Mittwoch, 6. Juni 2012

6. Juni - Venustransit

Die Wettervorhersage war für Bad Lippspringe und unsere Region nicht gut. Von Westen sollten Wolken aufziehen und später am Morgen sogar kräftigen Regen bringen.

So war ich am Abend vorher hin und her gerissen. Früh ins Bett gehen, um ggf. am nächsten Morgen noch auf die Schnelle ein-, zweihundert Kilometer weit nach Osten fahren, um den angekündigten Wolken ein Schnippchen zu schlagen? Oder gleich zu Hause bleiben und das ganze Ereignis im Internet verfolgen?

Beinah wie zum Hohn klarte es am Abend des 5. Juni recht gut auf. Nur einige hohe Cirren blieben am Himmel, vielleicht schon die Vorboten des sich (laut Regenradar) von Frankreich her nahenden Regengebietes.

Um 22:38 Uhr verfolgte ich zunächst einmal noch den Überflug der ISS. Inzwischen war auch der noch fast volle Mond aufgegangen, der sollte mir doch auf alle Fälle ein Foto wert sein:

Mond, fotografiert durch ein Spektiv

Mittlerweile war es schon 23:30 Uhr geworden. In einer guten halben Stunde würde der Venustransit beginnen. Jetzt ins Bett gehen? Nein, ich entschied mich, den Beginn des Transits im Internet zu verfolgen.

Es gab eine ganze Reihe von sehr guten Websites. Kurz vor Mitternacht veröffentlichte die NASA ein Foto, geschossen vom SDO-Satelliten, welches die herannahende Venus noch in der Sonnenkorona zeigte:

Quelle: http://ow.ly/i/FXBB/original
 Und dann konnte man zum Beispiel den Beginn des Transits in einer Übertragung aus Tromsö, Norwegen, live verfolgen:


Beginn des Venustransits in Tromsö (Quelle: http://sunearthday.gsfc.nasa.gov/webcasts/norway/)


Aus Hawaii gab es das ganze im H-Alpha-Licht zu bestaunen:

Venustransit auf Hawaii (Quelle: http://sunearthday.gsfc.nasa.gov/webcasts/nasaedge/)

In der Überlagerung beider Bilder kann man übrigens sogar einen kleinen "Parallaxen-Effekt", bedingt durch die unterschiedlichen Beobachtungsstandorte, feststellen.

Erst gegen 1:00 Uhr habe ich dann ins Bett gefunden. Doch um 4:00 Uhr klingelte gleich wieder der Wecker. Ein Blick nach draußen zeigte meinen müden Augen, dass es doch nicht so ganz bewölkt war. Vielleicht könnte ich ja tatsächlich selbst etwas sehen. Nach einem kurzen Kaffee zum Aufwachen ging es los zum Haxter Berg bei Paderborn. Von dort erhoffte ich mir eine gute Aussicht auf den Sonnenaufgang.


Dort hatten sich schon eine gute Handvoll Freunde von der Sternwarte versammelt und eine Gruppe von fünf Studenten von der Uni war auch erschienen. Gespannt musterten wir die Horizontlinie. Deutlich war eine Aufhellung zu erkennen:

Sonnenaufgang am Haxter Berg

Sollten wir doch Glück haben und etwas vom Transit zu sehen bekommen? Die Aufgangsuhrzeit 5:08 Uhr verstrich und noch war keine Sonne zu sehen. Die Bewölkung war einfach zu stark. Doch trotzdem gaben wir nicht auf, denn zwischen den Wolken war doch irgendwie Sonnenlicht zu erkennen. Hier ein Foto von mir, welches leider nur den unteren Teil der Sonnenscheibe zeigt, die Venus selbst bleibt hinter Wolken verdeckt:

Sonnenscheibe - ohne Venus

Doch Sternfreund Frank hatte mehr Glück! Ihm gelang dieses Foto:

Venustransit am Haxter Berg, Paderborn

Hurra! Es hat geklappt! Wir haben die Venus gesehen! Die Freude war groß, das frühe Aufstehen hatte sich doch gelohnt!

Und nachdem ich eben meine Fotos noch einmal durchgesehen habe, und die teilweise überbelichteten etwas "verdunkelt" hatte, entdeckte ich doch auch noch dieses hier:

Canon EOS 350D mit Sigma 70-300mm Zoomtele bei 1/4000 sec und f/22, ISO 200, 119 mm


Bald danach verschwand die Sonne jedoch vollständig hinter Wolken. So fuhr ich wieder nach Hause und konnte dann dort im Internet noch das Ende des Transits verfolgen. Anderswo war doch deutlich besseres Wetter. Wer bis an die Ostsee gefahren war, konnte dort ganz prima beobachten.

Viele schöne Bilder vom Venustransit, darunter auch einige gute Animationen gibt es von den Freunden aus dem Polarlichtforum: http://www.meteoros.de/php/viewtopic.php?t=9542


1 Kommentar:

  1. Hallo Wolfgang!

    Ein sehr schöner Bericht und auch noch ein glückliches Foto vom Ereignis.
    An der Ostsee war der Transit wirklich tief beeindruckend.
    Der perfekte Transit 2004 unter super Bedingungen steht bei mir persönlich da sogar hinten an.
    Damals hatten wir in Mainz viel Betrieb auf der Sternwarte mit einem Fernsehteam und vielen Besuchern. Diesmal waren wir ein Haufen Amateurastronomen und die Natur...pur!

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