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Freitag, 25. September 2020

19. September 2020: ISS und Nordamerikanebel

 Endlich bin ich dazu gekommen, noch ein paar weitere Astroaufnahmen aus der Kamera zu holen und sie zur Veröffentlichung hier im Blog aufzubereiten. Alle Bilder enttanden am 19. September.

Zunächst "ein" Foto vom Überflug der ISS an diesem Abend:

Strichspur der ISS über den Südhimmel

Ich muss zugegeben, ich habe im Computer gnadenlos den Kontrast hochgeregelt´und den Himmel abgedunkelt, um dieses Foto so darzustellen.

Außerdem ist es in Wirklichkeit gar nicht ein einziges Foto, sondern zusammengesetzt aus vier Bildern, die jeweils dreißig Sekunden belichtet wurde. Das "Zusamensetzen" habe ich mit der Software "Sequator" gemacht. Ein einfach zu erlernendes Programm für das "Stacken", also zusammensetzen von Sternfeldaufnahmen.

Die Einzelbilder sahen eher so aus:

Einzelbild, Canon 5D Mark II, 20mm, f/2, ISO800, 30sek

Unterhalb der ISS ist der hellste "Stern" unser Planet Jupiter, etwas weiter nach links ist Saturn zu sehen. Über den beiden und der Spur der ISSist sogar andeutungsweise die Milchstrasse zu erkennen.

Und hier noch ein anderes Bild der Milchstrasse. So sieht sie zur Zeit bei uns gegen 22 Uhr im Zenit (also genau über unseren Köpfen) aus:

Milchstrasse rund um Deneb im Schwan (Canon 5D Mark II, 50mm, f/2.5, ISO-3200, 30sec, LX3-Nachführung, Stack aus 20 Aufnahmen)

 Deneb, der hellste Stern des Schwan steht etwas rechts von der Mitte des Bildes. Für dieses Bild wurden zwanzig Einzelbilder gestackt. Schaut man sich dieses Bild in der Vergrößerung etwas genauer an, erkennt man sofort, dass selbst teure "APO"-Objektive nicht vor Abbildungsfehlern gefeit sind. Nur in der Bildmitte sind die Sterne wirklich punktförmig, je weiter man nach außen kommt, desto eher ähneln die Sterne davonfliegendenden Schwalben. 

Durch das Zusammensetzen der Bilder werden hier übrigens Sterne sichtbar, die nur 12mag Helligkeit oder ogar noch weniger haben. Man kann also schon wirklich "tief" in den Himmel hineinschauen, "deep-sky" also.

Hier noch ein fast 1:1 Ausschnitt aus dem Bild mit einer kleinen Erläuterung. NGC7000 ist die Bezeichnung für den sog. "Nordamerikanebel". Erkennen Sie die Ähnlichkeit?

Deneb und Nordamerikanebel

Der "Nebel" ist im Gegensatz zu den bekannten Landkartenbildern etwas nach vorne oder unten gekippt, aber der "Golf von Mexiko" ist gut zu erkennen.


Samstag, 3. November 2018

3. November: Chinesische Raumstation Tiangong 2 am Abendhimmel


Am 3. November war die chinesische Raumstation Tiangong 2 am Himmel über Bad Lippspringe zu sehen. Die chinesische Raumstation, die am 15.September 2016 gestartet wurde, ist viel kleiner als die ISS und leuchtet daher längst nicht so hell. Aber trotzdem ist sie hin und wieder auch am Himmel über Bad Lippspringe zu sehen. Heute Abend flog sie in maximal 17° Grad Höhe aus dem Südwesten kommend ab ca. 18:50 Uhr über unseren Himmel. Kurz vor dem Mars verschwand sie dann um 18:54 Uhr im Erdschatten. Mir gelang es, diesen Überflug in sechs Fotos festzuhalten. bei allen Bildern kam meine Canon 5D MarkII Kamera mit einem Sigma Weitwinkel Objektiv 20mm f1.4 (abgeblendet auf f1.8) zum Einsatz, belichtet wurde jeweils 10 Sekunden mit ISO 400.

Auf dem ersten Foto erscheint die Raumstation  als kleine Strichspur am rechten Bildrand dicht oberhalb des Baumes. Um diesen dünnen Strich zu sehen müssen sie schon genau hinschauen! (Oder klicken Sie auf das Bild, dann öffnet sich an ihrem PC eine größere Ansicht dieses Bildes und der anderen. Bei schnellem "Klicken" sieht man dann die Tiangong 2 quasi über den Himmel sausen:

Tiangong 2 über Bad Lippspringe, 18h:52m:32s
Im zweiten Bild ist sie vielleicht schon etwas besser zu erkennen:

Tiangong 2 über Bad Lippspringe, 18h:52m:44s
Im dritten Bild fliegt sie jetzt über unserem Nachbarhaus:

Tiangong 2 über Bad Lippspringe, 18h:52m:56s
Das tut sie auch noch im vierten Bild:

Tiangong 2 über Bad Lippspringe, 18h:53m:09s
Hier ein fünftes Bild:

Tiangong 2 über Bad Lippspringe, 18h:53m:21s
Und hier das letzte Bild, anschließend war sie im Erdschatten verschwunden:

Tiangong 2 über Bad Lippspringe, 18h:53m:33s

Das fünfte Bild habe ich genutzt, um noch eimal die wichtigsten Himmelsobjekte zu markieren:

Bild 5 mit Ertläuterungen

Tiangong 2 fliegt durch das Sternbild Steinbock, in dem sich auch gerade der Planet Mars befindet. Mars leuchtet hell rötlich mit einer Helligkeit von -0,5mag. Im Sternbild Steinbock habe ich einige wichtige Sterne mit kleinen Buchstaben markiert:

a) steht für "Algiedi", Alpha Capricornius (das ist der lateinische Sternbildname für "Steinbock, auch mit Cap abgekürzt). Wenn man sich die Fotos etwas genauer und vergrößert anschaut, kann man an dieser Stelle sofort einen Doppelstern, zwei dicht beieinander stehende Sterne, erkennen. Im Fernglas sieht dies besonders schön aus. Diese stehen jedoch nur zufällig nebeneinander. Die hellere Komponente ist von uns 105 Lichtjahre entfernt, die etwas schwächere 686 Lichtjahre. InWirklichkeit strahlt dieser Stern sogar etwas heller als der nähere. Das "verrückte" an diesen beiden scheinbar dicht nebeneinander stehenden Sterne ist jedoch, das der hellere in Wirklichkeit aus vier Sternen besteht und der schwächere, weiter entfernte sogar aus fünf Sternen. "Algiedi" bedeutet im arabischen das "Ziegenböckchen".

b) "Dabih", Beta Cap, ein 344 Lichtjahre entfernter Stern, auch ein Mehrfachstern aus vier Komponenten. Sein Name bedeutet "Glück".

c) "Nashira", Gamma Cap,ein sogenannter "Rotationsveränderlicher Stern, die helligkeitsschwankungen sind jedoch äußerst gering. Der Name Nashira bedeutet "ausbreitendes Glück".

d) "Deneb Algiedi", Delata Cap, ein sehr enger Doppelstern in nur 38 Lichtjahren Entfernung. Die beiden Komponenten drehen sich innerhalb eines Erdtages einmal um sich selbst! Deneb Algiedi ist der hellste Stern des Steinbocks mit 2.8mag. In der Nähe dieses Sterns entdeckte am 23. September 1846 Johann Gottfried Galle den achten Planeten Neptun. "Deneb Algiedi" bedeutet "Schwanz des Ziegenböckchens". Unter dem Namen "Deneb" ist ja auch der hellste Stern des Sternbild Schwan bekannt, auch dort bekanntlich den Schwanz des Vogels kennzeichnend.

Von dem Überflug habe ich durch die Webseite "https://www.heavens-above.com/satinfo.aspx?satid=41765" erfahren. Hier die Vorausberechnung von heavens-above für den Überflug:

Quelle: http://www.heavens-above.com
 Diese Berechnungen stimmen sehr genau mit meiner Beobachtung überein. Heavens-Above zeigt auch in einer Grafik an, über welcher Gegend die Raumstation sich tatsächlich bewegt hat:

Bodenspur von Tiangong 2 (Quelle: heavens-above)
Bei meinem ersten Foto befand sich die Raumstation also in knapp 380 Kilometer Höhe über dem Mittelmeer, noch in der Nähe der Pyrenäen. Beim Verschwinden im Erdschatten flog die Raumstation gerade über Korsika hinweg und war also in Wirklichkeit von uns ca. 1085 Kilometer entfernt.

Laut Wikipedia hat die Raumstation eine Länge von 9 Metern und eine Breite von 3,35 Metern. Ist es nicht fantastisch, das man ein solches Objekt, nicht größer als ein Standardlinienbus, auf so eine große Entfernung hin noch sehen kann?

Zur Zeit ist die Raumstation nicht mehr mit Personen besetzt. Sie soll im Sommer nächsten Jahres kontrolliert zum Absturz gebracht werden.