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Freitag, 11. Oktober 2024

10./11. Oktober 2024: Eine richtig tolle Polarlichtnacht

 in den frühen Stunden des 9. Oktober kam es auf der Sonne zu einem X1.8-Flare mit anschließendem großen CME (Coronal Mass Ejection), die genau zielgerichtet auf die Erde zuflog. Dies zeigt sich in dem folgenden kleinen animierten gif, zusammengesetzt aus mehreren Bildern des LASCO C3 Instruments an Bord des Satelliten SOHO. Diese zeigen, dass der CME sich wie ein "Halo" von der Sonne auffliegend ausbreitet, ein starkes Indiz dafür, dass dieser CME tatsächlich genau erdgerichtet abfliegt:

(c) NASA, SOHO

Ein paar weitere Beobachtungen, die dieses Bild zeigt: das auffällige "Band", was ebenfalls durch das Bild fliegt ist der Komet C/2023 A3 Tschuchinshan-ATLAS, der uns bald am Abendhimmel erscheinen wird. Links im Bild der helle "Stern" ist der Planet Merkur, der gerade hinter der Sonne entlang zieht. Und dann sieht man ein fürchterliches Gerissel über all durch das Bild fliegen. Auch das ist ein Zeichen für einen stark erdgerichteten CME (der Satellit SOHO befindet sich - von der Sonne aus gesehen - ja gerade vor der Erde), es handelt sich hier um geladene Teilchen, die mit fast Lichtgeschwindigkeit von der Sonne wegfliegen, also viel schneller als der eigentliche CME.

So war ziemlich schnell klar, dass es wohl am 10. oder 11.Oktober Polarlichter geben würde, je nachdem, wann der oder die CMEs an der Erde eintreffen würden. Und am 10. Oktober um 14:45 UT war es soweit. Endlich ein CME mit einer hohen Geschwindigkeit (z.T. deutlich über 800km/s), einer ordentlichen Dichte von 10 Teilchen pro Kubikzentimeter und einem enorm starken südlich ausgerichtetem Magnetfeld (die Bz-Komponente ging bis auf -47 runter!). Das ganze sprach dafür, dass es Polarlichter schon in der ersten Abenddämmerung geben könnte.

Doch wo würde es an diesem Abend klar sein? Für viele Teile Deutschlands war starke Bewölkung, Sturm und Regen (Ausläufer des ehemaligen US-Hurrikan Kirk) angesagt. Ich hatte Glück, denn ich war gerade im Kurzurlaub in Schleswig-Holstein; und so fuhr ich schon am frühen Abend raus zum Leuchtturm Bülk an die Ostsee bei Kiel.

Aus dem Auto ausgestiegen sah ich zuerst im Süden den Mond leuchten:

Mond im Süden um 19:34 MESZ

Am linken Bildrand sieht man ein Schiff der Stena-Linie beim Ausfahren aus der Kieler Förde nach Dänemark. Der Mond ist in diesem Weitwinkel-Bild leider überbelichtet, er zeigte sich wunderschön als Halbmond (Erstes Viertel)und stand noch 7° Grad über dem Horizont.

Doch dann den Blick nach Norden gewendet. Dort sah ich schon mit bloßem Auge ein helles "Wolkenband"!? Das nächste Foto brachte schnell die Aufklärung:

Erstes Polarlicht um 19:39 MESZ

Wir hatten also noch nicht einmal das Ende der nautischen Dämmerung erreicht (für Kiel 19:49 MESZ) und schon war eindeutig (fotografisch) grünes Polarlicht zu erkennen. Das für das bloße Auge noch nur weißlich leuchtende Band stiegt schnell noch höher am Himmel auf und zwei Minuten später sah ich tiefer am Horizont noch mehr Polarlicht:

19:41 MESZ

Zunächst habe ich dann ein paar schöne Fotos mit dem Leuchtturm im Vordergrund gemacht:

Leuchtturm Bülk mit Polarlicht um 19:48 MESZ

Richtung Westen, 19:50 MESZ

Nicht nur im Norden hinter dem Leuchtturm war Polarlicht zu sehen, sondern im Westen war ein heller rötlicher aufsteigender Streifen (fotografisch) zu sehen, der sog. SAR-Bogen, genauso wie auch im Osten übrigens, auch wenn ich hier jetzt davon kein Foto zeige.

19:54 MESZ

Ich ging noch vielleicht 200 Meter weiter, denn hinter oder neben dem Leuchtturm gibt es eine kleine Art "Aussichtsplattform" mit mehreren Bänken und wunderschönem Blick hinaus auf die Ostsee. Hier waren auch schon einige andere Menschen gekommen, die alle ebenfalls das Polarlicht erleben wollten.

Die Bilder habe ich alle mit meiner Canon RP mit einem 16mm Weitwinkel bei ISO3200, Blende 2.8 und 4 Sekunden Belichtungszeit gemacht.

20:14 MESZ

Zwischendurch zogen ein paar Wolken durch. Deutlich konnte man erkennen, wie sich das Polarlicht immer wieder veränderte. Grünliche und rötliche Farben waren jetzt auch deutlich mit dem bloßen Auge zu erkennen.

20:20 MESZ

 Das Polarlicht zeigt auchimmer wieder deutliche "Beamer".

20:22 MESZ

20:25 MESZ

Gegen 20:30 Uhr wurde das Polarlicht immer heller, aber es zogen auch wieder Wolken auf...

20:37 MESZ

20:41 MESZ

Jetzt ergab sich eine leicht surreale lage: Im Norden konnten wir das helle Polarlicht über der Ostsee sehen, im Süden strahlte immer noch der Mond, der immer noch 6° Grad über dem Horizont stand, und von oben regnete es leicht aus der Wolke herab. Ein paar Menschen machten sich jetzt wegen der Regentropfen auf den Weg nach Hause, das war jedoch gut für all die, die jetzt erst kamen, so hatten sie wenigstens eine Chance noch einen Parkplatz zu bekommen. Man erzählte mir, alle Parkplätze seien übervoll, einige sind kilometerweit von Strande bis nach Bülk gelaufen. Ich denke, hier am Leuchtturm waren heute im laufe des Abends mehrere hundert Menschen.

20:44 MESZ

 Das Tröpfeln aus der Wolke dauerte jedoch nicht lange und sie löste sich scheinbar über unseren Köpfen auf, so dass das rote Polarlicht wieder sichtbar wurde.

20:51 MESZ

Das Polarlicht wurde immer heller, das Grün schien jetzt fast alles zu überstrahlen.

20:54 MESZ

Das rote PL wechselte immer wieder den Erscheinungsort.

20:58 MESZ

Hier noch ein Bild Richtung Osten:

21:15 MESZ

Wie schon zu Beginn im Westen, kann man auch hier erkennen, dass das helle grüne Polarlicht von rötlichem PL umgeben ist. Außerdem sieht man schön, wie sich das helle Polarlicht sogar in der ruhigen Ostsee spiegelt.

21:19 MESZ

Um 21:19 Uhr war dann mein erster Akku leer, und leider auch die Speicherkarte voll. Ersatzakku hatte ich dabei, eine zweite Speicherkarte leider nicht. So musste ich diese Beobachtungssession doch tatsächlich erstmal abbrechen. Doch das Polarlicht ging noch die ganze Nacht weiter.

In Bülk habe ich viele nette Gespräche mit anderen Beobachtern geführt. Leider haben viele Beobachter immer wieder nur in ihre Handys geschaut, so dass sich manche Augen gar nicht an die Dunlelheit adaptierten konnten. So sind manchen die tollen, für mich mit bloßem Auge sichtbaren, Farben des Polarlichts entgangen.  Aber es ist natürlich auch verführerisch, immer wieder zu sehen, wie gut heute die Bildsensoren in den modernen Handys oder Kameras arbeiten.

Viele weitere tolle Fotos aus allen Teilen Deutschlands gibt es im Polarlichtforum zu bewundern. In dieser Nacht reichte das Polarlicht bis in den Süden hinunter zu den Kanarischen Inseln, in Amerika bis ins südliche Florida nach zur Inselkette um Key West und Puerto Rico. Eine tolle Nacht!


Samstag, 28. Juli 2018

Beobachtungsbericht 27. Juli: Mondfinsternis, ein Fest für Geduldige

Die Mondfinsternis wurde genau wie ich es vorher gesagt hatte, zunächst zu einer großen Geduldsprobe. Nach einer ganzen Reihe von wunderschönen warmen Sommerabenden gab es auch am 27. Juli in weiten Teilen Deutschlands klaren Abendhimmel. Endlich Wochenende, zur besten Beobachtungszeit sollte der Mond im Südosten aufgehen.

Tausende Menschen hatten sich in vielen Orten auf den Weg zu angeblich guten Beobachtungsplätzen gemacht und wollten das groß angekündigte Spektakel miterleben. Längste Mondfinsternis des Jahrhunderts! "Blutmond" und gleichzeitig Marsopposition. Was hatte die Presse, Funk und Fernsehen nicht für ein tolles Ereignis angekündigt.

Aber wo würde der Mond nun tatsächlich zu sehen sein? Ich kam gegen 21 Uhr an meinem Urlaubsort in Kiel am Fördeufer bei der Blücherbrücke an - wollte mich dort eigentlich mit Kieler Sternfreunden treffen - und ich hatte mein kleines Fernrohr noch nicht einmal hingestellt, sondern noch über der Schulter getragen, da sprachen mich schon drei junge Mädchen an: "Sie sind bestimmt Experte: Wo ist denn jetzt der Mond?" Natürlich erklärte ich Ihnen, das hier die Sonne erst um 21:31 Uhr unter und der Mond zur gleichen Zeit aufgehen soll, aber weil er dann schon verfinstert ist, man sicherlich noch eine ganze Weile warten muss, bis er tatsächlich zu sehen sein wird.

Und so ging es Schlag auf Schlag weiter. Ich suchte mir noch schnell einen guten Aussichtspunkt zwischen all den jungen und alten Segelbooten, mit gutem Blick über die Förde auf das andere Ufer. Mit der App "The Photographers Ephemeriden (TPE)" hatte ich schon vorher genau gecheckt: der Mond würde exakt über der Schwentinemündung aufgehen und dann langsam an Höhe gewinnend in südlicher Richtung am Himmel hochsteigen. Doch zu sehen war natürlich: NICHTS! Denn es war zum Zeitpunkt des Sonnenuntergang zum einen natürlich viel zu hell am Himmel. Zum anderen war in Richtung Horizont auch leichter Dunst zu erkennen. Nach einem langen heißen Sommertag ist das doch auch gar nicht anders zu erwarten gewesen.

Und so fragten mich natürlich viele, viele um mich herum stehende oder vorbei kommende Passanten: "Wo ist denn nun der Mond?" Und geduldig erklärte ich, der Mond ist heute nicht so hell wie sonst bei Vollmond, schließlich befindet er sich jetzt schon im Erdschatten, sein Licht ist dadurch total gedämpft. Erst sollten ein paar helle Sterne am Himmel zu sehen sein, dann hätten wir auch eine Chance auf den Mond.

Und so kam es auch. Glücklicherweise entdeckten Passanten auf meinen Hinweis hin recht schnell den ersten "Stern" am Himmel, das war der Planet Jupiter. und so konnte ich den Leuten um mich herum zwar nicht den verfinsterten Erdmond, aber gleich vier Jupitermonde auf einmal zeigen. "Wow!" sagten viele. Dann wurde im Westen die Venus entdeckt. Und wieder ein neues Beobachtungsziel, das den Leuten erneut ein "Wow!" entlockte. Denn die Venus sah wirklich aus wie ein kleiner Halbmond!

Und dann, endlich, es war schon nach 22 Uhr, da entdeckte eine Gruppe junger Geophysikerinnen über dem Horizont am anderen Fördeufer einen leichten, rötlichen Schimmer: der Mond! Hurra! Er war doch noch aufgetaucht. Und schon hatte mein kleines Fernrohr endlich das ersehnte Ziel im Blick und immer wieder "Wow!"

Plötzlich brandete Jubel auf, Gegen 22:30 Uhr stiegt im Westen ein heller "Stern" schnell und steil den Himmel auf: die ISS kam vorbei. "Hallo Alex!" wurde laut gerufen. Ein weiterer Höhepunkt an diesem Abend. Für mich und mein kleines Fernrohr ging es jetzt nur noch zwischen den Zielen hin und her: Der verfinsterte Mond, Jupitermonde, der Ring des Saturn (das absolut "geilste" an diesem Abend, der sieht ja richtig "echt" aus.), die Venus war inzwischen untergegangen, dafür plötzlich der Hinweis: der "rote Punkt dort drüben, der war da eben noch nicht, das kann doch kein Warnlicht für Flugzeuge sein!?" Nein, natürlich nicht, das war der Mars!

Und jetzt wurde auch deutlich, warum es so lange dauerte, bis der Mond sichtbar wurde: Mars erschien viel heller als der Mond!

Die Stimmung auf der Blücherbrücke bei all den Besuchern und Himmelsbegeisterten war einfach nur Spitze! Zur Feier des Tages gab es sogar "Hugo"! Lange noch wurde in den Himmel geschaut, immer wieder erklärte ich die verschiedenen Planeten, langsam wanderte der Mond wieder aus dem Erdschatten heraus. Jetzt wurde ich philosophisch: "Schon die alten Griechen hatten erkannt, weil der Schatten der Erde bei Mondfinsternissen auf dem Mond immer rund ist, kann die Erde nur eine Kugel und keine Scheibe sein."

Zum Fotografieren bin ich an diesem Abend kaum gekommen, aber es gibt sicherlich etliche Handyfotos, die andere durch mein Fernrohr geschossen haben. Viele Menschen bedankten sich mit Handschlag bei mir, das ich sie heute ja soo glücklich gemacht habe. Meine Antwort war immer: Ihre Neugier, ihre Geduld, ihr Interesse an der Wissenschaft macht sie glücklich! geben Sie das an ihre Kinder und Kollegen weiter! Wissenschaft kann ja so spannend und faszinierend sein!

Hier meine wenigen Fotos:

Der verfinsterte Mond schimmert durch die Atmosphäre um kurz nach 22 Uhr.

Neugier genügt - heute darf jeder durch mein kleines Fernrohr schauen!

Die Finsternis geht zu Ende, der Mond verlässt den Erdschatten.

Ach ja, viele Grüße noch an die anderen Kieler Sternfreunde: Habe Euch leider nicht mehr getroffen, es waren einfach zu viele Menschen an diesem Abend unterwegs, und ich kam ja gar nicht mehr mit meinem Fernrohr weg von der Brücke. Bei Euch war es sicherlich ähnlich voll. Und herzliche Grüße von einer jungen Frau, und Mutter die bei mir immer wieder durchs Teleskop schaute, ihre Schwester war mit einer Gruppe anderer Sternfreunde wegen der Mondfinsternis extra an eine Sternwarte nach Namibia gereist, ich soll Euch alle herzlich grüßen...  dort schien der Mond sehr hell  orange hoch vom Himmel...