Dienstag, 27. Juli 2021

26. Juli 2021: ISS und Nauka

*** Am 28. Juli habe ich diesen Artikel ergänzt *****

Am Abend des 26. Juli klarte es passend zum Überflug der ISS kurz nach 22 Uhr sehr schön auf, so dass ich diesen Überflug gut fotografieren konnte. Ich habe meine Kamera in etwa auf die zu erwartende Flugbahn der ISS ausgerichtet und dann automatisch ein Bild nach dem anderen fotografiert. Die Belichtungszeit betrug jeweils 6 Sekunden, so dass die ISS eine schöne Strichspur auf jedem einzelnen Foto hinterlassen sollte. Die Empfindlichkeit hatte ich auf ISO100 eingestellt. Noch empfindlicher konnte ich es nicht einstellen, denn im Westen war der Himmel selbst noch sehr hell, da wäre das Bild sonst völlig "abgesoffen".  Zweimal musste ich die Aufnahmeserie unterbrechen, weil ich die Kamera in eine andere Himmelsrichtung drehen musste, sonst wäre die ISS zu schnell aus dem Bild herausgeflogen, so konnte ich sie recht gut verfolgen.

Anschließend habe ich die vielen Einzelbilder übereinandergelegt, so dass sich ihre Bahn Abschnitt für Abschnitt verfolgen ließ. Danach habe ich dann versucht, die Summenbilder zu einem Panorama zusammen zu fügen. Leider ist mir das nur für die ersten beiden Bilder gelungen und nicht mehr für das dritte. Hier hatte ich die Kamera wohl leider etwas zu weit gedreht, so dass die Software keine "Anschlusstellen" mehr finden konnte.

Hier das Ergebnis, ein kleines Panorama des ISS-Überfluges:

ISS Überflug am 26. Juli 2021

Wenn Sie auf das Bild klicken, öffnet es sich in einer größeren Darstellung. Die ISS fliegt von rechts nach links über das Foto. Am Anfang ist ihre Bahn (Strichspur) im Vergleich zum hellen weißen Himmel nur schwer zu erkennen. Hier schauen wir Richtung Westen hinein in die noch helle Dämmerung. Der Sonnenuntergang ist ja noch keine Stunde her. Wenn Sie das Bild etwas genauer betrachten, kann man gegen Ende des ersten Abschnitts (etwas rechts der Mitte des Bildes) einen hellen Stern erkennen. Das ist Arkturus, der hellste Stern im Sternbild Bärenhüter. Die ISS zieht ihre Bahn deutlich oberhalb von Arkturus am Himmel. In der linken Bildseite blicken wir nach Süden, dort ist der Himmel schon deutlich dunkler und die ISS tritt viel heller am Himmel hervor.

Hier noch das Bild der letzten Etappe der ISS, das sich leider nicht direkt mit den anderen kombinieren ließ.

Das Ende des ISS-Überflugs

Hier schauen wir in Richtung Südosten. Die ISS fliegt knapp 400 Kilometer über der Erde, bleibt daher fast die ganze Zeit bis kurz vor dem Horizont von der Sonne angestrahlt, denn diese stand zurzeit des Überflugs nur 8° Grad unter dem Horizont.

Am 21. Juli 2021 wurde ein neues russisches Modul für die ISS gestartet: Nauka. Der Bau dieses Moduls wurde schon 2004 begonnen. Durch eine unglückliche Verkettung verschiedenster Umstände verzögerte sich die Fertigstellung jedoch immer wieder. Und auch jetzt beim Start ging einiges schief, denn das Modul erreichte zunächst nur eine viel zu niedrige Umlaufbahn. Nach einigen Überprüfungen stellte man jedoch fest, das sich die ISS durchaus noch erreichen lässt. Ein Andocken soll jetzt am 30 Juli erfolgen.

Am Montagabend sollte das Nauka Modul kurz vor 23 Uhr über unseren Himmel fliegen. Würde man es sehen können? Es ist ja viel kleiner als die ISS selbst, sollte also sicherlich deutlich lichtschwächer sein.  Zum Glück war es gegen 23 Uhr auch schon dunkler, so dass ich die Empfindlichkeit meiner Kamera diesmal auf ISO800 stellen konnte. Ich habe wieder jeweils 6 Sekunden belichtet.

Hier das Bild vom Überflug, wieder zusammengesetzt aus vielen Einzelbildern wie oben beschrieben:

Nauka-Überflug am 26. April

Leider wurde es gegen 23 Uhr wolkiger. Auch Nauka fliegt wieder von rechts nach links durch das Bild. Das Erscheinen über den Bäumen in der Mitte ist nur sehr schwer zu erkennen. Nauka war also durchaus lichtschwächer als die ISS. Erreichte die ISS teilweise durchaus Venus-Helligkeit, war Nauka aber doch immerhin noch in etwa so hell wie Arkturus oder andere helle Sterne.

Zum Zeitpunkt des Nauka-Überflugs stand die Sonne schon fast 12° Grad unter dem Horizont. Das bedeutete natürlich, das Nauka viel eher im Erdschatten verschwinden müsste. Und so war es natürlich auch. Hier brauchte ich die Aufnahmeserie zwischendurch nur einmal zu unterbrechen.

Die Bahn von Nauka ist im Vergleich zur ISS längst nicht so hoch am Himmel. Sie fliegt deutlich unterhalb von Arkturus in den Himmel hinein.

Und schauen Sie einmal genau hin, was im linken Teil des Bildes zu erkennen ist: Kurz bevor die Spur von Nauka verschwindet, wird sie noch einmal deutlich heller. Fast wie früher bei einem Iridiumflare leuchtete Nauka noch einmal recht hell auf. Wahrscheinlich müssen hier die Sonnenkollektoren von Nauka das Licht der Sonne genau in meine Beobachtungsrichtug reflektiert haben.

Einem britischen Amateurastronomen gelang übrigens ein tolles Foto von Nauka, kurz nach dem Start in der Nähe von London aufgenommen.

Hoffen wir, das die weitere Mission von Nauka gelingt und somit auch die Mission der ISS weiter erfolgreich fortgeführt werden kann.

*** Ergänzung vom 28. Juli *****

Am 28. Juli wollte ich noch einmal die ISS und Nauka beobachten, da beide kurz nacheinander auf fast gleicher Bahn über den Himmel fliegen sollten. Auch hier war der Himmel ab 20:15 Uhr wunderschön klar, und ab 22:15 Uhr, kurz bevor die ISS und dann ab 22:30 Uhr auch Nauka auftauchen sollte, begann der Himmel sich zu bewölken. Hier ein animiertes gif, zusammengesetzt aus 100 Bildern a 6 Sekunden, die jetzt nur jeweils 0,2 Sekunden gezeigt werden:

Können Sie die ISS hinter den Wolken aufblitzen sehen?

Die ISS ist in den ersten Bildern (wenn der Himmel noch am blauesten ist) ab und an kurz aufblitzend zu finden, für Nauka waren dann die Wolken schon zu dicht.


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