wenn unsere Namen hoffentlich bei Europa ankommen. Werden wir  dann vielleicht gemeinsam mal durchs Fernrohr zu Europa hinaufschauen? Ich wünsche uns viel Spaß auf dieser Reise!



 

Sonntag, 12. November 2023

12. November 2023: Komet C/2023 H2 Lemmon

 Für kurze Zeit gab es am Sonntagabend ein paar Wolkenlücken, die ich nutzen konnte, um Bilder vom Komet C/2023 H2 Lemmon zu machen.

Dieser Komet hat eine beachtliche Helligkeit entwickelt und wurde schon von etlichen Sternfreunden mit einfachem Fernglas gesichtet. Offiziell wird seine Helligkeit derzeit bei "heavens-above" mit 6,2mag angegeben, was mit meinen Beobachtungen von heute gut in Übereinstimmung ist. Er ist also mit bloßem Auge nicht sichtbar, aber schon mit einfachen Hilfsmitteln. Heute Abend sollte er sich im Sternbild Adler befinden. Er zeigt keinen ausgeprägten Schweif, aber doch eine große, rundliche Koma.

Der Komet wurde im April entdeckt, erreichte seine größte Sonnennähe am 29. Oktober mit 0,89 AE (also etwas weniger als die Entfernung Erde - Sonne) und ist in diesen Tagen der Erde am nächsten. Sein Abstand beträgt nur 0,19 AE, das sind ca. 27 Millionen Kilometer. Zum Vergleich, das ist etwa nur dreimal so weit entfernt, wie vor wenigen Tagen der Asteroid (164121) 2003 YT1. 

Von daher war zu erwarten, dass dieser Komet sich auch recht schnell vor dem Hintergrund der Fixsterne bewegen würde. Und dies ist tatsächlich auch in meinen Aufnahmen mit der Vespera Beobachtungsstation schnell zu merken.

Hier meine erste einzelne Aufnahme, entstanden um 18:33 Uhr (Einzelaufnahme, 10 Sekunden belichtet, Brennweite wie immer 200mm):

Einzelaufnahme, Komet C/2023 H2 Lemmon

Der Komet ist nicht ganz einfach zu sehen, es ist der etwas grünliche, "verwaschene" Fleck etwas links unterhalb der Bildmitte.Nach nur 10 Sekunden Belichtungszeit kann man natürlich noch keine große Stern- oder Kometenhelligkeit erwarten.

Hier ein weiteres Bild, jetzt eine Minute belichtet und die Bilder gestackt:

Komet C/2023 H2 Lemmon (6 Aufnahmen á 10 Sekunden)
,

Jetzt sind schon viel mehr Sterne zu erkennen und auch der Komet tritt deutlicher hervor. Der hellste Stern auf diesem Bild ist übrigens HIP 95680 / HD183085 mit 6,7mag. Da wird natürlich schnell die Frage auftauchen, "Wieso ist dieser Stern dann etwas dunkler angegeben als der Komet mit 6,2mag?" Hierfür muss man wissen, dass die Kometenhelligkeiten sich immer auf die gesamte Fläche beziehen. Würde man all seine hellen Bestandteile auf die Größe eines Sternes "schrumpfen" oder konzentrieren, dann würde diese natürlich viel heller leuchten als in ihrer tatsächlichen Ausdehnung. Das macht das Einschätzen von Kometenhelligkeiten nicht gerade einfach.

Hier ein weiteres Bild, jetzt gestackt aus 15 Aufnahmen:

Komet C/2023 H2 Lemmon (15 Aufnahmen á 10 Sekunden)

Wenn man dieses Bild in der Vergrößerung anschaut - und insbesondere immer schnell mit dem vorherigen Bild wechselt - scheint der Komet sich ein kleines Stück verschoben zu haben. Ja, das scheint er nicht nur, sondern er ist tatsächlich auf seiner Bahn innerhalb dieser 15 Aufnahmen, also in zweieinhalb Minuten tatsächlich deutlich weiter gezogen. In der Fotografie "verwischt" sich so seine Koma ein wenig.

Und noch ein weiteres Bild, gestackt aus 30 Aufnahmen:

Komet C/2023 H2 Lemmon (30 Aufnahmen á 10 Sekunden)

Jetzt hat er in den insgesamt fünf Minuten Belichtungszeit sich noch etwas weiter bewegt. Anders als der Asteroid zeigt er keine ausgeprägte "Strichspur", da er auch nicht nur aus einem "Lichtpunkt" besteht. Seine Bewegung ist also deutlich wahrzunehmen.

Zum Abschluss hier noch einmal eine Aufnahme, zusammengesetzt wieder aus 6 Einzelbelichtungen:

Komet C/2023 H2 Lemmon (6 Aufnahmen á 10 Sekunden) um 18:57 Uhr

 Im Vergleich zum zweiten Bild weiter oben kann man jetzt gut erkennen, wie schnell sich der Komet in nur 24 Minuten, also zwischen 18:33 Uhr und 18:57 Uhr am Himmel bewegt hat. Stand er zuerst noch recht dicht an einem gelblich/orange leuchtenden Stern ist er nun schon ein ganzes Stück weiter.

Weitere Informationen zu C/2023 H2 Lemmon findet man zum Beispiel auf der Webseite der Fachgruppe Kometen der Vereinigung der Sternfreunde Deutschlands. Dort kann man auch Bilder des ganz zarten und dünnen Schweifs des Kometen finden, der für meine Ausrichtung jedoch nicht sichtbar ist.

13. - 19. November 2023: Der Himmel über Bad Lippspringe

 Diese Woche beginnt mit dem Neumond, die Nächte lassen sich also noch gut zur Beobachtung von lichtschwachen deep-sky-Objekten nutzen. Die Venus ist weiterhin strahlender Morgenstern, sie geht kurz nach 3:30 Uhr im Osten auf. Abends um 18 Uhr steht Saturn ungefähr im Süden, er geht nach 23 Uhr im Südwesten unter, Jupiter steht um 18 Uhr im Osten, steigt dann bis 23 Uhr auf über 50° Grad Höhe im Süden auf und geht gegen 6:00 Uhr im Westen unter. Auch der Fernglasplanet Uranus erreicht diese Woche seine Oppositionsstellung und ist die ganze Nacht über zu sehen. Die ISS ist zum Ende der Woche wieder bei abendlichen Überflügen zu beobachten.

Am Montag, den 13. November, ist um 7:40 Uhr Sonnenaufgang und um 16:40 Uhr Sonnenuntergang. Der helle Tag ist also nur noch neun Stunden lang. Der Mond erreicht um 10:27 Uhr seine exakte Neumondposition. Planet Uranus steht heute in Opposition zur Sonne. Er leuchtet 5,9mag hell und sollte mit einem Fernglas zu finden sein. Kleinplanet (11)Parthenope (11,6mag) steht heute nur 4' Bogenminuten entfernt vom Doppelstern nü Sgr, Ain al Rami.

Am Dienstag, den 14. November, wandert ab 1:05 Uhr Jupitermond Io vor der Planetenscheibe entlang (bis 3:13 Uhr), Ios Schatten fällt von 1:21 Uhr bis 3:32 Uhr auf den Planeten. Am Abend fällt der Schatten von Jupitermond Europa von 18:09 Uhr bis 20:28 Uhr auf den Planeten. Um 22:22 Uhr beginnt eine Bedeckung von Jupitermond Io. Bei Saturn steht am Abend Mond Titan in östlicher Elongation.

Am Mittwoch, den 15. November,  wandert ab 19:31 Uhr erneut Jupitermond Io vor der Planetenscheibe entlang (bis 21:39 Uhr), Ios Schatten fällt von 19:50 Uhr bis 22:00 Uhr auf den Planeten. Bei Saturn stehen die Monde Dione und Tethys gegen 22 Uhr in westlicher Elongation.

Am Donnerstag, den 16. November, kommt es am Morgen zu einer engen Begegnung der Kometen 62P/Tsuchinshan und 29P/Schwassmann-Wachmann ganz in der Nähe des Sternhaufen M44, Praesepe, im Sternbild Krebs. Am Abend kann erstmalig nach Neumond der Mond wieder gesichtet werden. Seine Sichel ist zu 13 Prozent beleuchtet, er steht tief im Sternbild Schütze und geht um 18:14 Uhr unter. Jupitermond Io wird von 16:48 Uhr bis 19:17 Uhr vom Planeten selbst bedeckt bzw. anschliessend verfinstert. Kleinplanet (95)Arethusa (11,7mag) steht heute gegen 22:00 Uhr nur 2' Bogenminuten entfernt vom Stern HIP21436 (7,6mag)

Am Freitag, den 17. November, ist der Mond bereits zu 22 Prozent beleuchtet und geht um 19:26 Uhr unter. Um 18:13 Uhr bedeckt er an seinem oberen dunklen Rand den Stern SAO 188079 / HIP 95408 (6,0mag). Außerdem steht das Mare Crisium nahe zum Rand des Mondes, er zeigt also maximale Libration in Länge.Von 21:45 Uhr bis 22:56 Uhr zeiht Jupitermond Ganymed vor der Planetenscheibe entlang, Ganymeds Schatten fällt von 23:05 Uhr bis 0:45 Uhr auf den Planeten. In diese Nacht fällt auch das Maximum des Sternschnuppenstroms der Leoniden, je nach Berechnung heute zwischen 23 Uhr oder am 18.11. gegen 6:00 Uhr. Es sind jedoch keine herausragenden Fallraten zu erwarten.

Am Samstag, den 18. November, geht der Mond um 20:50 Uhr unter. Er steht im Sternbild Steinbock und ist zu ca. 32 Prozent beleuchtet. Heute zeigt er auch maximale Libration in Breite, so dass wir auf seinen Nordpol sehen können. Die ISS kann erstmalig wieder am Abend gesehen werden, um 18:47 Uhr steigt sie im Südwesten kurz auf, verschwindet jedoch schon nach drei Minuten im Süden wieder im Erdschatten.

Am Sonntag, den 19. November, nähert sich der Mond allmählich dem Planeten Saturn. Um 18:46 Uhr bedeckt er das nur 7,2mag schwach leuchtende Sternchen SAO 190337. Er geht um 22:19 Uhr unter und ist zu 42 Prozent beleuchtet. Vorher kann zwischen 17:57 Uhr und 18:03 Uhr die ISS bei einem Überflug tief im Süden in maximal 20° Grad Höhe, unterhalb von Mond und Saturn bei einem Überflug beobachtet werden.

Samstag, 11. November 2023

11. November 2023: Ein Buchtipp "A City on Mars"

 Leider ist das Wetter in den letzten Tagen nicht gerade "Astronomie freundlich". Der Himmel ist ständig bewölkt, es fällt viel Regen.

Doch diese Zeit kann man nutzen, sich mit dem einen oder anderen Thema etwas ausführlicher zu beschäftigen.

Am 2. November erschien ein neues Buch von Kelly und Zach Weinersmith: "A city on Mars". Eine deutsche Übersetzung ist leider noch nicht erschienen, mit meinem Schulenglisch komme ich jedoch einigermaßen klar.

 "Scientific, educational and fun as hell" heißt es auf dem Umschlag des Buches. Übersetzt: "Wissenschaftlich, bildend und ein höllischer Spaß". Und nach dem Studium der ersten Seiten dieses Buches bin ich davon fest überzeugt und freue mich schon sehr auf die weitere Lektüre in den nächsten Tagen. Knapp 400 Seiten Texte und Bilder, dazu weitere 40 Seiten Fußnoten, Index usw.

Ich habe hier einmal den "Klappentext" von deepL übersetzen lassen:

Der Erde geht es nicht gut. Das Versprechen, irgendwo weit, weit weg ein neues Leben zu beginnen - ohne Klimawandel, ohne Krieg, ohne Twitter-Signale - und die Sterne zu besiedeln, scheint endlich in greifbarer Nähe zu sein. Oder doch nicht? Die von der Kritik gefeierten Bestseller-Autoren Kelly und Zach Weinersmith haben sich vorgenommen, den grundlegenden Leitfaden für eine glorreiche Zukunft der Weltraumsiedlungen zu schreiben, aber nach jahrelangen Recherchen sind sie sich nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Die Weltraumtechnologien und die Weltraumwirtschaft machen rasante Fortschritte, aber uns fehlt das Wissen, das wir brauchen, um Weltraumkinder zu haben, Weltraumfarmen zu bauen und Weltraumnationen zu gründen, ohne dass es zu Konflikten in der Heimat kommt. In einer Welt, die auf die menschliche Expansion in den Weltraum zusteuert, untersucht A City on Mars, ob der Traum von neuen Welten nicht zu Albträumen führt, sowohl für die Siedler als auch für die Menschen, die sie zurücklassen. Dabei beantworten die Weinersmiths alle Fragen, die Sie sich jemals über den Weltraum gestellt haben, und viele, die Sie nie in Betracht gezogen haben:

Kann man im Weltraum Babys machen? Sollten Unternehmen Weltraumsiedlungen verwalten? Wie sieht es mit Kriegen im Weltraum aus? Steuern wir auf eine Wohnungskrise auf den Gipfeln des ewigen Lichts auf dem Mond zu - und was passiert, wenn man in den Kratern der ewigen Finsternis zurückbleibt? Warum lieben Astronauten Taco-Sauce? Apropos Essen: Wie ist der rechtliche Status von Kannibalismus im Weltraum?

Mit profundem Fachwissen, einem gewinnenden Sinn für Humor und der Kunst des beliebten Schöpfers von Saturday Morning Breakfast Cereal gehen die Weinersmiths den vielleicht größten Fragen nach, die sich die Menschheit je stellen wird.

Ich habe mir das Buch auf Empfehlung meines amerikanischen Freundes Phil Plait gekauft. Ich weiß nicht, ob eine Übersetzung ins Deutsche geplant ist, verdient hätte es dieses Buch sicherlich.

Überlegen Sie sich jedoch bitte genau, wo sie dieses Buch kaufen. Meine örtliche Buchhandlung ist wahrscheinlich für viele Leserinnen und Leser dieses Blogs zu weit entfernt. Meine Recherche ergab, dass zum Beispiel bol.de preislich noch deutlich unter anderen, besonders dem bekannten amerikanischem, Versender liegt.

Ich wünsche viel Spaß und Freude beim Lesen dieses Buches!


Sonntag, 5. November 2023

6. - 12. November 2023: Der Himmel über Bad Lippspringe

 In dieser Woche nimmt der Mond weiter ab. Zuerst die Abende und später die gesamten Nächte eignen sich gut zur Beobachtung lichtschwacher Objekte am Himmel - wenn denn das Wetter mitspielt. Venus (ab ca. 3:30 Uhr) ist weiterhin strahlender Morgenstern, Saturn steht bis Mitternacht am Himmel und Jupiter leuchtet in der ganzen Nacht. Die ISS ist bei nächtlichen Überflügen bis auf Montag früh nicht zu sehen.

Am Montag, den 6. November, ist die ISS vielleicht noch einmal in der Frühe um 5:30 Uhr kurz im Süden zu sehen. Die Sonne geht um 7:27 Uhr auf und um 16:49 Uhr unter. Sie steigt mittags nur noch 22° Grad über den Horizont hoch. Der Mond geht erst nach Mitternacht auf. Kleinplanet (18) Melpomene (8,1mag) steht heute im Sternbild Eridanus in Opposition zur Sonne. Um 23:21 Uhr (bis 1:29 Uhr) beginnt ein Durchgang von Jupitermond Io vor der Planetenscheibe, ab 23:26 Uhr (bis 1:36 Uhr) wandert Ios Schatten über die Scheibe.

Am Dienstag, den 7. November, steht am Morgen die zu 33 Prozent beleuchtete abnehmende Mondsichel im Sternbild Löwe, noch in der Nähe von Regulus. Im dunklen Teil des Mondes schimmert das Erdlicht. Um 20:11 Uhr erreicht der veränderliche Stern Algol ein weiteres Helligkeitsminimum. Bis 17:52 Uhr wandert Europas Schatten über die Jupiterscheibe, um 20:39 Uhr beginnt eine Bedeckung von Io. Um 20:00 Uhr zieht Kleinplanet (144)Vibilia (10,5mag) in nur 3,5' Bogenminuten Abstand an Stern HIP 16294 (6,4mag) vorbei.

Am Mittwoch, den 8. November, endet beim Mond (zu 25 Prozent beleuchtet) gegen 5:31 Uhr eine Sternbedeckung von HIP54863 (5,8mag). Ab 17:47 (bis 19:55 Uhr) beginnt wieder ein Durchgang von Io vor der Planetenscheibe, Ios Schatten fällt von 17:55 Uhr bis 20:05 Uhr auf den Planeten. Um 21:45 Uhr zieht Kleinplanet (119)Althaea (11,3mag) in nur 5' Bogenminuten Abstand an Stern 38 Ari (5,2mag) vorbei.

Am Donnerstag, den 9. November, steht am Morgen um 6 Uhr der Mond noch 1 1/2° Grad nordwestlich der Venus. Am Taghimmel kommt es um ca. 10:50 Uhr in 35° Grad Höhe am Himmel zu einer Bedeckung der Venus durch den Mond. Um ca. 12:01 Uhr tritt die Venus wieder am dunklen Rand hinter dem Mond hervor. Mit einem Fernglas sollte die Bedeckung gut zu verfolgen sein, wenn man vorher die Mondsichel gefunden hat.Es empfiehlt sich einen Standort zu wählen, von dem aus die Sonne gut verdeckt ist, damit man nicht aus Versehen in ihr helles Licht blickt und Gefahr läuft zu erblinden. Am Abend stehen ab 17:22 Uhr alle vier Jupitermonde auf der gleichen, östlichen Seite. 

*** Leider war die Venusbedeckung am 9. November bei uns nicht sichtbar, der Himmel war völlig bewölkt und verregnet. Schade! Andere Sternfreunde in Süddeutschland und Sachsen hatten jedoch etwas mehr Glück ***

Am Freitag, den 10. November,  geht die nur noch zu 10 Prozent beleuchtete Mondsichel gegen 4:00 Uhr auf. Am Abend kommt es von 18:32 Uhr - 19:36 Uhr zu einem Durchgang von Ganymed vor der Planetenscheibe, von 19:03 Uhr bis 20:44 Uhr fällt Ganymeds Schatten auf den Planeten. Um 19:00 Uhr zieht Kleinplanet (39) Laetitia (11,8mag) in nur 3,5' Bogenminuten Abstand am offenen Sternhaufen M 18 (6,4mag) vorbei.

Am Samstag, den 11. November, geht die nur noch zu 5 Prozent beleuchtete Mondsichel um 5:12 Uhr auf, sie steht ganz in der Nähe von Spica in der Jungfrau.

Am Sonntag, den 12. November, ist am Morgen die nur zu 2 Prozent beleuchtete Mondsichel trotz des Aufgang um 6:29 Uhr (gut eine Stunde vor Sonnenaufgang) wohl nicht mehr zu sehen. Ab 22:40 Uhr wird Jupitermond Europa vom Planeten bedeckt.

Samstag, 4. November 2023

3. November 2023: noch dies und das

 In meinem Posting zu (164121) 2003 YT habe ich noch verschiedene andere Objekte erwähnt, die ich an diesem Abend fotografiert habe. Da es heute Abend draußen regnet, kann ich verschiedene Bilder jetzt doch noch in diesem Blogbeitrag einmal zeigen.

Saturn um 18:56 Uhr MEZ

Der Planet Saturn stand ja nicht weit von (164121) entfernt. Das Bild wurde drei Minuten lang belichtet (18 Einzelbilder a 10sec.) Saturn und sein Ring sind natürlich viel zu überbelichtet. In seinem hellen Schein gehen auch die meisten Monde des Saturn unter. Der kleine helle Punkt direkt links (östlich) neben Saturn müsste jedoch der Mond Iapetus (11,3mag) sein. "Nova.astrometry.net"erwähnt sogar noch den 14,7mag schwache Galaxienpaar IC 1433 (links oberhalb von Saturn)

Neptun in der Bildmitte

 Für Neptun habe ich etwas länger belichtet als bei Saturn, insgesamt 37 Einzelbilder, in Summe also 6 Minuten 10 Sekunden. Neptun hat eine Helligkeit von 7,8mag. Auch auf diesem Bild ist ein IC-Objekt zu finden, IC 1505 ziemlich weit rechts unten von Neptun entfernt.

Tags zuvor hatte es für die Vaonis App "Singularity" ein kleines Update gegeben. In den vorgegebenen Objektkatalog waren zehn neue Objekte aufgenommen worden, davon jedoch die meisten aus dem für mich nicht erreichbaren Südhimmel. Ein sehr schönes neues Objekt wurde im Sternbild Leier angezeigt:

NGC 6791 im Sternbild Leier

Diese schöne, kleine offene Sternhaufen wurde 30 Minuten lang belichtet (die Empfehlung von Vaonis lautete eigentlich 45 Minuten). NGC 6791 ist einer der ältesten bekannten Sternhaufen in unser Galaxis und rund 13000 Lichtjahre von uns entfernt.

Das andere für mich erreichbare neue Objekt ist der Dunkelnebel Barnard 150, auch der "Seepferdchen-Nebel" genannt.

Dunkelnebel Barnard 150,
 

Dieses Bild habe ich eine Stunde lang belichtet. Deutlich ist eine von oben nach unten verlaufende sternenleere Region zu erkennen. Ein sehr schönes Foto dieser Dunkelwolke, allerdings mit einer größeren Ausrüstung als meiner fotografiert und insgesamt über zwölf Stunden belichtet, wurde neulich auf der Spektrum-Webseite veröffentlicht.

 Am 3. November 2023 erreichte auch Planet Jupiter seine Oppositionsstellung. Natürlich durfte auch hier ein Foto nicht fehlen:

Jupiter um 22:49 Uhr MEZ
 

Das Foto entstand um 22:45 Uhr. Es ist eine Einzelbelichtung. Offensichtlich srahlt Jupiter viel zu hell für den Sensor des Vespera. Ich habe versucht, verschiedene Einstellungen herunter zu setzen, kürzere Belichtungszeit (2 Sekunden statt 10 Sekunden), den "Gain" von 20 auf 5 zu setzen, es gelang mir trotzdem kein weiteres Stacking von mehreren Aufnahmen, da Vespera auf diesem so überstrahlten Bild wohl nicht ausreichend weitere "punktförmige" Sterne zum Stacken findet. Das Bild zeigt links von Jupiter seinen Mond Europa und rechts dicht bei ihm die Monde Ganymed und Io und etwas entfernter den Mond Kallisto.

Ebenso stand Kleinplanet (21)Lutetia heute in Opposition zur Sonne, dies Bild entstand noch direkt vor dem obigen Jupiterbild. Ein völlig unsapektakuläres Bild:

(21)Lutetia in der Bildmitte um 22:49 Uhr MEZ
 

Die Nacht war noch länger klar und ich hätte sicherlich noch viele weitere Aufnahmen machen können. Doch irgendwann schlug dann doch die Müdigkeit zu und ich musste ins Bett. So richtig gesund war ich ja doch noch nicht wieder. Und das Vespera einfach draußen weiter laufen zu lassen, das habe ich mich dann doch nicht getraut. Aber auch so war ich über diesen sehr erfolgreichen Astroabend sehr glücklich!




3. November 2023: Ein Asteroid kommt der Erde "gefährlich" nahe

 Am 3. November wollte ich ja eigentlich zum Vortrag zur "Spektroskopie" in die Sternwarte. Doch leider war ich immer noch nicht gesund. Corona hatte mich erwischt, "das Schlimmste" war zwar überstanden, aber da immer noch beim Teststreifen ein zweiter Strich zu sehen war, wollte ich natürlich nicht "unter Leute".

Gut in solcher Situation ist es jedoch, wenn man ein vollautomatisches Teleskop wie das Vaonis Vespera hat. Dies brauchte ich nur einfach nur in der Abenddämmerung auf den Terrassentisch zu stellen und alles andere lief vollautomatisch, bzw. liess sich dann ganz bequem vom Sofa im Wohnzimmer aus steuern.

Und der Himmel war in dieser Nacht viele Stunden klar! In der Zeitschrift "Sterne und Weltraum" wurde im Novemberheft (11/23, S.55) darauf hingewiesen, dass der Asteroid (164121) 2003 YT heute Abend am südlichen Himmel gefunden werden könnte. 

(164121) 2003 YT1 umkreist die Sonne alle 427 Tage (1,17 Jahre), kommt dabei bis auf 0,79 Astronomische Einheiten (AE) heran und entfernt sich bis auf 1,43 AE von der Sonne. Er zählt zur Gruppe der sog. "Apollo-Asteroiden", das sind Asteroiden, deren Bahnen die Erdbahn kreuzen können. Dabei bewegt sich der Asteroid zur Zeit mit einer Geschwindigkeit von ca. 23,25 km/s auf seiner Bahn.

Es gibt zu (164121) 2003 YT keinen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag. In der englischsprachigen Ausgabe kann man lesen (übersetzt mit deepL): "(164121) 2003 YT1, vorläufige Bezeichnung 2003 YT1, ist ein heller Asteroid und ein synchrones Doppelsternsystem auf einer stark exzentrischen Umlaufbahn, klassifiziert als erdnahes Objekt und potenziell gefährlicher Asteroid der Apollo-Gruppe mit einem Durchmesser von etwa 2 Kilometern (1,2 Meilen). Er wurde am 18. Dezember 2003 von Astronomen des Catalina Sky Survey in der Catalina Station in der Nähe von Tucson, Arizona, in den Vereinigten Staaten entdeckt.[1] Der Asteroid vom Typ V hat eine kurze Rotationsperiode von 2,3 Stunden.[12] Sein 210 Meter großer Kleinplanetenmond wurde im Mai 2004 am Arecibo Observatorium entdeckt.[3][4]"

Er gilt als "potenziell gefährlich", da er auf seiner Bahn der Erde sehr nah kommen kann, nach letzten Daten der NASA bis auf gut 200 000 Kilometer, also nur die halbe Entfernung zum Mond. Jetzt, am 3. November 2023, sollte er zum Glück in 8,88 Millionen Kilometer Entfernung an der Erde vorbeifliegen. Nach seiner Entdeckung 2003 war die Überraschung groß, dass er in den Jahren zuvor schon oftmals der Erde sehr nah gekommen sein musste.

Ein Asteroid, welcher der Erde so nahe kommt, bewegt sich natürlich auch sehr schnell über den Himmel. Würde es mir gelingen können, ihn zu fotografieren? Die Helligkeit war mit 12mag vorausberechnet worden, das sollte im Prinzip reichen. Die gute Empfindlichkeit des Vespera (Sterne bis zu 15mag sind möglich) rührt jedoch in erster Linie daher, dass viele Bilder übereinander gelegt werden, diese also gestackt werden. Doch würde sich dieser Asteroid noch "stacken" lassen? Er bewegt sich ja wirklich von Bild zu Bild (die üblicherweise im Abstand von 10 Sekunden aufgenommen werden) ein kleines Stückchen weiter.

Hier mein erstes Ergebnis:

(164121) am 3. November 2023 um 18:32 MEZ

Die Vorausberechnung der Bahn stimmte und ich hatte ihn gleich auf Anhieb in der Bildmitte erwischt. Dieses Bild ist ein Stack aus 39 Einzelbildern, insgesamt also 6 1/2 Minuten belichtet. Der Asteroid hat sich in dieser kurzen Zeit kräftig bewegt und eine ausgeprägte Strichspur hinterlassen. Die helleren Sterne auf diesem Bild sind etwas heller als 10mag, die schwächeren, wie z.B. der kleine Sterne, der sich noch innerhalb der runden Markierung befindet liegt bei 13,95mag. Wäre (164121) nicht so schnell, ließe er sich sicherlich auch stacken und wäre dann bestimmt heller als die hinterlassene Strichspur. Grob abgeschätzt hat sich der Asteroid in diesen 6,5 Zeitminuten am Himmel um 3,5 Winkelminuten weiter bewegt.

Zu diesem Asteroiden gibt es noch eine weitere sehr interessante Geschichte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die Sichtung eines Feuerballs am 29. April 2017 über Japan auf ein Staubkorn von diesem Asteroiden zurück zu führen. Hier auch noch der Link zur originalen wissenschaftlichen Veröffentlichung.

 Ich habe an diesem Abend noch ein paar weitere Fotos von (164121) gemacht:

(164121) um 21:18 MEZ

Auf diesem genau 6 Minuten lang belichtetem Foto befindet sich unser Asteroid gerade oberhalb des 6,1mag hellen Sterns HD217251. Mir ist nicht ganz klar, warum diese Strichspur im unteren Teil (also am Anfang der Belichtungsreihe) etwas heller ausfällt als im oberen, etwas späteren Teil. 

(164121) um 19:51 Uhr MEZ mit einer weiteren "Strichspur"

Bei einer weiteren sechs Minuten langen Belichtung zwischen 19:45 und 19:51 Uhr erlebte ich dabei eine weitere Überraschung. Während die kleine Strichspur von (164121) von links unten nach rechts oben im 10-Sekunden-Takt langsam immer größer wurde, gab es plötzlich etwas darüber eine weitere Strichspur, die von rechts nach links (West nach Ost) sich im Bild bewegte. Ich glaube nicht, dass ich hier zufällig einen weiteren schnell fliegenden Asteroiden aufgenommen habe, diese Spur wurde wahrscheinlich eher von einem hochfliegenden Satelliten verursacht. Leider zeigt die Webseite "heavens-above" nur die helleren Satelliten an, so dass ich wohl nie erfahren werde, um was für ein Objekt es sich hier tatsächlich gehandelt hat.

Dies ist nur eine kleine Auswahl meiner Fotos von (164121) an diesem Abend. Nachdem ich mich an diesem schnellen Objekt "satt" gesehen hatte (bzw. er dann später auch hinter den Büschen auf dem Nachbargrundstück verschwand), habe ich auch noch andere Objekte fotografiert, Saturn, Jupiter und seine Monde, Neptun, NGC6791 und den Dunkelnebel Barnard 150. Doch dies alles hier zu zeigen, würden den Rahmen dieses kleinen Blogartikels sprengen. Astronomie ist schon ein tolles Hobby. Und das man dies mit der Vaonis Vespera in aller Ruhe auch bei einer abklingenden Corona-Erkrankung betreiben kann, ist schon echt gut!